Den Nachwuchs zu vergraulen ist genau der verkehrte Weg. Denn jedes Hobby braucht seinen Nachwuchs. Beim Oldtimerhobby ist es meiner Meinung nach besonders fatal, wenn man den Nachwuchs ausgrenzt. Denn wir haben immer mehr das Problem, dass Fähigkeiten aussterben. Es gibt inzwischen genug Werkstätten, die nich mehr wissen, wie man einen Vergaser einstellt, Zündkontakte einstellt... Wenn die alten Hasen ihr Wissen nicht weitergeben, wird es in der Zukunft immer weniger geben, die überhaupt fähig sind, die Karren am laufen zu halten.
Klar, Anfänger machen Fehler. Aber an den Fehler lernt man. Und wenn mal ein Heisssporn eine alte Karre versaut, mein Gott. Notfalls taugt die als Teileträger, um eine andere Karre zu erhalten. Kein Argument, die Zukunft unseres Hobbys zu riskieren. Niemanden bringt es etwas, seine Karren und seine Fähigkeiten irgendwann mit ins Grab zu nehmen.
Und wenn ne Karre nicht so hübsch restauriert ist, Schweißnähte nicht so fachmännisch sind - ich verstehe da oft die Diskussionen nicht. Wenns hält, ist doch erst einmal gut. Klar, wertmindernd. Sehe ich vollkommen ein. Aber ein Frevel und zwingend zu korrigieren? Warum? Jeder im Rahmen seiner finanziellen und handwerklichen Möglichkeiten. Mir ist ein Klassiker mit keiner so perfekten Garagenlackierung, der gefahren wird 1000x lieber, als eine Restarationsbasis, die in irgendeiner Scheune vor sich hingammelt und nie ein Mensch auff der Straße zu sehen bekommt, weil sich der Besitzer die High End Restaurierung nicht leisten kann. Und nur, wenn man einmal klein anfängt und vielleicht auch einmal ein Loch zuspachtelt, weil man noch nicht schweißen kann. Irgendwie muss man anfangen, sich einmal in das Thema einzuarbeiten, die Fähigkeiten kommen nach und nach und das zweite Auto, das man restauriert wird besser, weil man auf seine am erste Auto gemachten Erfahrungen zurückgreifen kann.
Was natürlich nicht heißt, dass top Autos Scheiße sind. Ich finde es faszinierend, was manche Handwerker drauf sind. Mir fällt jedesmal die Kinnlade runter, wenn ich die Arbeit von Karrosserieprofis sehe, die einen verbeulten Käfer Kotflügel wieder in Form bringen können fast ohne Spachtel. Hölle, würde ich auch gerne können.
Wer behauptet von Anfang an alles super gekonnt zu haben lügt und viele alte Hasen vergessen a) dass sie auch einmal klein angefangen haben und b) dass der der Flossenbenz, den sie als erstes Auto damals restauriert haben, damals jünger war, als der C-Kadett, den heute ein Youngster in Angriff nimmt.
Nicht missverstehen: Das bezieht sich jetzt auf die Situation allgemein, nicht auf Deinen Buckel, den ich dem Bericht hier nach ganz gut gemacht empfinde.
LarsDithmarschen hat geschrieben:Als ich mal in einem Gespräch sagte, dass Elsa die Blinker und Rückleuchten von einem Modelljahr später hat, weil sie vor x-Jahren mal ein Vorbesitzer angebaut hat und ich sie nicht wechseln mochte, wurde mir gleich ein ellenlanger Vortrag gehalten, dass ein Oldtimer 100% dem Originalzustand zu entsprechen hat. Ansonsten bekäme man das H-Kennzeichen auch nicht. Dann kamen noch einige Bemerkungen, bei denen ich aber schon abgeschaltet hatte ihm zuzuhören, weil eine nette Dame den Golf anschaute. Wie hast du denn später auf die Oldtimerfahrer reagiert, die losgesabbelt haben und meinten, sie wären die Richtlinie? Ich weiß immer nicht genau, was ich da sagen soll. Meist nicke ich einfach nur und denke mir meinen Teil.
Also erst einmal: Es ist Dein Auto. Und wenn Du der Meinung bist, dass da ein Penis auf die Motorhaube gehört, dann lackierst Du einen Penis auf die Motorhaube.Und wenn es das letzte Auto seiner Art ist.
Aber zu Deinem Argumentationsproblem mit den Blinkern/Rückleuchten: So eine Umrüstung war früher absolut üblich, dass Leute versuchten, mit Teilen neuerer Modelle den Wagen jünger und damit wertvoller wirken zu lassen. Auch das ist ein Stück Automobilgeschichte und es gehört zur Geschichte Deines Autos. Da die Umrüstung schon lange her ist und nicht von Dir gemacht wurde, würdest Du prinzipiell sogar ein Stück Geschichte des Wagens eleminieren, wenn Du den Auslieferungszustand wiederherstellst. H-Fähig ist es eh, weil innerhalb der ersten 10 Jahre möglich, wenn nur ein Baujahr daneben. Der Gesetzgeber sieht das genauso, dass auch früher Autos verändert wurden und somit trotzdem automobiles Kulturgut darstellen.
Ob man nun mit solchen Leuten diskutiert, die meinen, dass sie zu entscheiden haben, was Du mit Deinem Auto machst, ist wieder ne andere Geschichte. Gibt so Leute, die sind einfach so verbohrt, da ist Hopfen und Malz verloren. Aber ab und an hilft es bei solchen Leuten einfach Selbstbewusstsein zu zeigen, zu sagen: Ja, ich weiß, das ist eigentlich falsch, aber ich lasse es bewusst so. Und wenn Dein Argument dafür ist: Ich habe nun einmal diese Blinker/Leuchten, für die originalen fehlt mir derzeit das Geld, aber genau wie man damals die Leuchten umrüsten konnte, kanns Du das später immer noch zurückrüsten, wenn das entsprechende Budget einmal da sein sollte.