Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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MAROKKO-Einreise, Formalitäten:

Ich mach hier also mal ne Zäsur. Eingezäunt und abgeschottet von der Aussenwelt kommt man also im modernen Hafen an. In Ruhe wird man durch dieersten Kontrollen geschleust. Das ging schnell. Wir wollen erstmal mit den Tschechen in Begleitung fahren, ab zum Ausgang des Hafens. Doch erst hier steht der Zoll und wartet mit blauen Uniformen und Spührhunden. Schlange stehen, das wird ne längere Prozedur. Man bekommt Einreisekarten für alle Fahrzeuge mit 6monatiger Gültigkeit, Diese braucht man bei der Ausreise sonst fallen Importzölle an. Auto verkaufen ist also nicht so einfach. Für Unfallwagen wohl auch...

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Wir warten also brav und beobachten das Chaos, die ungläubigen Gesichter der nicht französisch sprechenden Reisenden und ein Hin und her an Papieren. Die Tschechen sind durch, der nächste Schwung kommt in die Abfertigungszone wir mit dabei. Bier gut versteckt? Der Hund findet sonst nix weiter? Papiere alle ok? Es ist ein Hin und Her, ich hab das Gefühl es wird hier Bürokratie geübt. Die Beamten spielen nebenbei mit dem Telefon rum und schicken einen mal da und mal dorthin. Immerhin war der Hund schon im Auto, hab Atlas vorher rausgebracht, die beiden sind sich nicht grün. Wir brauchen eigentlich nur noch was offizielles auf den grünen Fahrzeugzetteln. Und es dauert über ne Stunde. Verstanden habe ich nur, dass Bus, Hänger und Mopped auf eine Person geschrieben werden muss, aber drei Sachen wohl nicht üblich sind, also muss das Motorrad auf Christies Pass und Einreisenummer geschehen, die aber nicht in den Papieren steht. Dazu kommt noch dass bis vier zählen schon ne Herausforderung ist und nachträglich, als wir schon fast weiter durften noch das CrossMotorrad ohne Papiere entdeckt wurde. Im Endeffekt haben drei verschiedene Leute auf kleine grüne Zettel irgendwelche Zahlen gekritzelt die wichtig aussehen und da die Schlange immer länger wird wollten sie mich wohl loswerden und schrieben plus Motocross dazu, fertig.

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In besagter Schlange fand sich ein weiterer Busfreak der Grüße aus der Heimat übermittelte, da sollten die beiden aber noch nix über ihre dreistündige Odyssee erahnen. Bei uns ging es ohne Gepäck auspacken dann endlich weiter, nichtmal in den Kofferraum haben die geschaut oder ins Bad. Wir wurden nur nach Waffen gefragt. Letzte Schranke, Freiheit und Aufbruch in Unbekanntes.


Die ersten Meter:

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Man braucht Zeit, nicht nur weil das Land größer ist als Deutschland, sondern alles gemächlicher läuft, soviel hab ich von vielen Seiten gehört. Die ersten Eindrücke sammeln wir nicht auf der Autobahn aus dem Hafen heraus, wir nehmen die alte Küstenstraße westlich nach Tanger, immerhin 30km kurviges auf und ab. Die vermuteten Horden von Flüchtlingen oder Banditen blieb aus, die allgemeine Situation ruhig, Touristen sind hier massig unterwegs, nur nicht auf unserem Weg.

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Unbeschreiblich, ich versuche es trotzdem mal. Holprige Straße entlang der schroffen Felsküste mit vereinzelten Stränden in Buchten. Einige Dörfer dazwischen, bebaut ist es aber eigentlich überall. Nicht mit hübschen Ferienwohnungen oder Villen, die Behausungen haben schon Jahre auf dem Buckel. Vo halbfertigen Steinhäusern wie am europäischen Mittelmeer bis vereinzelt Bretterbuden mit Schilfdach oder Wellblech. Man könnte den Eindruck bekommen es ist hier dreckig, definitiv staubig und karg. Überall laufen Menschen (keine Schwarzen) umher und bieten Waren am Straßenrand an. Oftmals auch Werkstätten oder Läden für Töpferwaren.

