Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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na dann...

TAG 76:

Aufbruchsstimmung, Hausputz und Vorbereitungen, wir wollen weiter. Der CP ist zu empfehlen, marokkanischen Standarts entsprechend und günstig. Klospülung funktioniet nicht, man muss sich nen Eimer mitnehmen. Dafür haben wir für die Dusche gestern nen Zimmerschlüssel für die Bungalows bekommen, darin Privatsphäre und warmes Wasser sowie Steckdose zum Haare fönen. Die Ausstattung dort, naja. Ich würde lieber im Zelt schlafen. Der Platz schön und zentral, gut zu finden, gibt nur den einen in El Jadida.

Wir starten gegen Mittag, hab irgendwo schon erwähnt dass es ne blöde Idee ist so gen Süden zu fahren, aber was bleibt als Option? Also brennt es mal wieder durchs Frontfenster. Die Route so nah wie möglich an der Küste entlang, dadurch abseits der Schnellstraße, ruhig und schön, wenn auch irgendwie öde. Marokko hat über 3500km Küstenlinie.

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Die Küste mal flach und sandig, häufiger werdend jedoch schroff und steil, einige Stops doch nur dieser hier fällt aus der Reihe. Neben der Straße weites Land. Auf dem Plateau kann man alles überschauen, bis zum Rand der Klippen, tolles Foto, tolle Sicht.

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Jedoch nur in eine Richtung und die auch noch mit etlichen Frachtern am Horizont versaut. Der Grund dafür ein gigantisches Kraftwerk zur Stromerzeugung. Nach Recherchen soll dieses über die Hälfte des marokkanischen Verbrauchs erschaffen, blöderweise aus Kohle welche wohl aus Südafrika stammt. na wenigstens Zentral und nicht alle paar Kilometer ein kleiner häßlicher Fleck Industrie.

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Wir brauchen wirklich eine ganze Weile diesen Komplex zu durchfahren, die Straße führt von massigen Zäunen abgegrenzt mitten durch. Dahinter dann noch ein Wald von Strommasten in alle Richtungen. Über Elektrosmog sollte man sich hier keine Gedanken machen.

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Farbenfroh wird es zum Glück wenig später. Am Straßenrand wird frisches, saisonales und regionales Gemüse angeboten. Die Erde sieht fruchtbar aus, eine Senke hinter der schnurgeraden Steilküste ist ersichtlich beackert. Esel mit Pflug, Handarbeit auf kleinen Parzellen.

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Weit kommen wir heute nicht, wollen wir aber auch gar nicht. Oualidia liegt an einer hübschen Lagune die hier die Anbausenke ersetzt. Eine ähnliche Formation weiter hinter uns ließ uns schon rätseln ob wir den Ort verpasst haben. direkt an der Straße gelegen geht das aber nicht. Quirliges Treiben am nahen Kreisverkehr, der wohl das Zentrum darstellt. Letzte Besorgungen, wir wollen mal an den Strand gucken. Im Ort gibt es wohl auch nen WoMo Stellplatz aber Natur ist heute angesagt. Etwas weiter südlich in Sichtweite, genau dort wo die Steilküste wieder den Sandstrand ablöst beobachten wir die untergehende Sonne.

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Wäre nen toller Platz für die Nacht, Wasser gibt es auch aus einer Leitung und die letzten anderen Autos sind weg. Nur eine kleine Hütte befindet sich dort, ne Matratze drin und Beleuchtung. Uns stellt sich jemand als Guardian vor und verlangt 50dh für die Nacht, das ist doppelt so viel wie auf dem Stellplatz im Ort. Kein Bock, nichtmal auf Verhandeln obwohl gleich dunkel wollen wir weiter, es gibt da nen Plan B. Die Koordinaten aus dem Edith Kohlbach Buch führen uns über einen Schotterweg die Steilküste entlang. Der Eingang fast versteckt in Schilfgras. Der Versorgungsweg für die Felder in der Senke, die hier hinter der Saline wieder beginnen. Und die Steilküste quasi ein 100m breites Plateau in dem wir sogar eine windgeschützte Senke finden. Tolle Aussicht aufs tobende Meer knapp 40m unter uns. Von Busfreaks annektiert, hier bleiben wir.

