Der Schlaf war erholsam, ruhig und nötig, keiner schert sich um uns. Die Schafe bekommen am Morgen unsere Abfälle und wir entscheiden nicht nochmal nach Azrou zurück zu kehren. Gibt nix zu sehen und wir haben direkt die Abzweigung nach Ifrane vor der Nase. Nächtser Stop, bitte Anschnallen. Abschiedsfoto zur Vervollständigung.

N8 und bergauf, 400 weitere Höhenmeter in Grobrichtung Fes. Heißt aber auch langsam und verkehrsbehindernd. Hier in einer der moderneren Regionen Marokkos echt schon nen Aufreger, hinter mir hupen Autos, glaubt man sowas. Wir befahren eine reiche Gegend mit europäisch anmutenden Häusern. Richtige Satteldächer und rote Dachziegel haben die Franzosen hier ab den 30er Jahren versucht mit Ifrane einen Ferienort zu etablieren. Anscheinend gelungen, gut was los hier. Wir machen eine Runde in der Stadt und sind erstaunt, Straßenlaubbäume und Laternen beleuchten den Gehweg. Einige mit Mauern Pförtnern und Toren abgeschottete Wohnkomplexe für noch reichere Marokkaner. Alles in allem nagt aber sichtbar der Zahn der Zeit an den meisten Fassaden, oder halt die billigen Baumaterialien sind Schuld.

Handwerker haben trotzdem das gleiche Verständnis für Sicherheit wie überall, und einen Pickup überladen geht nicht, erst wenn die Säcke von alleine nicht mehr draufpassen.

Was uns noch auffällt ist unglaublich hohe Polizeipräsenz, ungelogen alle 100Meter steht ein Uniformierter, ob Polizei oder Militär. War ne Erfahrung und wir folgen durch weitere Villenviertel und vorbei an einem Golfplatz unserem Weg. Randstreifen und Seitenmarkierungen auf der Straße, relativ neumodische Autos, wir kommen aus dem Staunen fast nicht mehr raus. Stelle sich hier einer nen Eselkarren vor.
Auch hinter der Stadt an quasi jeder Einfahrt auf die Straße steht ein Beamter, hier muss heute irgendwas abgehen. Der König soll ja nen Palast im Loire-Schloss Stil hier stehen haben, vielleicht auf Urlaub? Auf jeden Fall kommt von vorne eine wild gestikulierende Motorradeskorte. Wir wollten sowieso ne Pause machen und nehmen die nächste Lichtung zum Stopp. Kurze Zeit später salutierende Generäle und etwas hektische Untergebene, weitere Motorradstaffeln und... ein Kamerateam? Na dann wohl doch was Anderes.
Die Straße wird geräumt, wer jetzt aus unserer Richtung kommt wird auf die Lichtung gelotst. Aus der Gegenrichtung einige Autos, bunt mit Werbung beklebt. Dahinter dann der Grund: Fahrräder, ein Radrennen. Mit internationaler Besetzung wie es aussieht, das erste Mal, dass ausser Fußball Sport hier in Marokko erkennbar ist. Es folgt der übliche Tross samt Besenwagen, mehr Polizei und Militär und irgendwann dürfen die Wartenden weiter, wir lassen uns Zeit.