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Das Wetter ist herrlich und wir haben Nachmittag. Der Verkehr ist mäßig und teilweise langamer als ich. Eine Freude für Liebhaber 80er 90er Jahre Automobile und teils noch älterer Lastwagen. Zwischen einigen ebenfalls verbeulten neueren Modellen finden sich unproportional viele W123 Mercedes die wohl als Taxis fungieren. Taxis werden anscheinend vollgepackt bis niemand mehr rein passt, zwei Personen auf dem Beifahrersitz und 4-5 hinten üblich. Ebenfalls sehr viele Bremer Busse fahren umher, sind wohl Großtaxis sind. Wir sind in Benz-Land könnte man behaupten. Ich freu mich. Alle Fahrzeuge sind staubig und gefühlt tiefergelegt, wenn leer dann aber auch mit Keilfahrwerk. Beulen, Kratzer und Dellen wohin man schaut, aber zugepflastert mit allem möglichen Klimbim wie Dachträger, Teppichen und Wimpeln, Aufklebern und ganz wichtig Scheibenfolien mit Aufschriften. Teilweise gerade bei den Bremern und LKW so viel, dass vom Blickfeld nur ne Schießscharte übrig bleibt. Dazu gibt es später mehr.

Wir lassen uns also treiben auf der Route, die nur wenige Wohnmobile nehmen. Die Menschen winken und es sind wirklich massig neue Eindrücke Die GoPro hat keinen Saft mehr und die Fotos geben nur Momentaufnahmen. Definitiv ne andere Welt. Durch Tanger dann Chaos aber nicht schlimmer als europäische Großstädte. Hier wird die Strandpromenade komplett umgebaut, eine weitere Umleitung und wir finden dank maps.me app auch ohne Navi unseren Weg. Auf den Straßen fährt übrigens Alles, von Eselkarren bis LKW.

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Unser Plan sieht vor erstmal Internet zu besorgen und dann so schnell wie möglich nach Süden zu kommen. Asilah als empfohlenes Zwischenziel zum entspannten ankommen in marokkanischer Lebensweise. Eine Afriqiua Tankstelle und ein Marjan Supermarkt, weit verbreitet und beides wohl größtes im Land ist in Tanger unser Zwischenstop. Supermarkt mal anders:

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Dort treffen wir auch die Tschechen wieder, die für die 50km Autobahn 50dH zahlen mussten. Immerhin 5,-€. Wir machen schnell ne Runde durch den Supermarkt und sehen Angebote wie bei uns, Preise haben wir aber noch nicht verglichen. Tanken kostet 7,40 und der Kurs steht bei knapp 1:10. Das Internet ist für marokkanische Verhältnisse schnell besorgt. Für die neuen Begleiter ohne Sprachkenntnisse hatte ich auch noch was gedreht, weiter gehts.

Die beiden sind auch das erste Mal hier, waren sonst <backpacker> und haben den Bus noch nicht lange. Wir nehmen wieder die Nebenstraße am Meer entlang und staunen weiterhin. Der Atlantik prallt hier mit voller Wucht auf meist sandige Strände, die Wellen türmen sich typisch. Der Verkehr wird ruhiger und weit ist es auch nicht mehr.

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Asilah ist eine kleine hübsche Stadt, hat seit den 60ern nen guten Ruf und ist im Besitz von vielen Ausländern. Dadurch gepflegt und sicher. Für heute Nacht wollen wir unbekümmert schlafen und checken den bewachten Parkplatz am Hafen. Man hört überall Leute nach dir rufen, mit dem Auto irgendwo anhalten ist nicht möglich ohne sofort umzingelt zu werden. Ein kurzer Check ergibt als Verhandlungsbasis 40dH aber es gefällt uns nicht, staubig dreckig und kein Zaun. Wir machen eine kurze Runde durch die Hauptstraßen und entdecken einige hübsche Ecken, die Stadt sagt uns zu, nun noch die beiden Campingplätze finden...der Werber am Parkplatz behauptet natürlich die sind geschlossen.

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Wieder zurück Ortseingang, nur durch eine Nebenstraße vom Strand getrennt, mit einer mannshohen Mauer umschlossen finden wir den ersten Platz. Bevor uns ein Werber von der Straße hinführt bin ich mit dem Tschechen schon auf dem Platz zum verhandeln. Etwas grün, die Bäume so geschnitten dass auch Wohnmobile Platz finden, ne handvoll Weißware, Klos und Dusche, passt. Die Stadt wollen wir morgen erkunden brauchen also zwei Nächte hier. Ein Tag dazwischen, der zählt extra, eine Dusche und kein Strom 60dH geht klar.