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Heute Abend Datenverabreitung, und dann von den Wellen die hier als durchgehendes Rauschen erscheinen in den Schlaf summen.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 77:

Der Platz ist ideal, weit ab von allem was störend wirken kann. Sonnenaufgang auf der dem Meer abgewandten Seite. Die Buchten unter uns also noch im Schatten. Die Hunde, also Atlas und seine Nachbarkumpels toben in der nahen Gegend umher, sollten jetzt auch kapiert haben, dass es nicht direkt ans Wasser geht. Ich suche später einen Weg hinunter und nutze den Ausflug mit dem Rad um ein spektakuläres Stück Steilküste auf dem Grad entlang zu balancieren. GoPro sei Dank ein toller Film geworden.

Videolink
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Der Abstieg zum Strand erfolgte dann aber wenig später zu Fuß. Mehr gerutscht als kontrolliert die sandige Serpentine gelaufen ist das ein Erlebnis für sich. Atemberaubende Aussicht, Atlas vorne weg.

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Der Strand dann verlassen wie erwartet, nur wenige Fußspuren zu erkennen, die stammen von einem Angler wie sich später rausstellen sollte, der seine Rute hier wohl über die Flut warten lässt. Ebbe und Flut ist hier wieder Thema. Der Strand eigentlich nur bei Niedrigwasser zu betreten, ansonsten reichen große Brecher fast bis zur Steilwand. Möchte hier nicht bei Sturm sein. Im Sommer wiederum bis zum späten Mittag ein kühleres Plätzchen durch den Schatten, tolle Gegend, super Landschaft.

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Wir haben beschlossen noch ne Nacht zu bleiben, Ruhe und Abgeschiedenheit mal nötig für Bürokram und Akku auffüllen. Was für ne Aussicht um am Laptop rumzuspielen... frag ich mich warum man sich für sowas in ne weiße Betonzelle mit Neonlicht einsperren lässt.

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Eigentlich haben wir alles was wir brauchen, machen trotzdem noch ne Radrunde für Besorgungen in die Ortschaft. Der Weg dorthin abseits der Straße durch die Feldwege im Tal parallel zur Küste mit Einblick in die örtliche Landwirtschaft. Dieselpumpen förtdern Wasser aus Brunnen welches per Folien auf Äcker geleitet wird. Esel ziehen selbstgebastelte Pflüge durch die Felder, Menschen ernten per Hand und tragen Kisten auf die nahen bunten LKW. Kann man nur hoffen, das Chemiedünger weiterhin unerschwinglich bleibt und Nahrungsmittel biologisch angebaut werden.

Im Ort dann etwas Kontrast, unten nahe der Lagune stehen auf einer Betonfläche doch mehr Wohnmobile als erwartet. Franzosen größtenteils (wie überall bisher) die Häuser in Meeresnähe wirken neu und europäisch, Ferienanlagen offensichtlich.

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An einer kleinen Promenade dann die Hauptattraktion des Ortes, frischer Fisch und Austern. Serviert aus Gepäckträgern einer Roller-Flotte. Am Strand dann Plastikstühle und Tische mit Sonnenschirm, davor etliche Grillstände, frisch serviert mit Blick auf die Wellen.

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Könnte schon romantisch sein, wenn man sich etwas ungestörter fühlen könnte und nicht überall gleich aufdringlich (marokkanisch) angequatscht wird. So fühlen wir uns eher vergrault und nehmen unseren Weg auf um den Blick über die Lagune seitlich von uns schweifen zu lassen. Hier liegen die Fischerboote und das Wasser ist ruhig. Fußballspielen am Strand ist populär und trotz des mäßigen Wetters welches grad aufzieht doch beachtlich viel Verkehr. Die Sonne wird von Höhennebel abgemildert, Skandal!

