Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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Es wird Zeit für einen Überblick, 10Wochen in einem Land auf dem nächsten Kontnent.

Preisübersichten.
1dH kleines Brot, Bund Minze für Tee, 1Ei, Süßigkeiten auf der Straße,
2dH großes Brot, Bund Möhren, Blumenkohl, Stück süßes Gebäck,
3dH besonders teures Gebäck auf die Hand. Gemüse / kg
4dH 100ml Olivenöl, Harcha mit Käse, Clementinen
5dH Suppe und Brot, Schale Schnecken, Zuckerrohrsaft, Bohnen Erbsen,
6dH kg Orangen, 100ml Honig, großer Tee im Cafe,
7dH Liter Diesel, (zum Schluß bei 8dH)
8dH kg frische Erdbeeren, 1kg Datteln hab ich auch schon gesehen (normal 20dH)
9dH Liter Benzin, 5l Wasser (schon teuer),
10dH 1 Euro, kg Äpfel, 500g frischen Fisch, diesen grillen lassen, kg ausl.Bananen,
zu teuer: Bohnen in Dose 30dH, Spaghetti 15dH, Dose Bier im Supermarkt um die 20dH


Zusammenfassung der 5000km in Marokko.
Die Route in Kurzfassung: Entlang der Atlantikküste über Asilah nach Rabat, Abstecher ins Hinterland und wieder zurück nach Casablanca. Weiter an der Küste über El Jadida bis Oualidia, dann Richtung Osten nach Ouzout zu den Wasserfällen. Zurück nach Marrakesh und über Pisten nach Essaouira dann nach Süden den schönsten Streckenabschnitt der Küste bis zur Surferregion Taghazout. Ab dort Ausflüge ins Paradise Valley und Umgebung Agadir, weiter geht es am Wasser bis zum tollsten Strand in Sidi R'bat. Wir verlassen das Meer und fahren in den AntiAtlas ins wundervolle Tafraoute. Dort erkunden wir das Ait Mansour Valley und fahren nach Süden bis Icht, den südlichsten Punkt der Reise. Entlang der Algerischen Grenze über Tata bis Foum Zguid und dann für mehrere Tage Offroad durch die Wüste. Lac Iriki, Erg Chegaga, erst Steinpisten, dann Tiefsand und Abenteuer. Irgendwie schafften wir es bis M'Hamid und es ging das komplette DraaTal wieder auf Asphalt bis Ouarzazate. Dort nen Ausflug nach Hollywood und weiter nach Osten entlang des Hohen Atlas bis zur Dades Schlucht. Dort hinauf auf 3000m vom Schnee gestoppt und doch über Umwege in die Todra Schlucht gelangt. Diese dann aber komlett durchfahren und bei Imilchil den Hohen Atlas überquert. Über Khenifra und Ifrane ging es in die Königsstädte Fes und Meknes ab zur Perle des Rifs Chefchaouen um dann endlich wieder Küste und Mittelmeer zu erleben. Nach Tetouan wurde die Runde mit Blick auf Ceuta am Hafen Tanger Med wieder geschlossen.


Dieses Land ist so vielseitig, so hübsch und spiegelt so viele Gegensätze in sich, dass die letzten drei Monate doch viel zu wenig waren. Als Fazit kann ich behaupten ne Menge erlebt zu haben mit einen guten Einblick in die Gesellschaft, Sitten, Bräuche und Lebensweisen der Bewohner. Das Fazit der Menschen fällt aber nicht sehr postitiv aus. Die Meisten sind durch jahrelange Anpassung an die Verhaltensweisen der Touristen versaut und nur auf schnelles Geld fixiert. Allen Ortes, wo sich sehenswertes verbirgt muss man durch Tonnen von Komerz hindurch um eine der wunderbaren historischen Medinas zu bestaunen. Man kann die Ruhe nur am frühen Morgen geniessen und in den Gassen umherwandern, schon nach dem Frühstück ist die Zeit der Souvenirhändler und Billigwaren gekommen. Man ist allenortes "my friend" und wird als potentielle Geldkuh gesehen, wenn man mal freundlich zurückgrüßt kommt als nächstes gleich "look in my shop" oder andere Angebote. Mich schreckt es regelrecht ab bevormundet zu werden, oder falls man mal nen Blick auf was wirft gleich mit allem konfrontiert werden zu wollen. Hat den Effekt des Rückzuges und so handhabten wir es auch, wie mit kleinen Kindern, wer ruhig und zurückhaltend ist wird mit Aufmerksamkeit belohnt, wer hingegen aufdringlich ist mit Ignoranz.

Es ist nachvollziehbar, dass das Leben hart ist und man ums überleben kämpfen muss, aber nicht in Marokko. Wenige müssen hungern und denen wird auch geholfen, wer jedoch sein Geld für Telefonkarten ausgeben will/kann hat es selbst zu verantworten. Der König als Oberhaupt ist eine schlechte Wahl, einer der reichsten Menschen der Welt könnte viel mehr für seine Bevölkerung tun, doch in Themen wie Organisation versagt Marokko vollständig.
Ob es mal wieder das Thema Müll ist (Plastik ist moderner Fortschritt die Resultate sieht noch keiner), der Umgang mit Resourcen oder schlichtweg einen Plan für sein Geschäft, man fühlt auch hier, dass die Entwicklung fehlt. Effektives Arbeiten ist nicht nur mangels Material und Werkzeug unmöglich. Auch ist meist nix durchdacht, oftmals alleine die Lagerung von Material oder Ausführung von Arbeitsschritten (mehrfach überall beobachtet). Die normalen Handwerker verdienen wenig, die Arbeit ist aber meist auch schlecht und zumindest in der Langlebigkeit begrenzt.

Nahrungsmittel sind teilweise überteuert, kann aber auch einfach der Blick aus europäisch subventionierter (Fehl)Sicht sein, gemessen am Einkommen jedoch schon wichtig. Chinesischen Ramsch bekommt man überall, einheimische Traditionen werden aber z.B. bei Kleidung auch gepflegt. Männer hängen seit eh und je in Gruppen in Cafes rum und Frauen sieht man selten oder beim einkaufen. Kinder spielen oft, so sollte es sein, nur wenn Fremde passieren wir das sofort aufgegeben und gebettelt. Wie ein Automatismus, das muss sich ändern. Am schlimmsten jedoch ist der Umgang des Marokkaners mit seiner Umwelt, der Respekt vor Tieren und der Natur an sich.