Fertig, und es wird dunkel. Ohne viel geschafft zu haben ein stressiger Tag. Ich dreh mit Atlas noch ne Runde am Strand, die Stadt sparen wir uns für morgen auf, zu viele Eindrücke heute schon erlebt. Bissel was kochen, mit den neuen Begleitern quatschen und ankommen.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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Das freut uns noch mehr als die Erinnerung für Ewigkeiten im Netz zu haben... Dann sind euch noch so einige Feierabende sicher.


TAG 69:

Der Morgen ist irgendwie komisch, um uns herum schläft alles noch. Ich geh mal mit Hundchen auf Erkundung. Neben dem Hafen ist das alte Viertel von einer Mauer umschlossen, die Medina. Hier in Asilah feiert man jährlich ein Fest zu dem alle Häuser neu gestrichen werden und zusätzlich Kunst einige Wände verziert. Auch hier ist nix los, in den Reiseführern liest man vom blühenden Leben, überall sind Verkaufsstände und Läden, aber wohl noch zu früh. Die Häuser erinnern an mediterranen Flair sind aber mehr durch arabische Formen geprägt. Türen und Fenster meist farblich hervorgehoben, nett anzusehen.

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Ich hol lieber Christie, heute wollen wir alles sehen! kurzes Frühstück, Bus ist sicher, los gehts. Wir bemerken, dass unsere Uhren unterschiedlich anzeigen. Ein kurzer Check und des Rätsels Lösung, Zeitumstellung und ich war quasi schon 7Uhr unterwegs. Im Vergleich zu Spanien wird es hier also wieder früher dunkel. Wir nehmen die Straße ins Zentrum, vielleicht 500m zu Fuß ab da beginnen Cafes und Geschäfte. Der Verkehr besteht aus Eselkarren, Taxis und Kleinbussen, einige PickUp-Motorräder ähnlich wie italienischen Apen ohne Dach mit richtiger Motorradfront. Hinten drauf alles was man sich vorstellen kann, Baumaterial, Tiere oder auch Mitfahrer.

Das Zentrum ist nah, die Wege sauber und mit Bäumchen begrünt. Die Fußwege einheitlich gefliest und es macht nen hübschen Eindruck, wir kommen nicht all zu weit, passieren ein Cafe und werden auf deutsch gefragt ob wir gut geschlafen haben. Den Kerl hab ich gestern Abend auf dem CP gesehen, ist wohl der Besitzer. Es stellt sich heraus, dass er jahrelang in Deuschland studiert und gearbeitet hat, er hat grad nix weiter zu tun und will uns etwas begleiten. Mustafa, vielleicht knapp 50 freut sich deutsch zu sprechen, seine Kinder mit einer deutschen Frau studieren in Hamburg. Er hat bei Airbus in der Entwicklung gearbeitet und ausgesorgt, cleverer Kerl, gut angezogen und kennt gefühlt jeden in dieser Stadt. Er ist hier aufgewachsen und lebt nun wieder hier, führt uns quer durch die Straßen in die Medina die langsam zum Leben erwacht.

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Viele interessante Sachen gibt es zu erläutern, weitere Tips für unsere Liste. Ich glaube wir sind ne Stunde unterwegs, Zeit spielt zwar keine Rolle, wir setzen uns zu einem Tee zusammen. Pfefferminze mit etwas Zitronenverbene, Luisa genannt mehrfach umgefüllt und aufgekocht mit massig Zucker. Eine Zeremonie der Zubereitung. Einen besseren Stadtführer und optimaleren Start hätten wir gar nicht haben können.

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Wie gesagt, Zeit spielt keine Rolle, aber Hunger, es ist Mittag, wir treffen die Tschechen wieder und wollen zusammen das Restaurant empfohlen von Mustafa suchen. Es gibt hier massig und viel auch auf Touristen eingestellt, wir wollen aber traditionelle Kost und brauchen locker ne weitere halbe Stunde, entdecken zwischendurch die Markthalle und weitere Ecken der Stadt.