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Wir nehmen die einzige Straße hoch zur Hauptader um am Kreisverkehr Brot und Gemüse zu besorgen. Schauen uns alles ganz in Ruhe an und bleiben interessiert an einem der Fischstände stehen. Hier stehen zwei Jugendliche und braten fleißig Fisch, riecht lecker und soll als Snack dienen. Ich frage ihn was er anbietet und dafür haben mag, er kann damit aber nicht viel anfangen und ruft noch einen Kumpel. Zusammen bekommen wir raus, dass ich mir bei den umliegenden Fischhändlern einfach was aussuche und ihm zum frisch grillen bringe. Er hilft mir beim Nachbarn zwei Schollen und eine Dorade auszuwählen, dafür zahle ich 25dH und warte im nahegelegenen einfachen Restaurant, wo wir dazu nen Salat ordern und ein Gedeck mit Brot hingestellt bekommen. Schälchen Öl und nach wenigen Minuten gibt`s den frisch ausgenommenen Fisch brutzelnd vom Wendegitter auf den Teller. WOW, und mit Trinkgeld für die Jungs war der Schmaus für gesamt 6,-€ die optimale Wahl.

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Damit schließen wir mal einen ereignisarmen Tag und freuen uns auf eine weitere Nacht an Marokkos Küste. Die Planungen für Morgen hören sich schonmal gut an. Wir haben nochmal umdisponiert und machen nen Abstecher in die Berge anstatt immer weiter der Küste zu folgen.

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Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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Nee, der Alulenker knarzt... ansonsten alles in Butter, Weitwinkel Einstellung medium, wirkt also etwas besser :)

TAG 78:

So waren wir mal zeitig abfahrbereit und störten uns nicht an der heute fehlenden Sonne. Im Gegenteil, wie es das Schicksal so wollte war heute Reisewetter und wir glücklich über die paar Wolken am Himmel. Keine knallende Sonne wenn wir Richtung Osten unseren Weg ohne die Hauptstraße nördlich vorbei an Marraksch suchen. Wir passieren eine trostlose Gegend, geprägt von ehemaligen Korallenriffen die hier eine bizzarre, karge Landschaft bilden, einer Steppe ähnliche. Flaches weites Land und meiner Meinung nach keine Grundlage hier überhaupt zu leben. Doch wir sehen so einige Viehhirten, die ihre Schafe und Ziegen über staubige Äcker ohne nur einen einzigen grünen Halm führen, wenn wäre der auch sofort abgegrast.

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Doch zum Glück ändert sich das Bild zumindest etwas, die Region um Yousouffia und Benguerir gilt als landwirtschaftlich geprägt, die Äcker zwar bestellt aber überwiegend leer, mag am fehlenden Wasser liegen. Die beiden Städtchen haben wirklich gar nix zu bieten. Für die Bevölkerung vielleicht eher einen Hauch von Arbeit, da eine gigantische Phosphatmine treibende Wirtschaftskraft ist. Wir machen gut Meter heute. ab und an mal von kleineren Hindernissen aus dem Tempo gebracht.

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Weiter östlich folgen vereinzelte Olivenhaine, umzäunt und jung, wohl vor Ziegen geschützt. Unser Weg abseits der Hauptadern wieder mal mit Pioniercharakter. Eine Brücke wurde gebaut, quer soll hier wohl auch mal was großes folgen. Mit kleinem Schlenker gehts über eine Aussichtspassage.

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Bei einem Pausenstop nahe der nun größeren N8 lag Bauschutt am Wegesrand, keineswegs Müll. Irgendwer findet sich mit dem passenden Gefährt immer um brauchbares daraus zu machen, die beiden hier haben dicke Brocken aufgeladen.

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Unspektakulär wie dieser Tag nun mal war habe wir auch ein passendes Ende. Wir sind noch lange nicht am Ziel, morgen folgen die Hügel. Wollen definitiv nicht in der Dunkelheit fahren und suchen am heutigen Freitag was anständiges zu Essen. Entgegen aller Vorurteile von Raststätten oder ähnlichen Anlagen stoppen wir gegen Dämmerung an der einzigen Alternative auf der Route. Einer Afriquia Tanke mit Teestube, Restaurant und Fleischer. Letzterer bekommt seine Order frisch vom Kellner nach Bestellung.