Doch wenn man sich einen Großteil der Zweibeiner wegdenkt ist dieses Land wunderbar. An vielen Stellen ohne die Schaf-und Ziegenherden wäre es sicherlich auch etwas grüner und bunter, nicht so karg abgefressen. Wir sahen endlose und abwechslungsreiche Atlantikküste, fruchtbare Hochebenen, vielseitige Gebirgsformationen in Rif, Hohen Atlas und dem aussergewöhnlichen Anti-Atlas. Wasser gibt es mehr als gedacht nur halt nicht (mehr) in der Wüste, ein menschgemachtes Problem. Die Steppen und Dünenlandschaften sind der Inbegriff für den Orient und waren ein Erlebnis, Palmenoasen dazwischen wie ein Traum. Und das alles innerhalb kurzer Distanzen. Kulturell gibt es noch wenig zu erleben, Zerfall und fehlende Erhaltung eine böse Mischung, Volubilis z.B. ungeschützt vor Allem, hoffentlich kriegt man bald die Kurve sonst ist es weg.

Wer also so sicher wie möglich und in weiteren Punkten optimal die arabische Kultur kennen lernen will ist in Marokko super aufgehoben. Afrikanisch ist es hier aber nicht und man sollte mindestens etwas französisch sprechen. Es ist das ideale Land um mit nem Bus selbst auf Entdeckung zu gehen, Natur in allen Aspekten geniessen. Gesunder Menschenverstand und man kommt auch super mit den einheimischen klar, in abgelegenen Gebieten sind sie noch nicht versaut und sonst meist hilfsbereit und freundlich.

Kulinarisch ist es einfach gehalten, Couscous und Tajine lebt von der jeweiligen Ausführung, Gewürze sind im Orient schon immer wichtig, Wintergemüse gibt es massig frisch und regional, im Sommer sicherlich dementsprechend auch. Viele Produkte sind aber auch importiert, erschreckend ist vor Allem Datteln aus Tunesien, Honig aus China und Orangen aus Spanien (haben die alles selber hier)
Definitiv werden wir wiederkommen, es gibt auf der Karte noch so viele Ecken die nicht angetastet wurden, der komplette Osten fehlt uns und der zweite große Sandkasten am Erg Chebbi, dann aber definitiv mit Abstecher noch weiter in den Süden bis mindestens in die Westsahara. Wir träumen also schon vom nächsten Trip.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 146 < McDonalds Palomas >

So kam es also, dass wir eine Nacht auf dem Parkplatz verbrachten, der für die meisten Marokko-Reisenden letzter und erster Stop ist. Umringt von so einigen Campern und Expeditions-LKW befand sich darunter auch mal wieder ein Bekanntes Gesicht. Ein Berliner im Hymer, den wir vor gut 6Wochen in Essaouira als Nachbarn hatten, ich wäre langsam erstaunt, wenn diese Reihe der erneuten Zusammentreffen abrupt enden würde.

So quatscht man also über die Erlebnisse und sieht sich dann spätestens in einigen Monaten in der Heimat. Für uns heißt es heute nochmal Internetaktivität nachholen und Pläne schmieden. Wir fanden zur Abwechslung auch mal wieder gratis Gemüse und haben uns für den Abend mit den LT-Amis verabredet.

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Doch vorher ein kleiner Ausflug, soll ja nicht langweilig werden. Gibraltar steht auf dem Plan... schon wieder? Ja, aber diesmal mit dem eigenen Bus und einer Mission. im Januar hatten wir eine Radtour in den Stadtstaat gemacht und Christie auch mit dem El Compacto des Kanadiers vom Flughafen abgeholt, dabei entdeckte ich die unzähligen Küchenöl-Container und wollte den günstigen Marokko-Diesel noch für weitere gratis Kilometer strecken. Also wieder Affenfelsen in Sicht.

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Es wurde also eine Sammeltour und zwar eine erfolgreiche. Die Container alle zugänglich und randvoll mit guter Auswahl in großen Gebinden bestückt. bei knapp 100 Liter waren meine Lagerkapazitäten in Bus und Garage ausgeschöpft und wir gaben auf.

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Leider oder zum Glück haben wir den Anhänger beim McD stehen lassen, die winkeligen Gassen wären sonst ein Grab aber die Ausbeute hätte größer sein können. Aber wir sollten auch nochmal ne Rundfahrt machen, Christie hat die Südspitze der Kolonie nicht zu Gesicht bekommen. Also aus Erfahrung durch den Tunnel im Osten, da schon bekannte Unterführung im Westen nur bis knapp 2m Höhe passt. Der Tunnel ist steil und ich hab ihn ordentlich vollgequalmt, dahinter aber wieder klarer Himmel und tolle Aussicht auf den soeben verlassenen Kontinent. Davon gab's schon genug Bilder, also der Leuchtturm.

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Und eine lange Reihe folgendes Motives hat hiermit nun auch eine Weile ein Ende, die letzte Moschee auf der Tour.

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Mit dezenten Grüntönen mal endlich farblich passend zum Star der Veranstaltung hier. Offiziellen Dank an unseren 1978er MB 407 >BESALU< der seine Sache auf dem anderen Kontinent super gemeistert hat, wohl angespornt von den vielen gleichaltrigen Verwandten dort.

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Das Wetter nun hier auch sommerlich, nicht dass wir uns im Januar beschweren konnten, aber nen langen Pullover kann man im April hier getrost weglassen. Es geht wieder zurück zum Einkaufspark und der Abend unspektakulär aber mit vielen Geschichten bei neuen Freunden im Burgerbrater.
Der Stellplatz ohne Belang direkt zwischen Lidl und McD, strategisch günstig für die letzte Runde am nächsten Morgen.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 147 < Palomas Gewerbepark >

So starteten wir also erneut den Tag in einem morgens angenehm ruhigen gemütlichen Büro mit Strom und WiFi. Letzte Updates und uploads wurden gemacht und damit immernoch angenehmere Sachen als die Steuererklärung der Amis.

Wir zogen gegen Mittag endlich weiter mit bekanntem Ziel Tarifa. Der gehasste Berg von Null auf 350m nötigte uns wieder zu "Wartezeit" im zweiten Gang bei fast Volllast aber immerhin ohne Verkehrsbehinderung auf der Kletterspur. Mit gut 20% Frittenöl riecht es hinter uns wohl mal wieder angenehm. Oder ein anderer Grund nötigte einige Fahrer zum Hupen und gestikulieren. Zurück im schnelllebigen Europa. Ortseingang Tarifa dann endlich das dreiteilige Kunstwerk abgelichtet, welches letztes Mal schon auffiel.

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Den Rest der Ortschaft finden wir in gewohnt lockerer Atmosphäre wieder, deutlich mehr Betrieb als im Winter und gefühlt noch mehr Surfshops geöffnet. Wir fahren also auf angestammten Platz am Ende der Promenade und geniessen den Nachmittag am Strand und auf der Promenade. Gut was los hier und auch auf dem Wasser die üblichen Akrobaten. Bei Küchenvorbereitungen klopft es plötzlich am Bus und Joris steckt seinen Kopf rein. Busfreaks-Forum und wir ja nun nicht gerade wenig präsent oder unauffällig. Soll erst kräftig geregnet haben die Tage, war wohl das abziehende Schlechtwetter welches wir in Imouzer ausgesessen hatten. Er ist mit nem hübsch ausgestatteten 207 unterwegs und geniesst seine Zeit auf dem Wasser. Auch die beiden Busfreaks-ForenKumpels Comolik und Feuerfisch sind wohl schon zurück und ihm hier über den Weg gelaufen.