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Ein wirklich gemütlicher Einstieg in diese fremde Kultur. Wir finden was wir suchen in einer kleinen Gasse mit Fliesen an den Häuserwänden. Plastikstühle, aber mit Sitzpolster, draussen in der Sonne, klar.

Tajine soll es geben, das Gericht heißt wie der Topf aus dem es stammt, drin sein kann alles. Wir entscheiden heute Fisch, dazu nen Salat, Wasser und Brot mit Öl gibt es so. Ein Gedicht könnte man behaupten, zwei Doraden in fruchtig tomatiger Sauce, das helle runde Brot ideal dazu zum aufsaugen. Lecker und füllend für zusammen unter 100dH also 10Euro.

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Es ist Nachmittag, vollgefressen müssen wir ne Pause einegen, zurück zum CP. Alles ok, Bus steht gut und Hund hat sehnsüchtig auf seine Zeit gewartet. Ab zum Strand. Auch hier kaum was los, wenige Einheimische Touristen am Spazieren, eine Gruppe Kids am Fußballspielen. Der Strand flach und breit vielleicht gerade deswegen voll von angeschwemmtem Plastikmüll. Wir Joggen später noch ne Runde und nehmen unsere wohlverdiente Dusche, bevor es zur Dämmerung nochmal in die Medina geht. Die Tschechen hängen quasi auch etwas ab.

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Am Abend ist dann alles voll, überall Leute und Verkaufsstände. Die gepflegten Häuser im Dämmerlicht nett anzusehen, wir schlendern und werden häufig angesprochen, angeworben und sonstiges, muss man mit Leben und kommt man langsam mit klar. Wir sind auf der Suche nach nem Paar handgemachter Sandalen. Ein kleiner Laden mit vollbehängten Wänden und einem Mann in den 30ern im traditionellen Gewand der fleißig an einem Lederschuh rumbastelt. Er spricht gut französisch und ist uns nicht zu aufdringlich aber sehr behilflich. Ein paar Varianten anprobiert um die Größe zu bestimmen und dann fand Christie ihre Sandalen. mit handgearbeiteter Wolle eingefasst, die Sohle umnäht und stabil. Er arbeitet an einem solchen Paar knapp drei Tage, die Wolle stammt aus dem Atlas von Frauen gewebt und das natürliche Leder könnten wir mit Öl sogar nachdunkeln. Ideal und nach kleiner Verhandlung für 100dH unsere. Es ginge sicherlich noch billiger, aber warum. Sie freut sich und eigentlich wollte er schon vor uns Feierabend machen. Ab 20Uhr schließt alles in der Altstadt.

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Danach, natürlich in den neuen Tretern, verlassen wir also die Medina

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Heißt aber noch lange nicht, dass Schluß ist. Wir spazieren die umliegenden Gassen entlang. Überall Menschen, Flohmarkt und Fruchtmarkt, Futterstände und alles was man braucht. Zu viele Eindrücke, wir essen noch schnell was, nehmen Obst fürs Frühstück mit und machen eine große Runde zurück.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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falls ihr einen Abstecher zu den Cascades d'Ouzoud (sehr zu empfehlen) machen wollt, dann kann ich euch das "Zebra-Camping" empfehlen. Super sauberer, gepflegter und günstiger Campingplatz mit ausgezeichneter Küche. Nagelneue Sanitäre Anlagen usw. echt traumhaft. Und nur 5 Minuten von den Wasserfällen entfernt. Die Wasserfälle früh morgens direkt nach Sonnenaufgang anschauen! Tolles Licht und keine Touris und/oder Verkäufer!

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 70:

Der Plan für heute entstand am gestrigen Abend, die Medina soll per Fahrrad in ein GoPro Video gefasst werden. Gestern früh war vor 8Uhr nix los, also Helm auf und ab in die Pedale. Eine Stille, bis auf die Reifen und ab und an mal nen lockerer Gullideckel. Nach einer guten Strecke kurz vor dem Ausguck zur Seeseite traf ich auf einen westlich gekleideten jungen Mann. Fotograf, er wartet auf den Schließer zum Mauervorsprung, (Panoramafoto vom Vortag) ein Tor versperrt den Weg. Wir unterhalten uns über Reisen und natürlich Marokko. Heute werden wir mehr erleben, es geht nach dem Frühstück weiter.