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Sehr überraschend gab es für uns mit zwei leckeren Tajine und einem ganzen gefüllten Hähnchen, Salaten und Beiwerk sowie üblichem Tee zum Abschluß ein Festmahl für unter 200dH. Ich kann behaupten noch nie so gut an einer Raststätte gegessen zu haben. Das Nachtlager suchten wir nur wenige Meter weiter etwas abgeschieden auf einem noch nicht eröffneten Parkplatz.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 79:

Optimale Wahl gestern Abend unweit der N8 zu übernachten. So ging es am Morgen schnell auf die Route um das letzte Stück nach Ouzoud von Norden her durch die Berge zu nehmen. Soll immerhin auf 1000m raufgehen, bin gespannt was uns erwartet. Die GoPro auf dem Armaturenbrett bereit für neue Perspektiven, ich will mal nen Daumenkinofilmchen aus Straßenszenen zusammenbasteln. 130 Bilder sind es alleine heute geworden.

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Der Große Bruder BigBlue bot sich dann an unser Anhängsel zu übernehmen, damit im Team wenigstens Geschwindigkeiten um 20km/h gehalten werden können. Doppelte Leistung macht sich beim 6Liter 6Zylinder doch bemerkbar.

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Mit nun ungewohnter Ansicht ging es über den ersten Kamm, gesäumt von blühenden Mandelbäumen und etlichen Bienenkästen. Die Honigproduktion ist hier eines der Standbeine. In einem kleinen Dorf gab es vor jedem Haus einen Privatverkauf. Hinter der ersten Hügelkette ging es in eine kleine Senke und durch den Ort Ait Atab. Die ordentliche Straße bisher, auf der wieder die Gedanken nach nem Tausch Lenkrad gegen Moppedlenker vorkam, verschwand und wich der üblichen betonstaubigen Piste. Beton und Zement sind hier wohl teurer als Arbeitskraft, deshalb wird der Belag minimal dünn aufgetragen und dafür lieber häufiger instand gesetzt... wurde so erzählt.

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Doch es kam noch besser, wir mussten auf dem Weg den Ouzoud Fluß überqueren. Zwei Optionen anscheinend, ne direkte Wasserquerung oder eine Brücke. Offroadabenteuer war heute nicht geplant, also nahmen wir die Brücke. Langweilig könnte man behaupten. Die losen Stahlplatten und wackelnden Planken jedoch ziehen sogar einheimische Besucher an. Ein Rattern und Wackeln ohne sichtbare Gewichtsbeschränkung. Erlebnis Brückenquerung wurde natürlich auch auf Video festgehalten...

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Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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sieht doch gar nicht so schlimm aus (ohne Ton und Blick nach unten) :)
https://vimeo.com/155372799" onclick="window.open(this.href);return false;

Auf der anderen Seite schlängelten wir uns erneut die Berge hinauf. Hier sieht man unten den Fluß und die Straße die wir kamen. Der Weg vor uns gleicht eher noch einer Baustelle und entgegenkommende Lastwagen erklären auch den Bereich der Flußquerung. Die Brücke würden den 8x8 Kipplaster mit riesigen Felsbrocken nicht standhalten.

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Anscheinend wird diese Route nach Ouzoud touristisch verbessert. Verbreitert und entschärft könnte man umschreiben, langweilig geht aber auch.

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Lieferverkehr auf modernem Mitsubishi Pickup schwankt sich seinen Weg an uns vorbei. Zumindest bergab sind wir aber nicht gerade langsam. Staub fressen ist aber niemandes Sache. Also vorbeilassen, wir haben schließlich so was ähnliches wie Urlaub.

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Mittagspause gibts bei den Arbeitern im schweren Geschütz. Baustellensicherung wäre hier auch schwer möglich. Nun wissen wir auch woher die Felsbrocken kommen.