Der Abend brachte für uns eine doch irgendwie lang ersehnte Fahrradrunde mit Fahrrad und Rucksack und ergiebiger Ausbeute. Es hätte noch weit mehr Beute sein können, wenn die Mitarbeiter nicht kopflos und mit unerklärbarem Antrieb die meisten Lebensmittel mit Messern attackiert hätten. Muss man sich mal überlegen die Energie aufzuwenden hunderte von Joghurtbechern mit Einstichen zu versehen oder Käse und Schinken Packungen kreuzweise aufschlitzen. Fällt mir nix mehr zu ein, Verschwendung und Neid auf Nutzniesser, was für eine Welt. Das Massaker erspar ich euch, bissel was retten ging trotzdem.

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Die Ausbeute kann sich aber trotzdem sehen lassen und am zweiten Spot wurden wir zum Ausgleich gegenteilig behandelt, als der Mitarbeiter gerade seine Tüte wegwerfen wollte und sie uns direkt in die Arme gab.

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Zurück am Bus haben wir zwar keinen einzigen Nachbarn mehr, aber es hat zumindest bis jetzt niemanden gestört, dass wir hier stehen. Wir bleiben einfach und lassen es drauf ankommen. Der Morgenspaziergang am breiten Sandstrand von Tarifa ist einfach zu verlockend. Vielleicht gibts dann auch mal wieder andere Bilder :)

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 148 < Tarifa Strandpromenade >

Herrlicher Sonnenaufgang, doch was ist das in der anderen Richtung. Die Berge die heute Ziel sein sollen sind komplett in dicken Wolken versunken. Kurz an den Strand mit Atlas und danach einfach nochmal hinlegen und Augen zu machen, vielleicht hilft es ja. Tat es auch, der Wind vom Atlantik wischte die Wolken ins Landesinnere weg.

Christie ist spazieren und ich kümmere mich um nen ausgiebigen Hausputz, Betten schütteln, Matratze mit Baseballkeule bearbeiten, Fußbodenbelag raus und Fenster putzen, dabei massig Staub und Sand aus den Rahmen kehren, ein Traum und ordentlicher Abschied von staubigen Pisten. Ne Komplettwäsche gibt es aber erst in der Heimat (wenn überhaupt). Als fast alles vorrüber war bekam ich Besuch von bekannten Gesichtern, auch die Arroganz war die Gleiche wie vor drei Monaten, kein englisch, französisch oder italienisch nur spanisch. Die Herren in Uniform die uns beim Paella Abend mit Thorsten schon nicht in Ruhe lassen wollten hatten nun ein unerklärliches Problem. Mein Anhänger hat nen anderes Nummernschild als der Bus. Klar, wir sind ja auch nicht in Italien, oder ist das hier genauso. Ich erklärte, dass Deutschland gerne auch dafür Steuern hätte und alles seine Richtigkeit hat. Die Sprachprobleme wurden doch irgendwie überwunden und es wurden Dokumente rumgezeigt und Fotos gemacht. Naja, Final hatten sie das Problem, dass ich dort mit dem Camper nicht parken darf, also Abfahrt und 50m weiter vor dem Parkplatz am Straßenrand.

Nicht aufregen lassen, also erstmal mit Atlas an den Strand. Das ist der ultimative Beweis, das einzig definitive Gefühl im Urlaub zu sein. Barfuß und oben ohne ziellos im Sand rumstreifen, stelle man sich sowas mal in jeder Mittagspause vor, ich würde evtl seßhaft werden wollen.

Auf dem Rückweg steht ein bekannter Citroen wieder hinter mir. Der Tüv an meinem Anhänger ist diesmal interessant. Den Stempel und die Plakette haben die Jungs ja schon gesehen, sie hätten gerne noch den Schein von der Prüfstelle... Den hat man aber normalerweise nicht dabei. Es wurde aber doch noch lustig, als sie wohl resigniert von meiner heute ruhigen Art aufgaben und sich über mein 16Jahre altes Foto auf dem Führerschein amüsierten. Ich hingegen entkräftete ihre Aussage, dass meine beiden defekten Nummernschildbeleuchtungen ein Sicherheitsrisiko wären, relativ direkt und deutete auf die Reifen des Polizeiwagens. Sowas glaubt man echt nicht, abgefahren bis zur Glatze und dann noch Mischbereifung zusammengesammelt. Meine gekreuzten Handgelenke und "Policia allemagna" brachten bei ihnen nur lächeln hervor. Auf jeden Fall war der Spuk danach vorbei.

Kurze Zeit darauf, es war schon wieder Nachmittag, traf auch unsere Verabredung ein, die Amis hatten es auch geschafft und wir wollen zusammen im nahen San Bartolo Gebiet klettern gehen. Ja, auch dort waren wir schon aber strategisch günstig und auf der Strecke nach Cadiz liegt es nun mal so idyllisch, dass es ein Frevel wäre dran vorbeizu fahren. Ausserdem stehen sicherlich noch unerkundete Routen an.

Nur 15km und der Frittenanteil hinterm Bus deutlich in der Nase wundert es mich fast schon, dass der LT mit selbem Hubraum und Leistung aus sechs Töpfen den letzten Anstieg zum Parkplatz nicht wesentlich schneller war als wir mit Anhänger und Mehrballast.

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Morgen soll Regen aufziehen, deshalb die Eile heute und kein erneuter Zwischenstop an den Surferstränden. Die Wände sind aber gut besucht, es stehen 6-7 Autos auf dem kleinen Platz und wir finden gerade so ne Lücke. Klamotten sind schnell gepackt und der Aufstieg das warm up. Es ist mal wieder ein traumhafter Anblick und quasi der letzte Blick auf Tarifa und Marokko und die vielbefahrene Wasserstraße dazwischen.
Die Schwierigkeitsgrade hier sind eine Herausforderung, selbst die Nachbarn meinen, dass die Benennungen etwas optimistisch sind und so freut es mich um so mehr mal wieder die Grenze des machbaren etwas rausgeschoben zu haben und erfolgreich das Seil nach ganz oben bekommen zu haben um beim zweiten Aufstieg eine noch schwierigere Route zu nehmen. Muskelkater ist Morgen sicherlich der Dank.

