Moinsen an alle Fusselliebhaber!
Ich muss euch noch einiges erzählen! So zum Ende der Semesterferien hin habe ich mich ziemlich geärgert. Meine Freizeit wäre fast wieder zu Ende und ich hätte Elsa wieder nicht fertig, bzw. auf die Straße bekommen. Und das obwohl ich es mir fest vorgenommen hatte. Aber anstatt zu Jammern habe ich die Ärmel hochgekrämpelt und habe etwas gegen meine Unzufriedenheit getan. Nämlich an Elsa geschraubt!
Genug zu tun gab es ja noch.
Außen wurden erst einmal alle Zierleisten mit den selbstgebauten Zierleistenclips angebaut. Vorher wurden die natürlich noch einmal poliert (Das Gute an VA ist ja, dass es nicht rostet) und die Überreste der alten Zierleistenhalter entfernt. Das war manchmal gar nicht so leicht, weil die mal jemand festgeklebt hatte. Zum Teil saßen die echt bombenfest. Aber nichts, was man mit einem Hammer und einem Schraubenzieher (und einem Pflaster für den Daumen) nicht wegbekommen hat. Ich habe mich übrigens echt geärgert, dass ich das Seilfett in die Hohlräume gespritzt habe, bevor überhaupt die Zierleisten dran waren. Ich habe geklebt ohne Ende. Aber ist vielleicht auch ganz gut. Ich roste erst einmal nicht mehr.
Weiter gemacht habe ich danach mit dem Innenraum. Die Türverkleidung der Fahrertür wurde von unserer Nachbarin, eine Schneiderin mit einem richtig großen Talent, genäht. Da war der alte Stoff leider schon echt porös. Einen ähnlichen, neuen Stoff konnte sie dann noch auftreiben und hat das alles echt gut hinbekommen. Die Sitze und Türverkleidungen wurde so gut gereinigt, wie es geht. Wie ihr auf dem Bild sehen könnt, sind trotzdem noch einige Flecken drauf, die nicht mehr weggehen.
Der Innenhimmel war hinten auch gerissen. Ein neuer Himmel kostet aber Geld. Und ich wollte ja Elsas Alter auch nicht komplett wegrestaurieren. Patina muss sein. Da Flicken in "Zigarettendunstbraun" gerade nicht im Angebot waren, haben wir einfach Leinenstoff in schwarzem Tee getränkt und so eingefäbrt. Die Idee kam von meiner Mutter. Und da ich die so gut fand (und beim Nähen immer so komische rote Flecken im Stoff von meinen Fingern abfärbten), konnte ich ihren Vorschlag den Innenhimmel zu nähen auch nicht ablehnen.
Während die Himmelbaustelle also in Arbeit war, habe ich nicht untätig herumgesessen und bei Elsa neuen Teppich verlegt. Natürlich die günstige Variante von Skandix - die originalen Gummimatten liegen außer im Fahrerfußraum und am Getriebetunnel als Dämmung noch drunter), in die selbst die Löcher für Fernlichtschalter und Pedalerie gestanzt und geschnitten habe. Alles nach Außenmaß. Und es passte gleich. Und es kann nicht einmal verrutschten. Perfekt!
Ein kleines Problem mit der Beleuchtung hatte ich dann auch noch. Die funktionierte einfach nicht mehr. Von jetzt auf gleich. Ihr glaubt gar nicht, was ich herumgemessen und gesucht habe, bis ich merkte, dass die Sicherung einfach ein wenig oxidiert war. Klasse. Genau den Fehler hatten wir übrigens ein paar Tage vorher beim Cabriolet gehabt. Aus Fehlern lernt man? Nicht immer. Aber gut, so habe ich wenigstens noch einmal geschaut, dass alle Verbindungen auch sauber sind.
Einen neuen Außenspiegel gab es dann auch noch. Der Alte hatte ein echt komisches Lochmaß und wird auch nicht mehr hergestellt. Dieser neue Volvo-Spiegel ist da doch etwas gängiger und es gibt ihn sogar noch zu kaufen. Nur, falls mir mal einer den Spiegel abfahren sollte, was ich natürlich nicht hoffe. Um ein paar weitere Kleinigkeiten habe ich mich dann auch noch gekümmert. So habe ich die elektrische Pumpe für die Scheibenreinigungsanlage auseinander genommen, wieder gangbar gemacht und neu geschmiert, damit die noch ein paar Jahre hält. Ist zwar eigentlich ein Wegschmeißteil, aber da die Reparatur klappte... man muss ja nichts verkommen lassen.