Man könnte behaupten ich bin krank, erkältet in der kältesten Region von Marokko, bis in den nächsten Ort, nicht mehr weiter. Imouzzer du Kander auch mit Giebeldächern aber etwas mehr marokkanisch mit Souk und Cafes auf der Hauptstraße. Rundgang zum Luft schnappen, kleine Besorgungen und wieder im Bus ausruhen. Viel weiter können wir auch nicht, als nächstes folgt Fes und ich hab keine Lust auf den Troubel der Großstadt und des wichtigsten touristischen Zentrums des Landes.
Nach einer ganzen Weile Entspannung muss heute doch noch was produktives geschehen, ab ins Cafe mit Strom und Internet, dazu nen süßen Tee in einer mal wieder nur von Männern bevölkerten Einrichtung. Immerhin, wir holen etwas Rückstand auf und bleiben heute in der Nähe, Morgen ist Souk und mir geht's hoffentlich besser.
TAG 136 <Imouzzer du Kander>
Wir fanden noch eine Stadtzentrale aber unbenutzte und etwas abgelegene brache Fläche zum Nächtigen. Einige LKW sind hier abgestellt, ist entweder keinem aufgefallen oder stört niemanden. Thermomatten an den Fenstern war es trotzdem kalt im Bus. Zum Glück nicht unter der Decke, aber unsere Heizung war nach etlichen Monaten Nicht-Nutzung sauer auf uns und verweigerte den Dienst. Super... Ich kochte also nochmal mitten in der Nacht Tee und heizte so ein.
Der Tag startete laaangsam, Gliederschmerzen, allgemeines Unwohlsein, das Leben ungefiltert ist nicht immer Sonnenschein. Dieser fehlt heute anscheinend auch ganztägig. Aber wie schon erwähnt, weiterziehen ist keine Option. Also aussitzen und Tee trinken. Nach Souk-Rundgang und vergeblicher Suche nach Ingwer oder Schnecken in Ingwer gekocht blieb es also wieder bei Tee auch in der zweiten Runde im Cafe unseres Vertrauens. Gestern war Sonntag, wer denkt an nem Montag ist hier nachmittags weniger los irrt. Die Meisten halten sich stundenlang bei einem Getränk auf und schauen in die Glotze oder aufs Mobilfon. Einige Grüppchen und Gesprächsrunden, der ungeheizte Saal bis auf den letzten Platz voll.
Krank ist doof, aber wenigstens verpassen wir nichts, der Himmel hat komplett zugezogen, es fängt abends an mit Regnen. Soll Morgen auch so weitergehen.
TAG 137 <nix Neues>
Es regnete schauerartig aber eigentlich mit so kurzen Pausen, dass es durchgehend sein könnte, die Gassigänge fielen ins Wasser und auch Atlas hat langsam nen Lagerkoller. Gleicher Platz, selbe Beschäftigungen eigentlich gibt es für uns nix schlimmeres. Monotoner Alltag, kein Abenteuer.
Meine Erkältung ist fast bekämpft, in den letzten Zügen. Christie hatte vor über ner Woche ähnliches Befinden. Woran es gelegen hat ist nun auch egal, wie sind halt jung und gesund aber nicht resistent gegen alles. Dafür trinken wir seit Ewigkeiten marokkanisches Brunnen- und Quellwasser und hatten noch nie die Scheißerei. Den Leitungen sollte man aber nicht trauen, wer weiß aus welchem Material, und wie lange das da schon drin steht. Das Wetter bessert sich gegen Mittag, nur noch ab und an Tropfen und der Himmel sogar etwas aufgelockert. Strart frei, wir ziehen von Dannen und wollen heute bis kurz vor Fes kommen, nicht noch ne Nacht in solcher Höhe.
Die Stadt liegt schnell hinter uns, den waldigen Hügel hinab rollt man eigentlich nur auf die Metropole zu. Viel Geschichte und größter Tourimagnet des Landes, wir sind gespannt, was da auf uns wartet. Erstmal passieren wir den Flughafen und ab da beginnt auch schon die Stadt. Wir hatten zwar auf nen idyllisches Plätzchen noch davor gehofft, aber ist halt so und Christies Internet ist schon wieder aufgebraucht. Also auf zum shopping. Die Hauptachse Nord-süd kommen wir also entlang und es läuft besser als gedacht. Viele Neubauten und in der Summe uninteressante Gebäude. Ohne Ziel und Plan landen wir bei einer hier ungewohnten Institution. Die Bevölkerung soll wohl gegen die Eröffnung rebelliert haben, im Endeffekt ist der Laden aber doch ganz ordentlich besucht. Wir sitzen am späten Nachmittag also bei einem McDonalds. Der Bus parkt günstig und wir haben natürlich vor dem Besuch was gegessen, hier gibts nur nen Kaffee und Eis für meinen Hals.
WiFi haben die auch nicht im Angebot, dafür ne echt tolle obere Etage und angenehme Stille. Viele nutzen diesen Ort hier zum arbeiten, eine Gruppe hinter uns übt sogar auf english für eine Präsentation. Wir fallen mit unseren Laptoparbeiten gar nicht weiter auf auch nach drei Stunden nicht.
Ohne neue Geschichten trotzdem ein Stück weiter gekommen und endlich wieder auf dem Sprung Morgen Neues zu erleben. Die Wetteraussicht stimmt optimistisch und nen groben Plan haben wir auch schon. Ebenso wie heute auf dem Parkplatz zu übernachten, sollte sich keiner stören, war auch nicht so.