Gegen Dämmerung sind wir zurück und heute passiert bei beiden Parteien nicht mehr viel, kochen und entspannen, wir verabreden uns lieber zum Frühstück bei Geschichten und Videos des Erlebten. Es ist wieder mild in den Nächten und bis auf die Kuhglocken auch recht ruhig in der Umgebung. Ab und an ein Windstoß, Daumen drücken was das Wetter morgen bringt.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 149 < Betis Kletterspot >

Zumindest regnet es nicht, die Felsen sind hinter den Wolken versteckt aber der Blick nach unten zum Strand ist möglich. Dort leuchtet der Sand und lässt auf selben Tagesablauf wie gestern und Abzug der Wolken hoffen. Erstmal ne Runde durch die Büsche, Kühe sind schon ein ungewohnter Anblick geworden, erst recht in der Größe. Die gemütlichen Nachbarn lassen sich auch nicht vom neugierigen Atlas aus der Fassung bringen und geniessen weiter das frische Grün.

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Der Tag startet sonst behäbig, gemeinsames Frühstück gegen 11 und dann war's das auch schon mit den optimistischen Wetteraussichten. Es ziehen grad wieder direkt Wolken vorbei und lassen gut Feuchtigkeit in den Kletterwänden hängen, nicht gut. Wie das Schicksal es aber manchmal so mit uns hat kommt eine Gruppe Spanier und es stellt sich heruas, dass am heutigen Sonntag der letzte Tag des Festa de Abril in Sevilla ist und in den Straßen Flamenco getanzt wird und es dem Karneval gleich kommt. Mit Blick aufs Navi sind das knapp über 200km, also eigentlich ne Tagesetappe, dazu noch Städte wie Cadiz und Jerez dazwischen, die dann ausfallen oder im Schnelldurchlauf passiert werden.... warum also nicht.

Wir starten 30Minuten später und kommen gut vorran. Der Bus nebelt mal wieder gut durch Frittenöl bei 70-75 km/h und wegen Zeitdruck quäle ich uns auch mal die Hügel hoch. Wenig später dann das erste Opfer dieser Raserei... ein kleines Vögelchen schafft es nicht mehr auszuweichen und gleibt unterm Scheibenwischer hängen. Der arme Kerl war etwas ausgenockt, hat sich anscheinend aber nix gebrochen, hab natürlich sofort auf der Schnellstraße angehalten, Gefahr in Verzug usw. Die Äuglein hat er noch bewegt, hoffe der erholt sich wieder, wurde im schattigen Graben abgelegt mehr kann ich auch nicht tun.

Etwas weiter haben wir eine der weißen Ortschaften vor uns, einige behaupten sogar die Schönste, die Kulisse auf jeden Fall märchenhaft. Über den Baumwipfeln noch erhebt sich ein Felsplateau und obendrauf Vejer de la Frontera. Direkt an der Auffahrt zum Ort überlege ich noch anzuhalten und den Zeitplan durcheinander zu bringen... aber bleibe weiter auf dem Pedal, leichte Rechtskurve (zum Glück) denn plötzlich der altbekannte Knall eines platzenden Reifens gefolgt von unnormaler Fahrsituation als das Lenkrad kräftig unruhig wird. Schnell kombiniert: kurveninneres Vorderrad kaputt, anhalten.

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Wie der Zufall so will direkt neben einer Tankstelle und die Befürchtung bestätigt sich, Reifenplatzer, war wohl doch "zu schnell" unterwegs. Man muss dazu sagen die Dinger haben gute Dienste geleistet und echt gelitten und auf der ersten schnelleren Tour nach Gibraltar hab ich nen leichtes unnormales vibrieren im Lenkrad gespährt, das kam also mit unverständlicher Ankündigung. Zwischen Karkasse und Wand beidseitig auf knapp 20-30cm aufgerissen, nen klarer Fall von runderneuerten Fehler, aber ich würde trotzdem wieder zu diesen greifen. Jetzt erstmal heißt es Ersatzrad... un ja, diese Tour hab ich aus gewichtsgründen ja keines mit. Es ist Sonntag und auch nix zu bekommen, hier bleiben werde ich definitiv nicht. Also einen der Zwillinge hinten zum Einzelkind machen und den Bruder nach vorne beordern. 20Minuten und das Gespann war wieder rollbar.

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Mit etwas mulmigem Gefühl, ob die 104er Traglast auch auf längere Strecke das Gewicht aushält rollen wir mit maximal 50km/h weiter. Die Amis sollen doch schon nach Sevilla vorfahren, wir machen langsam weiter und treffen uns Morgen dort. Eigentlich mal wieder ideal, so haben wir Zeit für Cadiz. Doch zuvor erstmal in Chiclana im Internet Verfügbarkeiten von Reifen checken. Entweder ich find exakt einen gleichen, oder zwei ähnlich Neue und hab dann einen Ersatz, oder ich nehme vorne nicht ganz so grobe um den Rollwiderstand und Spritverbrauch zu senken, oder ich baue hinten beide auf Single um und hole zwei schwerer belastbare Gummis mit noch breiteren Pellen... Ideen die erstmal im Forum angesprochen werden müssen, geht das überhaupt?

Die Sonne kam schon wenige Kilometer hinter den Bergen nach Tarifa wieder zum Vorschein, es brennt um es zu umschreiben. Die Uhr wurde auch umgestellt, es ist nach 17Uhr und sommerlich. Haben die Zeit also clever im Schatten genutzt und fahren nun nach Cadiz zum Stadtbummel.

Die Autobahn kann man nun leider nicht vermeiden ist aber wenigstens gratis, Cadiz von drei Seiten Atlantik umgeben und der Eingang durch eine meilenweite gerade Hauptstraße mit unendlichen Ampeln gekennzeichnet. Die Nachbarschaft modern und unansehnlich, die Altstadt aber verbirgt sich ganz am Ende der Halbinsel, man muss hier also durch. Cadiz gilt als älteste noch bestehende Stadt Europas, wider mal eine Superative. Gegründet 1100v.Chr von den Phöniziern und in der Zwischenzeit auch mal sehr bedeutsam gewesen sogar spanische Hauptstadt. Der Ruhm ist aber schon längst vorbei, aktuell wohl nur noch einmal im Jahr zum Carneval ein Zentrum. Wir folgen der Uferstraße im Uhrzeigersinn und finden nirgends einen Parkplatz. Es ist Sonntag und zumindest auch auf den Bezahlparkplätzen gratis aber erst als wir es fast schon aufgegeben haben fanden wir kurz nach der Altstadt gegenüber vom Hafen eine doppelte Lücke wo auch der Anhänger reinpasst.

Eine Fahrradrunde steht auf der Agenda, die Entfernungen nicht all zu gewaltig, aber der Zeitdruck doch noch existent. Wir wollen in den tollen Park am nördlichen Ende, in eine der Festungen und unseren Weg durch die Innengassen zur Kathedrale finden, dann mal sehen. Eine tolle Altstadt mit ruhiger Atmosphäre, die Uferpromenade heute gut besucht, tolle Aussichten. Der Park nebenan bietet auch einige schöne Perspektiven. Elegant geschnittene Bäumchen und immer wieder Springbrunnen.