Zusammen mit den Tschechen wollen wir einen Steinstehlenkreis in der Nähe besuchen, Stonehenge und 5000 Jahre alt. Navi haben wir nicht, der Weg aber einfach laut Karte. Erste Ausfahrt aus der Stadt, über nen Fluss und eine Kreuzung passieren, danach rechterhands gelegen. Laut Reiseführer knapp 15km. Nur über den Zustand der Straße gab es nix zu berichten. Ein Acker, teilweise zerfurcht beschreibt es am ehesten. Wir passieren aber keinesfalls verlassene Gegenden, überall Behausungen und Betrieb. Verkehr auf und neben Eseln, Kuhtreiber und Ziegenhorden, alle winken und schauen skeptisch, sieht man hier wohl nicht häufig.

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Der Weg noch keine 10km hinter uns macht langsam Sorgen, nicht dass alles umsonst ist und wir uns an den letzten Abbiegungen ohne Verzeichnung doch verfranst haben? Kurzer Check auf dem Handy per Positionsortung sagt alles in Butter, weiter gehts, für mich dank bissel Offroad nix Neues, für den alten Citroen mit kleineren Rädern eine Tortour. Aber anscheinend siegt der Entdeckergeist, den Tschechen gefällt es, und nicht mehr weit haben wir es wirklich geschafft. Eine Mauer und Zaun umgibt den kleinen Hügel um den sich noch wenige erhaltene Steine reihen.

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Rings um viele spielende Kinder. Und wie schon öfter gehört sollte man nirgends denken allein zu sein, wie aus dem nichts kommen Bauern an einem vorbei. Wir beobachten einen mit Eucalyptus vollbehangenen Esel mit Führerin und weitere Normalitäten. Wir ziehen weiter, den anderen Weg Richtung Larache. Aus der Richtung sollte man eigentlich kommen, die Piste hört nach einigen 100m auf und wird ne richtige Straße, dann sogar eine größere mit Verkehr und Randmarkierungen. Die nächsten Kilometer fast schon öde. Wir wollen aber vor der nächsten Stadt noch was aus vergangener Zeit bestaunen. Lixus: alt und sagenhaft, irgendwas um Herkules.

Als wir auf die Spitze hinterm Fluß der uns von Larache trennt gelangen entdecken wir unsere anderen Busfreaks wieder. Die Trike-Rentner, in Asilah auf dem Nachbarcampingplatz gestanden waren sie schon vor uns gestartet. Ohne Absprache am selben Ort angelangt. Das interessante an der Sache, wie sich heraus stellte ist Lixus nicht hier, sondern in der nächsten Flußbiegung. Wir machten eine Radrunde und entdeckten den hinter uns liegenden Strand und Wald, der Platz scheint auch angenehm, wir haben Nachmittag und wollen hier bleiben.

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Heute passiert nicht mehr viel, wir sind zwar alle nicht weit gekommen aber haben auch noch einiges zu erzählen. Paola und Igel waren schon so einige Jahre auf jeweils drei Rädern unterwegs, den Blog sollte man sich mal in Ruhe ansehen.

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Der Vor uns liegende Fluß mit Brackwasser und Strand teilt ohne Brücke den Weg zur Stadt dahinter. Größer als Asilah und für Morgen aufgespart.

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Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 71:

Eine sehr entspannte und ruhige Nacht, frei Stehen in Marokko also auch abgehakt. Die wenigen Vorbeifahrenden interessiert mehr der Strand in 500m Entfernung. Dorthin wollten wir aber nicht, zu windig, zu geschäftig, optimale Entscheidung.

Es war eine milde Nacht, klarer Morgen, heute gibt es ne Menge Sonne. Ich mache ne Runde mit Atlas in den Nadelwald hinter uns. Diesen mit Eukalyptusbäumen bespickt muss man durchschreiten um auf direktem Wege zum Strand zu kommen. Tolle Kulisse, für die Augen und Ohren. Auf dem Rückweg bemerkte ich erneut etliche Pilze die überall im Wald verteilt waren.