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Nach einem Tag mit viel Strecke bei schlechtem Wetter haben wir also nen Tag mit gutem Wetter bei schlechter Strecke erwischt, die Ausblicke aber toll und Dreck auf den Fahrzeugen und in der Nase kann man als Trophäe betrachten. Stolz herzeigen und rein in den paradiesischen Ort Ouzoud, der auch von der anderen Seite von so einiger Weißware angesteuert wird.

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Hier sind wir nicht durch Zufall und auch nicht nur wegen der natürlichen Sehenswürdigkeit Wasserfälle. Thorsten (busthor) den wir beim letzten Abend in Tarifa bei Paella trafen lässt es sich hier gutgehen und schwärmt von den netten Leuten im CP Zebra. Für uns ein wahres Stück liebevolles Paradies mit europäischem Standard in afrikanischer Deko. Klein und persönlich, sodass ich später mehr Details zeigen muss. Für heute heißt es nochmal die Räder runter und die Gegend erkunden. Wasserfälle gucken ist hier angesagt, kann man sich ob der Gegend kaum vorstellen. Aber ein kleines Flüsschen gräbt schon seit Jahrtausenden seinen Lauf in sandiges Gestein. Googel verrät sicherlich mehr. Ich lass Bilder sprechen. Erdige Farbtöne und ein ruhender Blick auf die tosenden Fälle geben gut die Stimmung wieder.

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Abseits der Besucherterrassen blickt man von hier mit der Sonne fast im Rücken auf die volle Pracht und staunt nur über die Naturgewalt und Tiefe die nicht ins Bild zu bekommen ist.

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Tolle Erfahrung mal wieder aber noch nicht annähernd so wichtig wie der gemütliche Abend im optisch anmutenden Berberzelt mit einigen Holländern und Deutschen bei den Gastgebern Renate und Paul samt Crew zum Buffet mit vielen Leckereien. Die beiden Afrikakenner haben zusammen mit einigen Pistenfahrern der Allradfraktion interessante Geschichten zu erzählen. Der Abend wir amüsant und macht immer mehr Lust den ganzen Kontinent zu bereisen.

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Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 80:

Kikeriki am Morgen von allen Seiten. Hühner hat hier jeder Nachbar, obwohl der CP abgeschieden liegt und von zwei benachbarten Feldern abgeschirmt ist. Idyllische Lage könnte man es simpel umschreiben. Deshalb sind die beiden Betreiber auch hier hängen geblieben. Raus mit Atlas, die Tiefebene hinter >Zebra< liegt noch im Schatten. Gassi gehen in neuem Terrain. So viele Gerüche, Eselkacke und andere Vierbeiner und immer Obacht mit dem Stachelgestrüpp.

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Nach der Runde fühle ich mich noch nicht ausreichend bewegt, wer mit wem Gassi ist wohl die Frage. Ich schnapp mir das Rad und hab ne größere Exkursion geplant. Den steinigen Weg hinunter und Richtung Quelle des Flußes, dann um den Hügel herum und durch die Stadt zurück zum Frühstücken. So war der Plan, hatte mich dann aber im Olivenwäldchen verfranst und länger gebraucht. Tolle Landschaft.

Der Vormittag wurde mit vielen Nachbarn verquatscht, Fortsetzung von gestern Abend könnte man behaupten. Wäsche waschen stand noch auf dem Plan, muss ja auch mal sein. Per Hand ne echte Arbeit und ich glaube fast schon, dass in der prallen Sonne das trocknen schneller ging. Am Mittag wollte mir Thorsten eine abgelegene Ortschaft in der Nähe zeigen, wir nahmen die Fahrräder und ich war erneut begeistert. Das müssen die anderen auch sehen und so kam es dass wir uns auf eine Wanderung aufmachten.

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Rötlicher, steinige, Grund mit Oliven und blühenden Mandelbäumchen bestückt. Dazu der makellose blaue Himmel. Traumhaft und idyllisch hab ich schon häufig benutzt, mir fehlen Steigerungsformen.