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Was aber etwas weiter mal wieder Erstaunen hervorruft sind gigantische Gummibäume, ein Arm sehr tief hängend und abgestützt.

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Als nächstes besuchen wir das Castillo de Santa Catalina. Ins Meer hineingebaut und als Ausstellungsgelände genutzt. Tolle Aussicht auf die umliegenden Fischerboote

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Nen Strand hat Cadiz auch zu bieten, sicherlich gut besucht.

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Tolles Farbenspiel am Himmel und der untergehenden Sonne. Wir biegen ab in die Gassen und sind in der Calle Virgen del Palma erstaunt von der liebevollen Aufmachung der palmengesäumten Kneipengasse.

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Als wichtigste Sehenswürdigkeit kann man mal wieder das örtliche Sakralgebäude nennen, hier die Catedral Nueva.

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An der Promenade kann man toll aufs Wasser gucken.

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Damit sind wir auch schon wieder rum und beenden unseren Exkurs am Plaza de San Juan de Dios mit einem wundervollen Foto der vorherrschenden Szene, der Bus steht keine 100m entfernt und wartet auf die Weiterfahrt.

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Für heute steht nochmal Recherche an und wir suchen einen Burgerbrater und werden auf dem Weg Richtung Sevilla kurz vor Jerez fündig. Es wird auch schon dunkel und die Geschäfte und Reifenhändler sind sowieso geschlossen, die Suche macht also erst Morgen früh Sinn. Wir bleiben hier einfach über Nacht etwas abseits und ruhig.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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Abgesehen vom letzten Beitrag (aufsparen für die nächste Fahrt und so) zwei wunderbare Schraubertagwege mit euren Geschichten verbracht.
Zu den zerschnittenen Packungen: Zumindest in Deutschland ist es noch so, dass viele abgelaufene Lebensmittel zerstört, oder ungenießbar, oder aber extrem gut weg geschlossen werden, um sich vor eventuellen Klagen zu schützen.
Zumindest, so erzählte mir eine REWE-Mitarbeiterin, zerstören sie nur noch tierische Produkte und lassen zumindest Obst und Gemüse in Frieden. Auf Fleisch, Käse, etc wird aber absichtlich Spüllauge draufgeschüttet. (Ob das, sofern sich jmd Zugang verschafft, so viel besser käme als eine schnöde Magenverstimmung sei mal dahingestellt.).
Frankreich ist da jedenfalls schon weiter.. Ich glaube aber ich erzähle euch vermutlich grade alte Kamellen, oder? :-)

Zurück zum Thema: Schade, dass die Reise sich langsam Richtung Ende neigt. Wäre ich mit etwas Platz beseelt würde ich euch versuchen wollen euch zu einen Zwischenstopp hier zu überreden. So würde ich mich allerdings freuen, wenn ich euch mal in Berlin irgendwann antreffe. Ab und an bin ich ja auch dort. :-] Gute Weiterfahrt und viel Spaß!!
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Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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Düsseldorf ist nicht unbedingt meine Richtung, ausser mein Bruder in Lippstadt meldet sich noch...
Ansonten sieht man sich ja hoffentlich beim FFT, da sind wir beide fest verplant.

Heimat sieht mich nicht vor 4 Wochen, bis dahin schreibe ich fleißig weiter...



TAG 150 < El Puerto de Sta. Maria >

Wir erwachten also neben einem leuchtenden M und ich wollte schnell weg. In der Nähe war ein Reifenhändler der mir auch nicht helfen konnte. Also hab ich immer
noch nur drei Gummis auf der Hinterachse und fahre langsam und vorsichtig. Das kleine Örtchen ist berühmt für wohl eine bekannte Sache, Schnaps, das Logo ist so etwas wie ein überall ersichtliches Zwischen von Andalusien, ein seitliches Profil eines Stieres.

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Die Firma "Osborne" mit dem Veterano ist hier unübersehbar ansässig. Wir haben mal wieder Erfolg hinterm Supermarkt und nehmen unseren Weg auf nach Jerez de la Frontera. Weltberühmt durch die Motorrad-Rennstrecke oder in anderen gesellschaftlichen Kreisen für Pferdezucht und Sherry. Es gibt so einige Bodegas mit Tradition am Rande des Zentrums, man könnte auf Bestellung die lange ruhenden Fässer besichtigen und sicherlich auch einer Verkostung beiwohnen, mir geht es aber primär um ein Ersatzrad.

Durchs Zentrum fahren wir auch aber sehen die Kathedrale, die mal in den Grundzügen eine Moschee war nur von weitem. Hier soll es auch hübsche Gassen und nette Ecken geben, wir halten aber nicht an und haben auch kein Foto. Die Rennstrecke liegt auch nicht auf unserer Route, weiter geht's.

noch knapp 100km, also zwei Stunden bis Sevilla, dort muss was zu finden sein, plädiere jetzt schon eher nach nem alten gebrauchten der mich nach Hause bringt, dann sehen wir weiter. Wir biegen ab Richtung Utrera und staunen nicht schlecht, als sich ein riesiges Gebäude mit etlichen Türmen geschmückt auf einem Hügel präsentiert. Als wie näher kommen ist es aber von einer 5-6m hohen Mauer umgeben und man kann keinen Blick darauf werfen. Auch nicht vom Anhänger aus und von der anderen Straßenseite nur zur Hälfte.

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Das wurmt mich und die "Attraktion" hier ist auch auf keiner Karte verzeichnet, die Neugier ist geweckt. In diesem Moment biegt ein Lieferwagen von der Straße ab und hält hupend vorm Tor, die Zeit ist reif. Der Fahrer meint es ist nen Privatanwesen und ich kann ja kurz reinschauen, wenn für ihn das Tor aufgemacht wird. Es vergingen einige Minuten und es lohnt wirklich, ein mit Palmen gesäumter Weg zum Haupteingang, unwirklich anmutende Türmchen und Verzierungen, alles in braun und weiß gehalten. Da hat sich jemand wirklich ne Kirche bauen lassen, oder? Laut maps.me ist dies "Palmarian Catholic Church" aber nicht für die Öffentlichkeit.

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Naja, egal, Utrera ist nicht weit aber uninteressant, wir passieren und sind dann gezwungen eine der Schnellstraßen nach Sevilla zu nehmen. Beim letzten Stop und Internetcheck kam ein Hilferuf der Amis im LT an, die Bremse hat versagt sie stehen auf nem Carrefour Parkplatz. Die Retter sind unterwegs. Wir parken strategisch günstig und ich mach mich mal an die Arbeit, Trommel runter und siehe da der Zylinder läuft aus. Das Ding auseinandergenommen und die Ursache in der schludrigen Arbeit des letzten Mechanikers gefunden, der einen falschen Simmerring eingesetzt hatte, der ist nun deformiert. Also neu bitte.