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Ende Januar für uns ein Phänomen... hier wohl normal. Also Körbchen holen es scheinen Butterpilze zu sein, Maronen und Steinpilzen ähnlich, haben wir früher öfter gesammelt. Der Rückweg zum Bus war aber schwieriger als gedacht, Nebel zog auf. Die ersten Sonnenstrahlen ließen den Tau der Nacht verdampfen, dazu der gigantische ruhige Fluß. Interessante Konstellation also, mit Korb und Messer im Nebel durch gewohntes Terain, sandiger Boden, Nadelbäume und ab und an kleine Büsche dazwischen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

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Mangels Möglichkeiten zur Trocknung, Lagerung oder späterem Kochen, hab ich halt ne Pilzpfanne zum Frühstück gemacht. Bei der Menge eher zwei und ich hab trotzdem gut aussortiert. Lecker und mit selbstgebackenem Olivenbrot noch besser.

Die Tschechen wollten nun erstmal Fez und Chefchaoen sehen und verließen uns am Morgen. Den Bauch vollgeschlagen ging es dann zurück auf die Straße nach Larache, vorbei an Lixus.. Für einen Abstecher an der Strecke gut, als Ziel aber sonst nicht zu empfehlen. Ein paar Ruinen, mehr noch auf dem Hügel verteilt. Gilt zwar als eine der größten Ausgrabungsstätten in Marokko, aber wird wohl bald gut vermarktet werden. Ein Besucherzentrum ist im Bau, der dicke Zaun schon da. Ein "Wächter" wollte uns gleich vereinnahmen, nach kurzem Foto wollten wir also lieber weiter, sieht nicht sehr aufregend aus.

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Und schon waren wir in der nächsten Stadt mit Empfehlungscharakter, Larache. Die Medina nördlich am Hafen gelegen, wollten wir sehen. Die Stadt ist 5mal größer als Asilah, wollen also nicht zu sehr versacken. Parkplätze gab es direkt an der Hauptstraße neben dem Platz vor der Medina. Mit gutem Gefühl und Weitsicht ließen wir also das Buspärchen 407&613 alleine, nur von den drei Vierbeinigen schwarz-weißen Bewachern beschützt. Schon nen lustiger Zufall, könnten Atlas' Verwandte sein.

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Die Gassen schmal und steil, auf einen Hügel gebaut mit gutem Blick übers Meer. Am nördlichen Ende eine alte Burganlage, von moderner Bauruine umschlossen als wollte mal jemand nen Hotel daraus erschaffen.

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In großem Bogen fanden wir einen zentralen Marktplatz der auch eine Moschee enthielt. Eile ist bei den letzten Besuchern geboten, der Vorbeter hat schon angefangen, schnell noch die Schuhe abstreifen und rein. Für Nichtmoslems ist der Besuch fast aller Gotteshäuser im Land verboten...

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Nach dem Marktplatz hab ich auch erstmal keine Bilder mehr. Sei es den vielen unterschiedlichen Gerüchen geschuldet (tote Fische neben Gewürzen und frischem Obst) oder meinem sehr ausgiebigem, schwer verdaulichem Pilzfrühstück. Auf jeden Fall sind zwei Pfannen auf leeren Magen doch nicht optimal aber mit Natronsalz war ich schnell wieder einsatzbereit für die Weiterfahrt. PS, bevor Spekulationen aufkommen, sie waren essbar und blieben drin.

Wir folgen der Küste so nah wie möglich, nicht weiter der N1 die nen Abstecher macht. Südlich liegt ein Gaswerk bei dem ich versuche unsere deutschen Flaschen zu füllen, langsam müsste es echt knapp werden mit dem letzten Rest. Am Werk konnte und durfte man nicht helfen, nur ne marokkanische Flasche verkaufen, immerhin der gleiche Aufsatz, aber dann hab ich sinnlosen deutschen Ballast dabei. Nein... Also kämpften wir uns Stück für Stück die Schotterpiste nach Moullay Bousselham durch. Ein Badeort an einer Lagune in der sich viele Zugvögel tummeln.

In der Lagune liegen ein Haufen Fischerboote und man soll hier gut Essen können. Im Sommer wohl echt überlaufen, die Scharen von Parkplatzeinweisern und Restaurantschleppern stürzen sich förmlich auf dich. Wir machen erstmal ne Nachmittagspause mit Gassi in einem nahen Eukalyptuswald. Das Abenteuer Essen auf später verschoben. Schlafplatz wollen wir unten am Wasser in einer geräumigen Sackgasse suchen und Morgen früh weiterziehen.

