Re: Osteuropatour 2017 - Der Arnold unterwegs... [fotolastig!]

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Akustische Untermalung heute von Portugal.the Man - Waves:

https://www.youtube.com/watch?v=-FRgCFd0p1Q

So schön Mostar und die ganze Gegend auch ist, wenn man abseits der Touriströme schaut und auch mal mit Einheimischen (die keine Souvenirs verkaufen) redet, bekommt man mit, wie gespalten das Land hier immernoch ist. Am Westufer der Neretva leben heute vorwiegend christliche Kroaten, die das auch unmissverständlich mit einem riesigen Kreuz zeigen, das demonstrativ auf einem Gipfel über der Stadt thront:
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Die muslimischen Bosniaken und Serben auf der Ostseite antworten fünf mal täglich lautstark beim Ruf zum Gebet durch ihre Muezine. Und mittendrin werden die Touristen verhätschelt, je nach Bedarf mit Scheuklappen durch die Altstadt oder gaffend auf zum "Sniper Tower", Ruinen und Einschusslöcher, Geschichten über tyrannisierte Zivilbevölkerung, im Souvenirladen noch ein paar Patronenhülsen kaufen und danach erstmal ab in die Eisdiele! Vielleicht haben die dort ja Eierkuchen?
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Dann schaut man sich um, sieht dieses fantastische Land, die Natur, trifft unheimlich gastfreundliche, herzliche Leute und fragt sich nur noch wie so etwas eigentlich sein kann...

Ein paar Kilometer südlich der Stadt machen wir eine Radtour zur Quelle des Flusses Buna, wo sich ein Derwisch-Haus befindet. Quelle stimmt zwar, nur findet man dort nicht das, was man sich als solche vorstellt. Kein kleines Bächlein das irgendwo entspringt. Hier kommt tatsächlich ein fertiger Fluss aus einer Felswand!
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Und der ist kalt. Scheißkalt.
Durchschnittlich 8°C hat das Wasser, nicht im Winter, über's Jahr! Wir nächtigen auf einem kleinen, familiären Campingplatz auf einer Halbinsel am Flussufer. Das langsam fließende, glasklar türkise Wasser lädt ein sich treiben zu lassen. Aber Baden ist nicht, wenn man diese Temperaturen nicht gewohnt ist. Selbst dem Besitzer, seit 15 Jahren Betreiber des Platzes, ist es zu kalt. Keine 10 mal war er drin, erzählt er grinsend, und wenn dann auch nur für eine Wette!

Hilft ja alles nix, wir müssen weiter ans Meer...
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Re: Osteuropatour 2017 - Der Arnold unterwegs... [fotolastig!]

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Lang ist der letzte Eintrag her und auch die Reise schon zu Ende. Aber jetzt habe ich endlich mal wieder Zeit weiterzuschreiben...

Musik, ein Klassiker passend zum Wetter:

https://www.youtube.com/watch?v=OkyrIRyrRdY

Auf dem Weg von Mostar ans Meer liegen noch die Kravica Wasserfälle, von denen wir allerdings keine Bilder haben. Für einen Nachmittag im frischen, extrem klaren Wasser mit schöner Aussicht genau das richtige.

Von dort aus fahren wir gemütlich die kroatische Küste entlang nach Norden, halten hier und da an um an wilden Stränden auf der faulen Haut zu liegen oder um schnorchelnd die Unterwasserwelt zu erkunden...

Den ersten längeren Aufenthalt legen wir in Omis ein. Eigentlich wollten wir ein paar Geheimtipps an Klettergebieten erkunden, stattdessen liegen wir 3 Tage krank bei Regen im Bus... Zeit zum Lesen und so... naja, immerhin haben wir die (schöne) Altstadt gesehen.

Besser wird es dann in Split! Die Stadt selbst interessiert uns nicht, viel mehr der Marjan-Park. Auf einer Halbinsel in der Stadt liegt dort ein wunderschöner, ziemlich naturbelassener Park mit kleinen Buchten, Pinienwald und einem kompletten Klettergebiet:
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So lässt es sich aushalten! Über Mittag schnorcheln und in der Sonne braten und sobald sich etwas Schatten über den Felsriegel breitet hat man noch ein paar Stunden zum Klettern bis die Sonne untergeht.