Die Suche ergab wenig in der Umgebung aber nen VW-Händler auf der anderen Seite der Schnellstraße. Ab aufs Rad und Verfügbarkeiten checken. Man glaubt es kam aber die Jungs bei VW wollten oder konnten uns nicht helfen, nur für PKW und wer dort mit nem T4 ankommt ist wohl auch schon über Normal. Wir bekamen aber ne Empfehlung von einem Teilehändler wo wir es mal versuchen sollten. Lagebesprechung zurück an der Base, die wohl heute unser Nachtlager werden wird. Es ist später Nachmittag, die Sonne lässt langsam etwas nach und man kann über Aktivität nachdenken. Wir beschließen zu viert eine Fahrradrunde in die Stadt zu machen und dabei die Augen nach Ersatzteilen offen zu halten.

Erster Stop ne kleine Werkstatt auf der Insel zwischen den beiden Flüssen westlich der Altstadt. Netter Kerl, sehr hilfsbereit und schaut im PC nach, wirft sogar einen Blick auf die Zylinder und meint die sind noch zu retten und wir brauchen nur neue Dichtungen, die gibt es direkt um die Ecke. Wow, na dann mal ab in den GummiLaden. Die Mädels halten draussen Stellung während wir drinnen fachsimpeln, William kann etwas spanisch und ermöglicht so Kommunikation ohne Hand und Fuß. Die fruchtet aber und nach gemeinsamer Sichtung von Listen und Katalogen haben wir zwei Satz passende Dichtungen in den Händen. Überglücklich gibt es erstmal nen kühles Bier auf die Hand. Der Abend kann starten.

Wir radeln also ins Zentrum und rasten auf einigen der schön angelegten Plätze, ohne Ziel und Plan geht es durch Gassen und Wege. Hübsch hier und wir finden die Kathedrale die heute aber schon geschlossen hat. Ein gigantischer Bau, die größte gotische Kirche Europas auf den Fundamenten einer früheren Moschee, muss ich mir die Tage nochmal ansehen.

Unser Weg macht durstig und wir beschließen eine Kneipe aufzusuchen, die Gegend genannt Triana, auf der Insel gegenüber der Altstadt soll "the place to be" dafür sein. Wir finden einige chice Restaurants mit herrlicher Aussicht am Kanal, aber keine cervesas con tapas. Doch in der zweiten Reihe, einer Nebenstraße ist was los, Hocker vor der Türe und Durstlöscher gibt es auch. Ein toller Tag, der sich langsam dem Ende neigt.

Wir finden auch unseren Weg zurück und haben Reparaturpläne für Morgen, alles wird gut.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 151 < Carrefour Sevilla >

Wir stehen gut abseits und hatten Ruhe, das einzige was störte war der aufziehende Regen und die Tropfen auf dem Dach, ihh, Wasser von oben. naja wenigstens sind die Temperaturen angenehm, an basteln ist auf die Schnelle aber nicht zu denken. Der Tag startet wie auch die letzten Tage etwas spät, liegt wohl auch an der Zeitumstellung. Es ist abends 21Uhr noch hell und dementsprechend mein Rhytmus total daneben.

Es zieht sich also mit Lesen und quatschen, zusammen frühstücken und weiteren Reisegeschichten hin bis zum Nachmittag. Die Ersatzteile sind schnell verbaut, die Bremse entlüftet und das Schicksal hat auch mir was gutes vorbeigebracht. Zwei französische DüDo-Umzugswagen machten Stop und sind auch auf dem Rückweg von Marokko in die Bretagne. Die Besatzungen hatten nen Haufen alter Ersatzreifen mit, aber immerhin passend und gratis. Ein paar Liter Öl konnte der eine 508er gebrauchen, so hilft man sich gegenseitig.

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Den Gummi konnte ich ohne größere Probleme mit nem Schraubenzieher auf die zum Glück nackte Felge aufziehen, die Probefahrt im LT geht also zur Tanke zum Luft pumpen. Alles in Butter, ich montiere nen dichtes Ersatzrad auf der Hinterachse und beide Reisemobile sind wieder fit und mobil. Ne weitere Kuriosität hat sich auf den Parkplatz gestellt, mit was andere "Aussteiger" so unterwegs sind ist erstaunlich.

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Der Plan für heute Abend sieht vor das kulinarische Debakel von gestern auszumerzen, es wurde Recherche betrieben und wir wollen nördlich im Zentrum um die Häuser ziehen. Es regnet zum Glück nicht mehr, aber von hier zu Fuß wäre zu weit, mit dem Rad zu unpraktisch. Also Abfahrt und mal schaun, was es in Sevilla zu parken gibt. Wir finden eine große Fläche unweit der Universität und damit auch der Sehenswürdigkeiten im Süden, ist aber zu weit zum Kneipenhopping. Also mach ich den Vorschlag auf ne Runde und gut Glück durch die Gegend zu fahren und schauen wo wir enden, zurück können wir hier immernoch.

Wir haben wieder ein funktionierendes Navi in Europa und durch die Gassen und Einbahnstraßen hilft das schon ganz gut. Nur man ist wieder ausgeliefert und folgt blind. Enge Gassen schrecken uns schon lange nicht mehr ab, der LT hinter uns passt auch überall durch wo ich fahren kann, weiter gehts kreuz und quer. Es fühlt sich an wie Fußgängerzone und wir haben zumindest die Gegend mit den Kneipen gefunden. Doch vor uns geht es nicht weiter. Wir müssen drehen und das bringt auf der Plaza mit Publikum und wenig Platz eine schaulustige Angelegenheit. Es klappt und der Stau um uns herum zieht ab, während wir am Rand in zweiter und dritter Reihe stehen und einen Ausweg suchen. Wo wir herkamen ist eine Einbahnstraße, wo wir drehten eine Fußgängerzone und die beiden Ausfahrten sind mit Schildern für Höhen udn Breitenbegrenzungen gespickt. rein rechnerisch gibt es keinen Weg zurück. Ich mach also erstmal meine obligatorische Runde zum checken, wo ich bei 2,5m Höhe hängen bleiben könnte. Einmal um den Block und nix ausser einige Balkons gefunden, sollte also passen. In der Zwischenzeit ist alles um die Busse herum wieder in Normalzustand, ich überrede die Reisegruppe Chaos also zu einem spontanen Bier an der Kneipe gegenüber, stehen immerhin schon 10Minuten und stört keinen. "Today is a good day"

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So, der Abend kann starten, wir müssen nur noch die Mobilheime aus dem Weg schaffen. Nach entspannter Recherche gibt es einige hundert Meter weiter nen Bahnhof, dort sollte was zu parken sein, näher als alles andere. Wir machen uns aus dem Staub und nebeln die Gassen nochmal mit Frittenöl zu. Finden die größeren Straßen und den Weg hinaus, ebenso einen Parkplatz an der Straße vorm Bahnhof. Spaziergang ist nun angesagt. Wir finden eine Institution aus den Empfehlungen und können diese so weiterreichen. El Rinconcello seit 1670 dort und gilt als eine der ältesten Kneipen Europas. Ne Deko-Mischung aus Apothekerschränken in Schlachtehalle mit Fliesen an der Wand. Edle Tropfen und viel Fleisch sind die Dekoration.