Es gab Fisch aus einem einfachen Haus, kaum Restaurant zu nennen. Das bestellte Wasser wurde erst beim Nachbarn geborgt und der Rest war nicht der Rede wert. Der Abend aber noch eine kleine Tortour, da viel Betrieb und Verbotsschilder am Strand das übernachten vereitelten. Etwas weiter abseits auf dem Hügel mit hübschem Blick über die Lagune fanden wir eine ebene Fläche neben der unbefahrenen Straße und hatten uns schon eingedeckt, als es plötzlich an der Tür klopfte. Uniform, Hut aber ohne Dienstwagen fuhr ein Offizieller rum und scheuchte uns nett aber bestimmt weiter. Wir sollen auf den Campingplatz, er zeigt uns den Weg.
Nein Danke, wir nehmen die andere Richtung und werden bis zur Stadtgrenze verfolgt. Den Ort kann man auslassen, hat nix verpasst. Die Strecke ging durch einige recht verlassene Dörfer und landwirtschaftliche Gegend. Wir fühlten uns mal wieder wie ne Attraktion und überall machten sich Kinder einen Spaß hinterherzurennen, ich hoffe nur die springen nicht auf den Anhänger.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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Du glaubst auch gar nicht, wie cool das hier ist. Bamoko als Stichwort... ich hab massig Fotos.
aber erstmal:

TAG 72:

Der Platz zum Schlafen war dann so abseits wie möglich an einem Waldstück, es sollte gleich morgens weitergehen. Eine ungestörte Nacht und auch am Morgen noch kein Verkehr an uns vorbei. Als erstes sah ich eine Horde Ziegen von einem Jungen geführt, dann folgten Kühe in die andere Richtung. Der Gassigang war unspektakulär, nur auf dem Rückweg fiel mir was auf. Da fehlt doch was... Der Anhänger sieht nicht so massig aus wie zuvor, das sperrige weiße Ding ist weg. Und mit dem Surfbrett auch das Segel in ein Bettlaken gehüllt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das jemand nachts geklaut hat ohne ein Geräusch zu verursachen, wir schlafen direkt am hinteren Fenster. Das Fahrrad ist zur Seite gekippt und noch da, vielleicht auch weil ans Mopped angeschlossen. Egal, wie auch immer es ist weg. Clever nur, dass ich das Gelenk welches sonst lose auf dem Anhänger lag wegen Diebstahlgefahr weggepackt habe. Wer auch immer sich jetzt über ein altes Brett und kaputtes Segel freut hat keine Verbindung für beides.

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Irgendwie von Balast erleichtert, man muss auch mal loslassen können... und wie gewonnen so zerronnen, was auch immer. Es geht weiter. Kenitra fast in Sicht, doch die Straßenzustände bessern sich nicht. Die Autobahn wollen wir trotzdem vermeiden, ne andere Option gibt es hier noch nicht. NOCH heißt das Zauberwort, denn wir fahren die letzten 500m parallel zu einer frisch asphaltierten wundersam aufragenden Schnellstraße. Ab und an mal ein Baustellenfahrzeug oder Einheimische die sich die Staublunge sparen wollen. Als Gaudi mach ich mich mit dem Bus dran gegen die Proteste von Christie unsere Begleiter vor uns auf dem frischen schwarz zu überholen. Auffahrten gibt es ja genügend und runter kann ich immer wieder.

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So geht es dann den nächsten Kilometer, bis auch der BigBlue keine Schlaglöcher mehr sehen kann und seinen Weg zu uns findet.

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Wir fühlen uns wie Pioniere, bewunken von Bauarbeitern und fast ohne Gegenverkehr auch nebeneinander. Da sagt noch einer in Marokko muss man pistentauglich sein. Die plane Freiheit zieht sich über einige Kilometer, mal mehr mal weniger Betrieb. Einmal finden wir uns vor einem Betonkran wieder und wollten schon umdrehen, die Arbeiter winken uns aber unter dem Auslieger durch und so schaffen wir ein gutes Stück durch frisch angebundenes Hinterland. Die Behausungen und Felder ringsum sehen aus wie durchschnitten, war wohl auch so.