Am 31. August hatten Elsa und ich dann unsere "dreijährigen Jahrestag". Genau an dem Tag sind wir morgens in einem Konvoi nach Dänemark gefahren und haben die alte, rostige in Schweden geborene Dänin abgeholt. In den drei Jahren hat sie sich mit viel Körper- und Zeit- aber nicht so viel Geldeinsatz von meinem Vater, meiner Mutter, dem Lackierer und einigen Freunden und vielen, vielen Tipps doch ganz schön gemacht, oder? Ich bin echt zufrieden.
Dann war es auf einmal alles echt spontan. Ich wusste nicht mehr, was ich sonst noch weiter an Elsa schrauben sollte. Eigentlich war alles soweit fertig. Und ich war ungeduldig. Also habe ich spontan in der Oltimerwerkstatt meines Vertruens angerufen und gefragt, ob ich Elsa bringen könnte. "Das passt!", bekam ich als Antwort. Na, das wollte ich hören. Aber wie? Fahren ging ja schon einmal nicht. Also Anhänger. Dann habe ich also noch schnell bei einem Teilehändler, der auch Anhänger vermietet, angerufen, ob auch ein Anhänger frei wäre. "Ja. Jetzt?" - ihr glaubt gar nicht, wie schnell ich die Anhängerkupplung unter die Stoßstange des Emdener Nun-nicht-mehr-Stinkediesel-da-Abgasupdate-bekommen-Kombi gebaut hatte und mich die 25 Kilometer zum Vermieter aufgemacht habe. Dort angekommen war ich dann echt überrascht. Das Ding ist breit. Sehr breit. Aber es kann kippen und Elsa aufnehmen. Was will ich mehr? ;D. Schneller als 80 km/h darf man sowieso nicht fahren. Bis ich zu Hause war, hatte ich keine Angst und habe nicht geschwitzt. Wenn so ein Ding hinter dem Auto hängt und man vorsichtig fährt, ist es überhaupt kein Problem. Bei gesitteter Fahrt stören sich andere Autofahrer ja auch nicht an dem Anhänger. Auf unserem Weg vor dem Haus zu wenden, der nicht einmal ganz so breit ist, wie der Anhänger, ging auch prima. Dann musste nur noch Elsa darauf. Und ab hier wurde ich nervös. Zudem wurde es heiß, was ja auch nicht gerade für einen kühlen Kopf förderlich ist. Erst einmal musste Elsa vom Hof herunter. Die gute Sache daran: Elsa sprang an und fuhr herunter. Die Schlechte: Ich habe den Choke zu früh reingeschoben, Elsa ging aus und nicht mehr an. Batterie leer. Spätestens jetzt wären wir ohne die Winde aufgeschmissen gewesen. Aber das waren wir nicht. Die Winde war dran und funktionierte prima. Nach einigem Hin-und-Her-Rangieren haben wir gemerkt, dass Elsas Spur nicht viel breiter ist als das "Loch" zwischen den Rampen. Glück gehabt! Elsa wurde dann noch ordentlich verzurrt. Dann stieg ich hinter das Steuer, startete den Motor und rollte los. Mit Elsa auf dem Anhänger. Und dahinter meine Mutter in meinem Golf, die sicher gehen wollte, dass unterwegs auch nichts passiert. Genau davor hatte ich auch Angst. Drei Jahre Arbeit, eine Sekunde Pech und schon wäre das alles für die Katz gewesen. Alles.
Die Fahrt war aufregend. Nicht nur wegen der Angst, die mich so viel schwitzen lassen hat, dass ich bei der Ankunft mich total dehydriert fühlte, sondern auch, weil viele Leute einfach nur glotzten. So im Nachhinein gesehen war meine Angst eigentlich total überflüssig. Elsa war gut gesichert und...auffällig. Extrem auffällig. In der nächsten Kleinstadt sah ein Freund von uns das Gespann und grüßte ganz überrascht. Ich glaube, das wäre ich auch gewesen. In der Kreisstadt, die ich durchkreuzen musste, sah ich dann viele zeigende Gesichter und eine Frau in einem Kangoo, die "WOW!" rief. Das konnte ich von ihren Lippen ablesen. Nach gut vierzig Minuten Fahrt kamen wir dann auch bei der Oldtimerwerkstatt an. Meine Mutter wurde gleich auf einen Kaffee eingeladen, während mein Vater und ich Elsa abgeladen haben. Als sie wieder eigenen Boden unter den Rädern hatte, wurde bei einem Kaffee (und Wasser für mich) alles besprochen, was denn so gemacht werden soll. Ob es bis zur Prüfung, die morgen ansteht, klappt, wusste der Meister übrigens nicht. Ein bisschen Zittern war ja schon dabei...