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Wir bekommen endlich auch was zwischen die Zähne und mit Schweinebäckchen auch eine super zarte Delikatesse. Die Stimmung für nen Dienstag nicht schlecht, toller Laden.

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Wir ziehen nach der ersten Runde weiter und müssen aber ne ganze Weile laufen, es ist schon 23Uhr und viele der Bars haben geschlossen. Die die heute offen hatten packen schon langsam zusammen. Wir finden in einem anderen Viertel einen hübsch belebten Platz und schmuggeln uns noch in den Innenraum der Kneipe wo die Sperrstunde noch nicht greift. Bier und Snacks während um uns herum schon gewischt und eingeräumt wird. Als hinter uns die Türen geschlossen wurden mussten wir uns schon regelgerecht beeilen fertig zu werden. Weiter geht's also mal gucken ob noch was zu finden ist. Und mit viel Suchen gab es wirklich noch auf halbem Rückweg eine komische Mischung von Publikum in einer recht dunklen Kaschemme. Es war laut und lustig und dieser Kerl hier führte uns seine neuste Errungenschaft vor, eine Lampe mit integriertem bluetooth-Radio. Faszinierend...

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Wir fühlten uns in einer Verkaufsshow und waren angesichts der gekippten Biere auch sehr enthusiastisch bei der Sache, fast schon mit amerikanischer Übertriebenheit bewunderten wir seine SoundLeuchte... und so weiter. Wir hatten also den ganzen Abend tierisch Spaß und fanden auch irgendwie unseren Weg zurück. Soll ja nicht enden irgendwo so abzuhängen.

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Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 152 < Sevilla >

Wir standen also an einer geschäftigen Straße nahe des Bahnhofes, der aber wenigstens mit hellen und sauberen Sanitäranlagen aufwarten konnte. Der Geräuschpegel um uns herum wurde nur noch gegen 9Uhr von den Straßenbauarbeiten getoppt, die hier mit einer Kreissäge den Asphalt aufschneiden. Der Parkplatz am Rand gehört also definitiv zu einem der unbequemeren auf unserer langen Liste.

Wir machen uns auf dem Weg zu dem bewachten Shotterplatz im Zentrum um den heutien Spaziergang mit weniger Distanz zu Beginn auszuführen. 2km näher am historischen Zentrum aber nicht eine Lücke für ein Auto irgendwo und in der Umgebung zu finden. Die einzige Idee, die uns gestern Abend jemand gab war zwischen den beiden Flüßen nahe des Museums, dahin also weiter und unterwegs Chaos und zweite Reihe parken an der Tagesordnung.

In dem gesuchten Gebiet fanden wir eine große Freifläche aber verbarrikadiert, Am Rand der Haupstraße gab es aber einen zugeparkten Platz wo der LT und Bus samt Hänger gerade so noch zwischen passten. Der riesige Turm zur Orientierung direkt nebenan, los gehts.

Wir folgen dem Fluß und starten quasi an einer hübschen Brücke mit sehenswertem Häuschen am Ende. Hier wohnte wohl der Pförtner, oder Brückner.

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Daneben dann Christies Wunderland, der Mercado de Triana. Farbenfroh und mit bunten Fliesen geschmückt. Ziemlich großes Angebot an Fleisch, wir sind schließlich in Spanien.

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Ziel soll heute aber die Kathedrale sein, lieber direkt hin Öffnungszeiten sind nicht großzügig, ausserdem ziehen hinter uns entgegen der Aussichten doch Wolken auf. Wir stehen in einer Schlange von Besuchern an, als die umgebenen Regenschirmhändler ihr Geschäft des Tages machen. Ein plötzlicher Schauer lässt ordentliche Wassermassen vom Himmel auf die Wartenden nieder. Die letzten Meter Schlange sind im Innenhof des Haupteinganges und hier ist soeben ein Wasserfall von den Dächern entstanden, durch die Figuren der steinernden Speier ergießt sich wie aus einem C-Schlauch der Regen in den Hof, leider ist das iPad wasserscheu und es gibt keine Bilder von der tropfenden Menge.

Der Eintritt mit 9,- doch recht happig, die Mädels beschließen lieber in einem Cafe zu warten, gucken was wir Kerle da drin so auf digital bannen. Es ist auf jeden Fall mehr ein Museum als eine wenn auch pompöse Kirche, der erste Raum eine klassische Ausstellungshalle mit Vitrinen und Exponaten der anderen Art, eine Büste des geköpften San Juan Bautista, mit toller anatomischer Arbeit der Wirbelsäule und Speiseröhre...

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Für den Eintrittspreis hab ich ein paar mehr Bilder gemacht, es folgt also die gratis online-Führung hinein ins Hauptschiff der Kirche mit gigantischen Säulen und gewaltigem Gesamteindruck. Auf einem fast quadratischen Grundriss der ehemaligen Moschee ist diese als größte gotische Kathedrale der Welt im Vergleich zum Petersdom nur in der Länge beschränkt. Kann sich also sehen lassen.

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In den Seitennischen befinden sich riesige Kapellen in üblicher Vielzahl, aber keineswegs weniger verziert und das bis oben, trotz der Höhe.

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Doch der wohl bedeutendste Anlass oder der wichtigste Grund warum man nem Amerikaner diese Kirche von Innen zeigen sollte ist das Mausoleum von Christopher Kolumbus. Mit einer gigantischen in Messing gegossenen Szene seiner letzten Meter auf Erden. Die Schuhe der Träger werden regelmäßig von Besucherhänden blank poliert.

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Es folgen weitere Räume mit Gemälden.

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Und Exponate mit unfassbaren Details aus Kupfer und oder Silber.

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Die Motive natürlich alle mit dem üblichen Thema, wobei mich hier (nur noch etwas) die Köpfe unter den Füßen verstören.

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Das Gebäude an sich ist auch ein Kunstwerk, hier mal der Blick nach oben.

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Und echt wahr, ich hab schon Säulen aus schillerndem Marmor gesehen aber noch nie mit solchen bildhauerischen Details auf so viel Fläche.

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Die Kombination des roten Wandbehangs macht hier den Wow-Effekt erst möglich. Bibelszenen in Stein gehauen, und nicht wenige.

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Ein weiterer Raum mit Vitrinen voll Geschmeide, die Schatzkammer quasi und filigrane Arbeiten aus dem 15.Jh.