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Wir sind zwar auf knapp 1000m Höhe und nachts hat es einstellige Temperaturen, aber in der Sonne hat man echt zu tun. Das Ergebnis war später nicht nur bei mir sowas wie nen leichter Sonnenstich. Der Nachmittag neigt sich langsam dem Ende, die Lichtwirkung entfaltete weitere künstlerische Ansichten.

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Der Weg den wir nehmen ist ein anderer als mit den Rad zuvor. Wir folgen einem kleinen Bachlauf, der ebenfalls nette Perspektiven hat.

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Einfacher zum Wandern ist es jedoch die Wasserrinnen zu nutzen, welche zu Bewässerungszwecken angelegt wurden. Im Sommer barfuß sicherlich auch ein Gedicht, heuer aber zu kaltes Nass.

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Wir sind übrigens zu siebt unterwegs. Die beiden Duos werden vom Hundetrio begleitet. Atlas hat Rambo und Caramba als neue Weggefährten akzeptiert und so manche Schupperkurse werten die Schwarz-Weißen schon gemeinsam aus.

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Wir sind also wieder oben, auf der anderen Seite, netter Ausblick und damit auch die Richtung für den Rückmarsch angegeben. Doch vorher werfen wir einen näheren Blick auf das eigentliche Ziel hier drüben. Tanaghmelt, nicht mal auf einer Karte zu finden. Gilt als mexikanisches Dorf und hat erst vor wenigen Jahren Strom bekommen. Der Fortschritt zog in Form von Satellitenschüsseln und Plastikmüll schnell ein, das ursprüngliche kann man aber auch noch entdecken.

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Es gibt keine Straße im Ort, wenn man das so nennen kann gibt es eine Piste bis kurz vor den Ort. Wir wollen aber durch und werden von etlichen Kindern begrüßt, fühlen uns fast schon wie ne Attraktion. Es herrscht bauliches Treiben am Ortseingang, der Hauptweg wird mit Zement und Steinen treppenähnlich ausgebaut. Wir schlendern danach recht allein gelassen durch die Ansammlung der wenigen Häuser. Abwasser gibt es hier definitiv nicht. Und die Müllabfuhr entweder per Esel oder erst ab Dorfrand mit dem Parkplatz für vielleicht drei PKW.

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Unglaublich, dass sowas heute noch existiert obwohl der Rest des Landes schon recht fortschrittlich ist. Erst jetzt können wir wirklich begreifen, was vielleicht noch weiter südlich auf uns wartet.

Der Rückweg ist die Hauptwanderroute der Einheimischen Richtung Ouzoud und nimmt den direkten Weg durchs Tal mit dem steilen Aufstieg. Wir schnaufen und uns kommen zur Dämmerung einige jüngere Bewohner entgegen. Schätze die verbringen ihren Tag als Führer oder sonstiges im TouriOrt mit dem Wasserfall nebenan. Diesen erreichen wir nun auch und erblicken diesmal die andere Seite in den letzten Strahlen Tageslicht. Optimale Wanderung, super timing und fertig sind wir auch.

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Den CP erreichen wir in totaler Dunkelheit, schöner Sternenhimmel ist hier fast jede Nacht garantiert. Wir verziehen uns zum Ausklang des Abends erneut ins beheizte Zelt und nehmen noch eine Harira mit Brot zu uns. Mal wieder ein gelungener Tag.

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Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 81:

Ich bin mal wieder vor Najid dem Manager wach und muss den armen Kerl zum Tor öffnen wecken. Naja, immerhin will Atlas raus und hier darf er nicht hinmachen. Unser Weg führt ins gleiche Tal wie gestern nur merklich mehr Betrieb überall. Die gegenüber liegende Schule ist nach Ferien und Wochenende wieder offen. Das Tal wieder hübsch anzusehen, es reift eine Idee die ich später auf GoPro festhalte. kleine Downhilleinheit.

https://vimeo.com/155688705" onclick="window.open(this.href);return false;

Heute wollen wir noch die andere Seite Richtung Quelle erkunden. Vorbei an den bestellten Feldern unter Olivenbäumen, eine echt andere Art von Landwirtschaft. Klein und fast schon ungeordnet, das Wetter lässt aber Bohnen und Kohl spriessen. Wir wandern entlang des Baches, der bei Regen in den Bergen zum reissenden Fluß mutieren kann. Brücken und ähnliches lohnen nicht aufwändiger gebaut zu werden.