Da ich nicht wusste, was eigentlich alles funktioniert, weil ich noch nie wirklich über 20 km/h und 200 Meter mit Elsa gefahren bin, holte der Meister seine roten Nummer, tüddelte sie mit Kabelbinder an Elsa heran und wir fuhren los. Naja, fast zumindest. Erst einmal musste Elsa angeschoben werden. Das klappte. Nach kurzem Schieben röchelte Elsa kurz und lief dann gleich recht rund im Leerlauf. Natürlich noch mit Choke, den ich dies Mal nicht zu früh reinschob, sondern wartete. Dann übernahm der Meister das Steuer und pflanzte mich auf den Beifahrersitz. "Ich weiß nicht, ob der Motor überhitzt oder so und auch nicht, wie Elsa reagiert", sagte ich. "Sehen wir gleich!", meinte der Meister und fuhr los. Erst ruhig. Dann zog er Elsa bis 80 km/h hoch und bremste voll. Der Pedalweg war seiner Meinung nicht gut eingestellt, genauso von der Kupplung. Die Handbremse probierte er auf ähnliche Weise aus. Natürlich nicht bei 80 km/h ;D. Auf der Rücktour der kleinen Fahrt gab er Elsa dann einmal richtig die Sporen. Ein bisschen Schiss hatte ich ja schon... so nach 17 Jahren Standzeit. "Warum? Das ist ein Volvomotor!" - wo er recht hat, hat er recht. Ich habe da aber ein extrem flottes Fahrzeug. Das straffe Fahrwerk (ist ja eh alles neu), wurde auch gleich gelobt. Da freut sich das Schrauberherz. Überhitzt ist Elsa übrigens nicht. Und auch die Bremsen zogen (sehr zum unseren Erstaunen, alles nur nach Gefühl eingestellt) echt gleichmäßig.
So ließ ich Elsa da. Das war übrigens am Mittwoch, den 08.09.2016. Am zwölften sollte ich wieder anfangen zu studieren. Ich habe da meine Chancen aufs Fahren noch in den Semesterferien echt schwinden sehen.
...wenn Elsa nicht am nächsten Tag die HU bestanden hätte! Ohne Mängel! Ich war echt froh. Und da es donnerstags war und das Straßenverkehrsamt da auch immer nachmittags aufhat, konnte ich Elsa auch gleich anmelden. Nur noch nicht abholen. Ein paar Restarbeiten standen doch noch an, die der Meister zu einem sehr fairen Preis und in echt guter Qualität abgeliefert hat.
Am Freitag, den 09.09.2016, konnte ich Elsa dann endlich abholen. Ich konnte doch noch, am letzten Ferientag, mit ihr fahren
. Sogar recht früh, kurz nach acht klingelte das Telefon. Und ich war echt nervös. Ich bin ja Elsa bisher maximal einmal über den Privatweg hin und zurück gefahren und gerade mal in den zweiten Gang geschaltet, um mit 20 km/h dort entlang zu zuckeln. Nun ging es aber auf echte Straßen. Mit echten anderen Verkehrsteilnehmern. In einem fast sechzig Jahre altem Auto.
Aber es klappte von Meter zu Meter besser. Dass Elsa ein riesiger Sympathieträger ist und echt viele Leute winken, hupen, den Daumen hoch geben, sich freuen hat mir sogar noch mehr geholfen und mich von meiner unbegründeten Nervösität abgelenkt. Elsa hat ihre Sache aber echt gut gemacht. Nachdem ich mich eingefuchst hatte und mit 80 über die Landstraße tuckerte, lief sie immer ruhiger und sonorer und machte echt einen unzerstörbaren Eindruck. Zu Hause habe ich dann noch einmal die Motortemperatur gemessen, die mit gut 85 Grad auch vollkommen in Ordnung war.