Vom Stellplatz direkt am Meer werden wir nach einer Nacht verscheucht und gebeten auf einen Platz 200m weiter auszuweichen. Der liegt nicht direkt am Wasser, weil erhöht, bietet aber eine fantastische Aussicht. Kann schlimmer sein!
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Bei dieser Szenerie kann man schon ein paar Abende ausklingen lassen...
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Re: Osteuropatour 2017 - Der Arnold unterwegs... [fotolastig!]

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Was entspanntes ins Ohr und die Kilometer schmelzen dahin:

https://www.youtube.com/watch?v=wPSZp_rOXHg[/youtube]

Nächster Halt: Krka Nationalpark!
Auch hier finden sich die typischen Wasserfall Kaskaden...
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...im Unterschied zu anderen Orten ist hier aber ein ganzes Dorf auf und um die Fälle angesiedelt. Das Wasser wurde teils gebändigt...
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...und trieb früher diverse Mühlen an:
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Über einen Rundweg gelangt man von Fall zu Fall und Mühle zu Mühle:
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Highlight für mich waren Überbleibsel eines massiven Turboladers mit variabler Turbinengeometrie ;)
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Sowas in klein fehlt im DüDo noch, mal sehen ob sich irgendwann mal eine bessere Motorisierung mit TÜV und H machen lässt.

Wobei sich der kleine 4-Ender auch ohne Beatmung echt gut schlägt. Anfangs ließen wir das Navi "unbefestigte" Straßen immer vermeiden, merkten aber schnell, dass das zu riesigen Umwegen führt. Teils weil die Strecken mittlerweile befestigt sind oder sich auch im unbefestigten Zustand einwandfrei befahren lassen... also haben wir wieder umgestellt und auch diese Variante bald für suboptimal befunden. Zwar kommt man so im kroatischen Hinterland an interessanten Ecken vorbei, z.B. abgebrannten Gebieten:
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Teils landet man aber auch auf engen Feldwegen (die das Navi mit 90km/h berechnet..) und kriecht dann mit 10-30km/h durch Schlaglöcher. Oder Matschlöcher!
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Zum Glück ist die Bodenfreiheit unseres Gefährt angenehm hoch und man kommt überall durch. Wenn auch mit schwimmender Vorder- und durchdrehender Hinterachse im Schlamm. Genug Anlauf, dann geht das.
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Das nächste Ziel ist Starigrad-Paklenica, eines der ältesten und bekanntesten Klettergebiete Kroatiens. Und irgendein Western wurde da wohl auch gedreht.
Eine zweispurige Wander-Autobahn führt in die Schlucht während sich rundherum die Felswände bis zu 350m hoch erheben. Auch hier findet man abseits der Touri-Ströme schöne, ruhige Ecken und die Natur beeindruckt. Aber muss es dann wirklich sein, dass eine Höhle zum Souvenir-Laden (lies Ramsch) ausgebaut wird und Kletterrouten gesperrt werden, damit mehr Auslagefläche für Fidget-Spinner und Kühlschrankmagneten vorhanden ist?
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Nichtsdestotrotz finden sich hier lohnende Wanderungen und auch die vorgelagerte Bucht ist erkundenswert:
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Muschelfarmen soweit das Auge reicht:
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Hier war noch richtig Sommer, perfekt um Rachel's Geburtstag am Strand zu feiern und um noch etwas Wärme zu tanken bevor es ins herbstliche Landesinnere geht...
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Re: Osteuropatour 2017 - Der Arnold unterwegs... [fotolastig!]

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Ahoj,

sehr coole Berichte :top:

Starigrad-Paklenica war ich auch mal, eine wunderbare Gegend. Nur war ich da 1997 :gruebel: und es war fast menschenleer. Eine Hütte irgendwo in der Mitte, da gabs was zu essen, wir waren fast die einzigen Wanderer, die Infrastruktur war vernächlässigt und fast schon wild, hat uns zu einigen Verirrungen geführt und wir haben damals tatsächlich einen Bären gesehen - zwar auf der anderen Seite der Felswand, aber immerhin...