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Urige Hütten finden sich auch versteckt zwischen den Bäumen, Vorratslager und Ölmühle ist uns ersichtlich.

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Seit Ewigkeiten mal wieder Süßwasser zum drin toben, der Atlantik ist ihm ne Nummer zu groß und ab Spanien gab es kaum Seen.

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Wasser zieht schon immer Leben an, so kommt es auch, dass knapp 2km von den berühmten Fällen nahe der etlichen Quellen des Ouzoud eine weitere, den Touris geschuldete Ansammlung von Hütten zu finden ist. Im Sommer stehen hier wohl Grillstände in schattigen Plätzen bereit.

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Was man so mit einigen Stängeln Schilfgras aufbauen kann. Von Gartenzäunen über Sonnendächer haben wir so einiges gesehen. Der Rückweg führte uns dann durch einen gigantischen Olivenwald, von kleinen Wasserkanälen durchzogen mit ausgebuddelten Becken vor den Bäumchen. Bewässerung der simplesten Art. Graben füllen, Rinnsale kreuz und quer auch Oliven brauchen Wasser. Der Boden also ziemlich aufgewühlt teils schlammig, lustiger Trip auch gestern schon mit dem Rad.

Wir schaffen es irgendwann wieder in die Zivilisation. Zum Glück heute im Schatten unterwegs waren wir trotzdem ne Weile in Aktion und haben uns im Ort nen Tee verdient. Frisch und süß, wie üblich. Falls ich dazu noch nix geschrieben habe: grüner Tee als Basis mit massig Minze und Händevoll Zucker. Teilweise gibt es noch Wehrmut oder Zitronenverbene dazu.

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Wir wollten auch Nachmittag zurück sein, Christie darf heute in der Küche helfen. Couscous steht an und war für mich immer nur das krümelige Zeug im Salat. Es ist aber ne Wissenschaft und bedarf einiger Vorbereitung und einem speziellen Topf mit Dämpfer oben drauf. Hier das Zebra Team mit Aushilfskraft.

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Der Abend war also verplant, Essen und quatschen und der restliche Nachmittag sah nicht anders aus. Ein weiterer Busfreak ist angekommen und mit nem Zwillingsbereiften langen Bremer quer durch Marokko über Pisten unterwegs. Mit Erfahrung und "Eiern" geht das auch ohne Allrad.

http://www.Sandblech.com" onclick="window.open(this.href);return false;

Couscous dauert echt ne Weile, ist sogar noch Zeit für ne Runde mit den Hunden. Tolles Licht am Abend. Hier mal von nem Busch Kakteen eingefangen.

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Mit dem Rad war ich nochmal bei den Fällen. Montag, also wenig Betrieb, da lassen sich selbst mal wieder die Berberaffen blicken. Etwas scheuer als ihre Verwandten auf dem Felsen in Gibraltar. Schöner Ausblick, bleibt hier hoffentlich noch ne Weile so erhalten. Das Abendessen später also wieder abendfüllend und in Gesellschaft, Christie freut sich riesig über ihren bunten Topf Gemüse und die darunter liegenden gedämpften Teigkrümel aus Semolina.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 82:

Aufbruchsstimmung überall, nachdem die Betreiber gestern mit der 4x4 Fraktion auf ne Woche "Urlaub" gefahren sind, ein Ausflug in die Wüste ist geplant, brechen wir heute auch auf. Big Blue ist weiterhin dabei und Thorsten in der Berliner Wanne schließt sich auch an. Vorab aber noch enige Eindrücke von einem der Besten Campinglätze überhaupt. Es gibt auch Zimmer in einer selbstgebauten Kasbah.