Am ersten Tag habe ich Elsa dann dafür genutzt, wofür sie gebaut wurde. Ich bin gefahren. Als erstes nach Büsum zur Versicherung, um den Fahrzeugschein reinzureichen. Da bin ich an meiner ehemaligen Schule vorbeigekommen. Dort standen noch echt viele Kinder am Bus, die sich über Elsa freuten und winkten und noch mehr über ihre Hupe lachten. Ein paar Rentner auf einem Fahrrad fuhren fast zusammen, weil sie Elsa hinterherguckten. Aber bei ihrem Hintern wohl auch kein Wunder...
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Auch Einkaufen bin ich mit ihr gefahren. Dort habe ich die Motorhaube geöffnet, um die Stauhitze ein wenig herauszulassen. Das hat dann sogar noch mehr Blicke auf sich gezogen. Ein Mann meinte, dass sein Vater auch mal so einen Opel gehabt hätte. Die Frau in dem V50 hinter mir lobte den Buckelvolvo und die Qualität von Volvos im Allgemeinen. Ein Mann sprach mich darauf an, dass ich echt weit weg vom Bordstein parkte (Stimmt ja auch, aber Elsa ist echt schmal, für mich noch ungewohnt)und philosophierte mit mir ewig über die Technik von alten Autos und wie schön die doch waren. Zwei Käfer hatte der Herr schon restauriert. So kamen am ersten Tag gut 160 Kilometer zusammen.
Am Samstag habe ich Elsa dann echt praktisch im Alltag genutzt. Ich bin zu Oma gefahren und habe ihre Einkäufe vorbeigebracht, habe einen Kumpel besucht und bin mit ihm eine Runde mit Elsa gefahren. Auf der Rücktour dann noch kurz bei der Arbeit vorbei. Abends kam noch eine Freundin vorbei, die seit ich Elsa habe, meinte, sie wolle unbedingt einmal mitfahren. Ihr Wunsch war mir Befehl. "Elsa scheint echt ein Hingucker zu sein. Die glotzen ja alle!"
. Ihr hat die Fahrt gut gefallen.
Am Sonntag tankte ich Elsa noch einmal voll (Recht kleiner Tank, dann tut das auch nicht gleich so weh...), lud meine Eltern ins Auto und machte mich auf nach Tönning, zum Eis essen. Als ich in der Nähe der Eisdiele parkten, sprachen mich auch gleich zwei Gäste auf Elsa an. "Tolles Auto! Kaum parkte der Volvo da, habe ich gleich meinen Kaffee verschüttet!" Ich sah dann später, wie sie in einen alten Saab 900 stiegen. Schwedenfans! Die Fahrt nach Tönning und zurück meisterte Elsa echt gut. Erst, als ich zu Hause zu einer Pinkelpause anhielt und wieder losfahren wollte, sprang sie nicht mehr an. Batterie leer.
Die Lichtmaschine haben mein Vater und ich dann gleich überprüft. Alles okay. Kohlen okay, Kollektor nicht eingelaufen, Lager fest. Also habe ich (wie immer, wenn ich irgendwo nicht weiterkomme) meinen Kumpel Jürgen kontaktiert, der mir wieder Fern-Anleitungen geschickt hat. Auch da konnten wir nichts auffälliges Feststellen. Außer, dass kein Ladestrom an der Batterie ankommt.
Ein paar Tage später bin ich zum Boschdienst. Mit einer vollgeladenen Batterie. Leider war selbst der Meister zu jung, um noch sechs Volt zu kennen. Die alteingesessene Bosch-Werkstatt in der Nähe ist leider geschlossen worden, nachdem der Betreiber mit über 80 Jahren gestorben war. Die Lichtmaschine gibt immerhin 7,5 Volt ab und der Regler schließt die Kontakte auch, ab und zu kommt auch Ladestrom an der Batterie an. Aber irgendwo muss der restliche Strom ja bleiben. Der Meister tippte auf einen kaputten Regler, einen neuen gibt es nicht mehr zu kaufen.
...aber die Geschichte von Elsas Instandsetzung ist ja eh noch nicht vorbei. Fahrbereit ist sie. Fertig? Noch lange nicht. Irgendwie freu ich mich drüber.
Schöne Grüße
Lars