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Die Strecke endet irgendwann in einem leichten Bogen nach Osten, soll wahrscheinlich mal nen Stadtring werden. Wir wollen aber mehr nach von norden aus rechts gesehen, da gibt es noch ne Trasse im Bau, Abenteuer Teil 2. Dies hier soll nämlich eine Bahntrasse werden, die Pfeiler für die Leitungen stehen schon, die Betonbolen für die Schienen zum Glück nur am Streckenrand und hoffentlich nicht plötzlich parallel vor uns.

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Doch auch dieser Abschnitt hat irgendwann ein Ende. Wir finden einen Ausgang und bahnen uns den Weg ins Stadtzentrum. Kenitra hat uns nix zu bieten, wir waren Tanken und Wasser kaufen. Einmal quer durch und am Marjane diesen lustigen Gesellen zum quatschen gefunden. Mit ner Dichtung für den Cramer-Kocher konnte er aber auch nicht helfen.

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Die nächsten Meter küstennah und zum Mittagszeit mit Stop am Meer. Plage des Nations steht als hübscher Badeort im Führer. Nun ja, so hübsch, dass sich hunderte Ferienhäuser hier zu einem Resort zusammengeschlossen haben. Wir waren aber nunmal schon hier und wollten ne Pause machen. Parkplätze schräg am Hang und die Wächter ziemlich zahlreich. Wir durften/mussten dann auf die sonst zum befahren verbotene Strandpromenade und wurden fast schon genötigt hier auch zu übernachten. Nun stehen wir also in einem Golf Resort und brutzeln unser Essen mit Blick auf Strand und Wellen. Futterluke in Szene gesetzt.

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Die Hunde freut der kurze Abstecher und die Sonne lacht wie üblich. Es wechseln einige Worte und darauf einige Bierchen den Besitzer und wir erklären dankend nach dem Essen weiterfahren zu wollen.

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Der Tag sollte noch lange nicht rum sein. Rabat steht südlich an. Doch erstmal durch Sale, den eingemeindeten Ort auf der nördlichen Flußseite. Eigentlich ne Stadt für sich mit allem drum und dran auch ner Medina. Bild in Vorbeifahrt:

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Über die Hassan Brücke jedoch steuern wir einen Bezahlparkplatz an, bei dem man wohl auch nächtigen kann. Wurde uns vor Ort aber abgesprochen und so schnell ändern sich die Pläne. Wenn wir schonmal hier sind wollen wir auch der marokkanischen Hauptstadt unsere Ehre erweisen und nen tieferen Einblick bekommen. Der BigBlue mag schon weiter und ne ruhige Ecke suchen, wir treffen uns später wieder.
Unser Ausflug startet also am Nachmittag auf den Fahrrädern. Der Bus mit Wachhund und Wächter ummauert sicher für wenige Dirham. Auf ins Getümmel, einmal Altstadt umrunden und zurück.
Rabat ist zwar Hauptstadt, aber erst nach Marrakesch, Fez und Meknes beliebt bei Besuchern. Wir radeln durch unspektakuläre Neustadt und Altstadt, bissel dreckig könnte man es nennen, stammt von Bautätigkeiten überall. Sehenswert ist die Kasbah Oudaias, eine historisch ummauerte Wohnsiedlung mit am Ende schönen Blick über das Meer und Sale auf der anderen Flußseite.

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Direkt nebenan findet man den Palast Moulay Ismail mit hübschen Gärten hinter den Toren.

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Der Bereich davor ist ne Art Rummelplatz und Verkehrsknotenpunkt in einem. Das kann man ne Weile auf sich wirken lassen, am Besten bei nem kleinen Frühstück mit frischem Saft, Tee, Gebäck und Honig. 16dH, sprich knapp 1,50€

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Wie zum Beweis hab ich noch nen Foto mit enormem Kontrast geschossen. War ne schöne Fahrradrunde und reicht für uns auch für diese Stadt. Zurück zum Bus und Abfahrt.

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Wir wollen ins Landesinnere, ich hoffe das zu finden was mir das Netz verspricht. Eine Kletterregion zwischen Rabat und Casablanca und in der Natur ne ruhige Stelle zum Übernachten. Die Igels im 613 haben einen Platz unweit der markierten Stelle gefunden, es ist schon dunkel und wir wollen dort bis Morgen früh abwarten. Kaum Wegweiser, Strecken die wieder Pisten ähneln und als grobe Orientierung ein Stausee der nun im Dunkeln zu finden ist. Es klappt auch ohne Navi und Internetverbindung.