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Abfahrt gegen Mittag, doch vorab erst noch ne Runde über den örtlichen Markt (Souq) Solcher ist meist ein oder zweimal wöchentlich und zentral gelegen für alles was es zu kaufen und handeln gibt. Aus den umliegenden Dörfern kommt jeder und so fühlt es sich auch an. Den sonst so ruhigen Ort Ouzoud könnte man heute kaum mit dem Bus passieren.

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Fahrzeuge stehen an jedem Straßenrand und für die etlichen Esel gibt es auch ein Parkfeld.

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Behelfsmäßige Stände mit Planen als Sonnenschutz stehen plötzlich überall. Waren werden auf Kisten oder aus Säcken raus angeboten, selten sieht man Tische wie auf Flohmärkten üblich. Meistens jedoch wird einfach ne Plane oder Pappe auf den Boden gelegt und was man so hat darauf drappiert. Es gibt Lebensmittel jeder Art, Haushaltswaren und Bastelequipment. Selbstgebautes und Plastikware aus China. Ersatzteile und sicherlich auch das ein oder Geschäft ohne die Ware vor Ort.

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Nach einigen Besorgungen geht es also endlich mal wieder auf die Straße, schon fast nen ungewohntes Gefühl nach drei Nächten stillstand. Die ersten Hügel wieder in gemütlichem Tempo, der anfänglichen Steigung geschuldet. Die Richtung steht fest, wir wollen alle erstmal nach Demnate. Provinzstädtchen Richtung Marrakesch aber abseits der Hauptrouten. Erster Stop Tanke, die letzte vor Ouzoud hatte vor ein paar Tagen keinen Diesel mehr für uns. Hier also die drei von der Tanke in neuer Besetzung.

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Weitere Kuriositäten am Wegesrand... ne DEKRA-Station, das kann doch nur nen Witz sein bei dem was hier rum fährt. Auf jeden Fall ein genauer Blick wert für uns, es war ne riesige leere grüne Halle mit einer Grube und nem Bremsenprüfstand. Keine Hebebühnen, keine Kunden und nur ein Auto in der hintersten Ecke, wahrscheinlich das vom Typen, der bei TV nen Tee geschlürft hat.

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Die Landschaft hübsch anzusehen, nix Neues und kein Foto parat. Erst in Demnate ziehen wir mal wieder Blicke auf uns. In den Ortschaften ist meist auf der Hauptstrasse für den Durchgangsverkehr Markt vor jeder Haustür. Wir parken direkt nach Durchfahrt der Stände für Besorgungen. Drei Bleichgesichter in Mercedes vor Häuserwand.

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So richtig hatten wir ab keinen Plan, nach Marrakesch müssten wir rechts abbiegen, nur wenige Kilometer weiter den Berg hoch könnte Imi n Ifri noch interessant sein. Ich steige als Copoliot mal in die Bullenwanne. Wir haben da aus der Vogelperspektive nen Platz entdeckt wo man abgelegen stehen könnte. 4Liter Vierzylinder, letzte Baureihe noch aus Düsseldorf, läuft und hat auch mit der Steigung kaum Probleme. Den Platz für gut befunden, unterwegs noch Feuerholz aus nem Wäldchen gezogen stehen wir nun sogar schon am Nachmittag gut.

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Hat auch Vorteile und so kann ich mich erneut um ein nerviges Problem kümmern. Temperatur. Nachdem das dritte Thermostat installiert wurde, der Kühler aber trotz 30grad Aussentemp und 90° laut Anzeige unten kalt bleibt lieber auf Nummer sicher. Raus damit und manuel mit Pappe reguliert. Lieber so als wenn ich mir unbemerkt den Motor überhitze, keine Ahnung ob es nun an der Anzeige liegt, die Wapu ist es nach Check im Sommer auf jeden Fall nicht gewesen, Kühler hat Durchfluß und Flüssigkeit war genug drin, Heizung geht auch. Keine Ideen mehr.

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Parallel laufen die Vorbereitungen für den Abend. Das erste Lagerfeuer in Marokko steht an, Tajine von Thorsten am Feuer, Christie bereitet Couscous mit ihrem neuen Topf im Bus.