Aber gut, damals erholte sich Kroatien gerade vom Bürgerkrieg und war auch sonst noch sehr witzig zu befahren - war eine geile Zeit, wenn man mal von dem Tag auf der Polizeistation absieht. Verkehrsunfälle zwischen zwei Deutschen an der serbischen Grenze fanden die damals noch nicht allzu unterhaltsam :koppab:

Tj.
- Mercedes 190 1991
- Hyundai Matrix 2010
- Golf IV Variant 2001
- VW Bus T4 1998
Mehr BOHRHAMMER für DEUTSCHLAND!
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Re: Osteuropatour 2017 - Der Arnold unterwegs... [fotolastig!]

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Danke Tj!
1997 klingt eher nach der Variante die ich gerne vorgefunden hätte :top: Waren die Wanderwege nördlich der Schlucht damals schon entmint? Da sind ja bis heute teils nur 5m rechts und links vom Weg geräumt...
Die Grenzer sind auch heute noch spaßbefreit, bei der Einreise von Bosnien nach Kroatien wurde unser WoMo auch innen gründlich inspiziert...

Musik aus Lettland:

https://www.youtube.com/watch?v=KbKV-jCjlaI

Weiter geht's zu den Plitvicer Seen. Wir fahren in den Sonnenuntergang...
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In der Nähe von Vrhovine haben wir nachts noch einen kostenlosen Campingplatz ausgemacht. Direkt an einer Landstraße laden einen "Free Camping!"-Schilder ein auf einer großen Wiese zwischen ein paar alten Bäumen zu nächtigen. In der Früh helfen wir noch ein paar Nachbarn den Platz zu verlassen... der eine war schon bei seiner Ankunft auf der leicht abschüssigen Wiese steckengeblieben (auf Gefälle, keine Ahnung wie) und sein topmodernes Wohnmobil kommt dank Frontantrieb und bescheuerter Achslastverteilung auch bei der Abreise nirgendwo hin. Also helfen wir Anschieben und mit viel Anlauf schafft er es die sanfte Rampe zur Straße rauf, inklusive lautstarkem Aufsetzen... Nachdem alle Nachbarn rutschend und fluchend vom Platz gekommen sind machen wir uns auch an den Weg. Erster Gang rein und gemächlich rausfahren... keine Ahnung was die alle hatten, aber ich lobe mir meinen doppelbereiften und untermotorisierten DüDo ;)

Die Plitvicer Seen also. Schon schön! Trotz dem schlechten Wetter ist hier auch in der Nebensaison viel los, aber es verteilt sich ganz gut. Zu sehen gibt es malwieder glasklares Wasser, das sich über unzählige Wasserfälle ergießt, eingerahmt durch bunten, herbstgefärbten Wald:
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Weiter geht es Richtung Istrien. In Klenovica finden wir einen phänomenalen Stellplatz und hoffen noch, dass der Wind mit Sonnenuntergang abflaut:
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Falsch gehofft. Der Bora bläst so stark und unbändig, dass wir nach wenigen schlaflosen Stunden durchgeschüttelt das Weite suchen.

Der nächste erwähnenswerte Stop sind das Kap Kamenjak und Pula. Die Tourimassen sind hier längst abgezogen und wir können Stadt und Land ungestört erkunden:
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Weiter geht's dann in Slowenien...
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Re: Osteuropatour 2017 - Der Arnold unterwegs... [fotolastig!]

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Slowenien! Unterschätztes Juwel...

