Meine Cousine hatte in ihrem Dreizylinder-Fabia den Steuerkettenselbstmord. Da sich bei dem gerade 4,5 Jahre alten, scheckheftgequälten Auto mit gerade 80tkm auf der Uhr keiner verantwortlich fühlte (keine Kulanz...), wollte sie sich schon was neues kaufen, was ich ihr als unwirtschaftlich ausgeredet hab. Ich hab ihr kurzerhand den von ihrem Vater kurz vorher geerbten Golf als Leihmobilität aufgequatscht und im Dezember den Havarierten vom Skodahändler im Eichsfeld abgeholt.
Zugegebenermassen mag ich die drehmomentbefreiten Karren nicht, aber immerhin ein Kombi mit brauchbarer Ausstattung und Gasanlage, der Sonstige Zustand nicht schlecht, blöd sowas irgendeinem Ali für nen 1000er in den Rachen zu werfen.
Die Arbeit hab ich nicht selbst erledigt, mangels Zeit, ich hab mich "Nur" um Transport, die Teilelogistik und das drumherum gekümmert, reichte auch für etliche Stunden. Den Rest hat ein Cousin von mir erledigt, seineszeichens KFZ-Meister und genau so ein Durchgeknallter wie ich. Gibts Mehrere in der Sippe...

Aber mal zum Schadensbild, das übrigens bei den Vierventilern deutlich häufiger auftritt als bei den kleineren mit nur Zweien, weil hier die Kette leichter überspringen kann. VW versucht das mittlerweile mit einer verlängerten Gleitschiene auf der Einlassseite zu vermeiden, aber wenn ihr mich fragt sind eher Ölschlampereien und der miese Kettenspanner mit zu wenig Vordruch dran Schuld. Die Kunststoffschienen sind nämlich auf schwefelfreies Motoröl angewiesen, was das in der VW-Freigabe 504 00/507 00 auch darstellt. Olles 10W40 einfüllen ist nicht.....
Bilderbogen von verbogenen Ventilen:


Leider nicht nur das, wir haben ihn zerlegt und auf Reparaturmöglichkeit gehofft, aber:



Die tiefen Abdrücke machten eine Eigenreparatur unwirtschaftlich. Die Laufwände hatten was abgekriegt, aber, viel schlimmer, die Koben waren so gestempelt, das der obere Kolbenring geklemmt hat und die Kiste hinterher unweigerlich Öl gesoffen hätte.
Oder eben Bohren, Hohnen, Neue Kolben, Ringe. Pleuellager. Zusammen mit den neuen Ventilen und Führungen und dem Kopfdichtsatz wäre ich samt der Arbeit des Motorenbauers bei rund 1500,- gelandet, also lieber gleich einen AT-Motor mit Garantie für knapp 2k€..
Der ist seit zwei Wochen drin, läuft glücklich vor sich hin, ne grosse Inspektion mit neuer Bremse vorn und ne neue HU samt GAP gabs noch dazu...
Alles zusammen für einen Preis, für den man garantiert kein Auto in der Altersklasse bekommt.
Loift:



Der Schlauch am Verdampfer könnte nochmal neu, sonst echt gut.
Aber eins sag ich euch: So eine Dreikantfeile etwas sorgsam einzufahren ist echt kein Geschenk!
Gegen das ist mein SDI-Caddy ne echte Granate an der Ampel...
Edit nochmal für gegebene Anlässe:
Wer mal in die Verlegenheit kommt, so eine Kette samt Peripherie wechseln zu müssen hier ein paar grundlegende Tips:
Die Ölwanne immer vor dem Steuergehäuse demontieren!
Das minimiert das Risiko den riesigen Steuergehäusedeckel bei der Demontage zu beschädigen. Der steht nämlich auf der Ölwanne und ist geklebt, eine Dichtung gibt es nicht. Beim Lösen knackt der Deckel sonst leicht mal..
Des Weiteren würde ich den Ölstandssensor vorher demontieren, das dämliche Plastikding ragt bestimmt 12-15cm in die Ölwanne und ist mit einer falschen Bewegung ganz schnell zerstört. Gibts nur von Hella und kostet günstigstenfalls 60,-€, Listenpreis liegt bei nem runden Hunni. Das haben wir nämlich geschafft....
NIE nicht versuchen, ohne Arretierung den Ventildeckel zu demontieren, der ist gleichzeitig oberes Nockenwellenlager. In dem Fall hüpfen dann die Wellen raus und alles ist verstellt. Das gilt auch für einige ältere Motoren wie zB. den 1,4/16V im 6N/Lupo/G4
Flüssigdichtungen wie Silisol o.Ä. sollte man IMMER über Nacht ablüften lassen, damit sich eine ordentliche Haut bilden kann. Erst dann Öl auffüllen und in Betrieb nehmen, sonst dichtet meist nicht richtig und Schweinereien sind vorprogrammiert. Eine ordentliche Entfettung der Dichtflächen versteht sich hoffentlich von selbst!
Falls mal wer die Batterie demontieren muss: Die ESP-Kontrolleuchte ist danach immer an, es muss sich neu kalibrieren, nach ein paar Metern Fahrt geht die von allein Aus. Das gilt für ganz viele VAGs ab spätestens Golf 5/9N! Den markenfremden Meister hatte es etwas nervös gemacht...
Insgesamt ist der Steuerkettenwechsel kein Hexenwerk, wenn man die Arretierungswerkzeuge (zwingend!) hat. Eine zeimliche Schrauberei ist es allerdings!
Hoffe geholfen zu haben!