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Wir müssen erstmal Luft schnappen, bietet sich ideal an den Turm, genannt Gironda zu besteigen. Schon etwas anders, weil der Aufstieg quadratisch spiralförmig an der äußeren Wand von statten geht, ohne Stufen wohlgemerkt, also auch mit nem Scooter machbar.

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Ich glaub der in Florenz übertrifft an Höhe und Aussicht, aber die Umgebung kann sich schon sehen lassen, wenn man das Wetter etwas wegblendet.

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Einen Orangenhain beherbergt das Gelände auch noch, grün wächst sonst ja genug auf den umliegenden Dächern, die nächsten Jahre sollte mal ne Aussenrestauration anstehen, sonst ist bald nciht mehr viel übrig vom Glanz. Der Sandstein auch schon ziemlich dunkel und von Moosen und Flechten bewachsen.

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Man sollte sich hier nicht unbedingt zur vollen Stunde aufhalten, die mächtigen Glocken und deren Kettenzüge und Mechanik direkt über den Köpfen der Besucher. Schnell wieder rein.

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Weiter geht es mit einer sehr sehenswerten Kutte. Altkleider von 1508 und mit dreidimensionalen Stickereien am Revers, hab ich noch nie gesehen, die Rückenpartie um so pompöser. Wurde von Carlos V zu seiner Krönung getragen. Für uns vielleicht interessant die Familienbeziehungen... damals ein Habsburger nach dem Tode Maximilian I zum "deutschen Kaiser" im heiligen römischen Reich gekürt usw...

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Sein Wahlspruch lautete : < PLUS ULTRA > (immer weiter) sollte auch meiner werden...
https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_V._(HRR" onclick="window.open(this.href);return false;)

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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immernoch in der Kathedrale von Sevilla.


Wir machen wieder mit Pomp weiter, eine ...mir fehlen die Worte mit Steigerungsformen. Überdimensional könnte die goldene Wand hinterm Hauptaltar bezeichnen. Sehr detailliert und mit etwas bunt das Prunkstück der Kathedrale. Der Hauptaltar.

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Dieser Bereich befindet sich inmitten der Kathedrale, rechts und links dahinter im Chor die beiden Orgeln und dazwischen die Bänke zum Verweilen.

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Vor dort aus ist der Blick nach oben ein Foto wert. Was unterschiedliches Licht doch so ausmacht. Die Farbe der Decke ist überall die Gleiche.

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Um die Runde in der Kathedrale zu vervollständigen mussten wir eine weitere Museums-Ausstellung passieren. Hat zumindest nur temporären Charakter aber ebenso erstaunliche Exponate.

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Der Ausgang führt dann durch den Orangenhof, tolle Bilder, wenn die Sonne lachen würde.

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So aber kommt die dreckige Fassade erst recht richtig zur Geltung, hat sich aber trotzdem gelohnt die 9,- € dafür hingelegt zu haben. Arbeitslos hätte das nur die Hälfte gekostet, wer aber bitte bescheinigt mir, dass ich ohne geregeltes Einkommen bin, gibts da irgendwo ne "ich bekomme kein Geld" Mitgliedschaftskarte?

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Unser Weg führt uns erstmal ins nächste Cafe, die Mädels haben sich schon Sorgen gemacht, wilde Vermutungen ob wir durchgebrannt sind oder ähnliches, wir waren knapp 2 Stunden verschollen, in einer Kirche... Weiter geht es aber zumindest trocken in der Umgebung. Die Festung Alcazar ist wohl auch sehenswert, zumindest steht sich ne ordentliche Schlange Beine in den Bauch. Im Hintergrund nochmal ein Teil der Kathedrale die aus keine Perspektive ausser der Luft auf ein Bild zu bekommen ist.

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Hinter der alten Festung soll es einen schönen Garten geben. Auf der Suche nach nem Eingang schlendern wir durch die unliegenden Gassen und finden ein gemütliches Viertel vor. Leider gibt es keinen Weg in den Park, wahrscheinlich Teil der Eintrittskarte und gut abgeschirmt. Ein kleines angrenzendes Stück Grünanlage birgt aber auch was sehenswertes, eine Säule vom Löwen gekrönt.

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Als nächste Sehenswürdigkeit, wenn auch eher abstoßend ist dann die Stierkampfarena zu benennen. Hatte schon überlegt blutverschmiert reinzurennen und Mörder zu schreien... Phanstasien. Wir bleiben aber mit gebührendem Abstand draussen.

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Gleich nebenan ein weiteres sehenswertes Gebäude, mal eines der schöneren Autohäuser auch wenn die Marke mit dem Stern schon edler ist. Aber Teile für meinen DüDo bekomme ich hier sicherlich auch nicht.

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Direkt gegenüber hat mal wieder was Christies Aufmerksamkeit angezogen. Eine weitere Markthalle nur mit etwas mehr flair und hochpreisigem Angebot. Eleganz geht also auch ohne 5-Sterne Restaurant.

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Wir finden unsere Weg wieder zurück zu den Bussen, von weitem schon sehe ich, dass die Spiegelung im Seitenfenster fehlt, dafür glitzert es neben der Tür, na super. Meine erste Sorge, ob Atlas noch drin ist, der hat schließlich eigentlich Wache gehalten. Alles ok, ich verstehe nicht, wie man sich nen Bus aussuchen kann in dem nen Hund sitzt. Anscheinend hat der Strolch es vorher nicht genau abgecheckt. Auf jeden Fall war nur ein Schrank offen. Beim rausgehen wurde aber wenigestens die Tür wieder geschlossen und soll ja nicht ohne Beute sein, also den Koffer mit Christies Klamotten und Sportzeug abgesahnt. Könnte also auch ne weibliche Nutzniesserin sein, auf jeden Fall mit wenig Beute, meist zweite Hand oder ewig altes Zeug.

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Bin froh, dass Navi und Stromkonverter noch da sind, das lag offensichtlich rum. Der LT blieb unangerührt und ich hab nun das Problem ohne Seitenfenster fahren zu müssen. Erstmal gibts nen Ortswechsel, hier bleiben wir nicht, brauchen auch mal wieder Internet, ausserdem steht Sport noch auf der Tagesordnung (Klamotten für Christie finden sich schon). Es geht also einmal nördlich aussen rum ums Zentrum. Kein Parkplatz weder beim Sport noch beim Burgerbrater, muss also die Mittelinsel am Kreisverkehr herhalten, hat schon gut Reifenspuren im Schlamm.

Es ist spät geworden, wir ändern mal wieder den Plan und kochen mit dem Amis zusammen für unseren letzten gemeinsamen Abend. Sie ziehen Morgen in Richtung Portugal weiter und ich muss Christie beim Flughafen um die Ecke in der folgenden Nacht abliefern. Erstaunlich ruhig für die Zentrale Lage, die Recherche ergibt drei-vier Schrottis in dr Nähe und der Abend wird wieder gemütlich.