Musik gibt's heute aus Südafrika:
Sean Koch Trio - Lift you up



Als Kletterer kommt man in Europa um Slowenien nicht rum. Das ganze Land ist übersät von Hügeln, Berge, Schluchten, Tälern und an der kurzen Mittelmeerküste reiht sich entlang der Karstkante eine Felswand an die nächste. Der Hotspot schlechthin ist Osp, ein kleines verschlafenes Nest aus vielleicht 40 Häusern, die Hälfte unbewohnt und verfallen aber jedes andere mit Kräuter- und Gemüsegarten ausgestattet. Ein idyllischer Campingplatz mit diversen Feuerstellen und Bäumen im perfekten Hängematten-Abstand bietet sich rund um's Jahr als Ausgangspunkt für die Kletterei an.
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Vor lauter körperlicher Ertüchtigung habe ich hier das Fotografieren fast komplett vergessen... wen es interessiert wie es dort am Fels so zugeht, kann sich das hier ansehen (nicht von mir) oder "Osp climbing" googeln:



Im benachbarten Črni Kal wird man nach jeder Klettertour mit einem fantastischen Ausblick belohnt, links Koper und rechts Trieste:
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Fast eine Woche verbrachten wir in Osp mit einer neu kennengelernten Truppe Kletterer aus Hessen, die Abende feucht-fröhlich am Lagerfeuer, die Tage in luftigen Höhen. Ich hatte mir mein bisher schwerstes Projekt an der Wand gesucht, musste mich jedoch nach einem Dutzend Durchstiegsversuchen geschlagen geben und wir fuhren weiter Richtung Soča-Tal und Triglav-Nationalpark (Über Neujahr war ich wieder in Osp und konnte mein Projekt auf den zweiten Versuch klettern :) ).

Schon der Anfang des Tals mit den ersten Ausläufern der julischen Alpen weiß herbstgefärbt zu beeindrucken:
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Weiter den Fluss entlang ins Landesinnere werden die Berge höher und das Wasser wilder, ein Eldorado für Kayak-Fahrer tut sich auf:
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Der gemeine Münchner schätzt die Isar nicht nur wegen den unzähligen Bademöglichkeiten in der Stadt, sondern auch wegen der türkisen Farbe... was für Narren! Wer wirklich türkises Wasser sehen will muss weiter südöstlich suchen!

Alle paar Kilometer findet man Parkplätze am Flussufer und Hängebrücken führen einen zu ausgiebigen Wandermöglichkeiten. Die meisten davon sind in besserem Zustand als dieses Exemplar:
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Der Kozjak Wasserfall ist dabei nur ein mögliches Wanderziel...
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...genau wie die Soca-Tröge, im Sommer sicherlich ein lohnendes Ziel zum Klippenspringen:
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Und auch die (Karst-)Quelle der Soca ist ein wenig Bewegung wert. Das Wasser ist hier so klar, dass man die Oberfläche nicht sieht und meterweit in die Höhle sehen kann:



Gleich geht's weiter...
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Re: Osteuropatour 2017 - Der Arnold unterwegs... [fotolastig!]

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...mit einer weiteren Reparatur. Einer Diode in der Lichtmaschine ist es zuviel geworden auch noch das Trennrelais mit Strom zu versorgen und die Aufbaubatterie war "plötzlich" leer. Als Abhilfe habe ich die Ansteuerung des Trennrelais kurzerhand ans Abblendlicht gehängt, tut für's erste und auf Dauer kommt ein automatisches Relais und dickere Kabel zur LiMa rein:
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Der Sonnenuntergang während der Reparatur war auch nicht übel:
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Am nächsten Morgen ging es weiter Richtung Vrsic-Pass, Serpentinen spulen, Aussicht genießen und wandern:
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Die Kurven sind noch gepflastert und sehr eng, ein Genuß, auch im Arnold ohne Servolenkung. Ein Gefährt mit niedrigerem Schwerpunkt und besserem Leistungsgewicht wäre aber auch nicht verkehrt...
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An der Straße sieht man immer wieder alte Fundamente einer österreich-ungarischen Seilbahn die zur Erschließung des Passes und als Versorgung im 1. WK eingesetzt wurde:

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Auf dem Sattel kann man durch Schrofen-Felder aufsteigen und in die Nachbartäler wandern, die Alpen enttäuschen auch in ihrem julischen Teil nicht:
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Tja und das war's auch schon! Die Heimfahrt durch Österreich war unspektakulär, genauso die Zeit bis jetzt, geprägt von Studium für Rachel und Jobsuche für mich... der Drang wieder loszufahren wächst stetig!
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Sobald es mal wieder auf Tour geht, wird weiter berichtet...
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