aber erstmal im Text:
TAG 100:
Die windige Nacht hat etwas die Ruhe aus dem Schlaf genommen, was soll's, Jubiläum. Einhundert Tage unterwegs, auf die nächsten. Der Morgen startet also auch bei allen Nachbarn etwas später und gemütlich, ist übrigens mal wieder Wochenende. Die Sonne brennt trotzdem gut, heißt wieder Strom ohne Ende und Videos konvertieren... wenn schon nix zu tun, denn irgendwo gibt es immer einen Haken, wir haben hier keinen Empfang. Weder mit MarocTelecom auf dem Telfon noch mit meinem MediTel Stick.
Nach dem Frühstück also ab auf den Bock, mal gucken was die Umgebung so bringt. Zum Oued Massa will ich wo der Fluß ins Meer mündet. Tiefsandpiste und der erste richtige Einsatz für die CrossSP, super absolviert. Weit komme ich aber nicht, der Nationalpark startet hier und ist sogar mit einem Zaun und Tor samt Wächter abgeschirmt. Im Oued sehe ich schon Schwärme von Vögeln, das Gebiet ist ornitologisch sehr vielseitig.
Ich nehme also die andere Richtung, als auch hinter Sidi Rabat nichts mehr zu entdecken ist ausser die Straße nach Massa, die wir später mit dem Bus nehmen müssen. Also erneut vorbei an unserer Atlantik-Wagenburg, Vollgas dritter Gang über die Waschbrettformation in den Dünen, ein Spaß. Ich weiß nicht mehr genau wie lange ich am Gas hing, aber plötzlich sah ich nach einigen Hügelchen ein weiteres Örtchen vor mir, bin also die Piste bis Tifnit geheizt. Reicht, umdrehen und wieder Gas, diesmal gegen die Sonne. Ein Grinsen so breit wie mein Visier, heue mal den richtigen Helm am Kopf, Grund Sandsturm.
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Das Hinterrad wirkt etwas tänzelnd, versucht mich beim Gasgeben zu überholen, driften in der Fachsprache, das ist erst nen geiles Gefühl. Doch nicht normal, also mal nachgeschaut. Keine Luft mehr im Hinterrad, der Gummi hält aber noch etwas Stabilität, damit ich die nächsten Kilometer etwas langsamer nach Hause fahren kann. Christies Runde fällt dann wohl in den Sand.
Jupp, definitiv, das Ventil ist abgerissen, sicherlich auch schon 20Jahre alt. Also Schluß für heute und aufladen. Der Sandsturm macht das zu einem anstrengenden Unterfangen. Nun weiß ich warum es Wüstenbrillen gibt, kommt auf die <zu besorgen> Liste. Die Fischer von gestern hatten uns gegen ein paar Bier noch frischen Fisch versprochen. Noch nix da, so lange wollten wir nicht mehr bleiben, frisch gegrillte Sardinen wurden uns angeboten, nehmen wir auch bei erneut aufkommendem Hungergefühl. Also sitzen wir schn wieder in geselliger Runde in einer der gemütlichen und abgeschirmten Höhle. Die Jungs haben Wochenende und rauchen aus einer 30cm langen dünnen Holzpfeife mit verziertem 90°Metallendstück. Verabschiedung hier und oben bei den Bayern, die Leipziger Wagenburger pennen wohl alle noch.


Der Ausweg nach Sidi R'bat ist ja eigentlich keine wilde Sache, nur der Sturm hat einige Sandmassen bewegt und die festen Pfade mit teils ordentlichen Sandhügeln verweht. Motor ist warm, Gas und durch. Und ab jetzt kann ich auch wirklich behaupten ohne die groben Gummis wärs hier nicht weiter gegangen. Ein weiterer L-LKW steht oben an der Einfahrt und hat sein Lager dort aufgeschlagen, wird den Trip zu den anderen wohl erst nach Sturm und freier Piste wagen.
Wir lassen also für eine ganze Weile den Atlantik hinter uns, Abschied nehmen und den Weg ins Landesinnere wagen. Wir fahren nach Massa und vertrödeln dort den Nachmittag. Besorgungen und Handy aufladen, schon einen Monat in Marokko. Gemüse und auch nen Motorradschlauch bekomme ich, ne Pausenzeit bei Internet (Forumsbericht nachholen) und schnelle Recherche für die nächsten Etappen. Herrlich, es geht vorran.
Den Nationalpark lassen wir also weitestgehend aus, zum Vögel gucken haben wir keine Geduld und in wenigen Tagen wollen wir in Tafraoute sein, Mandelblütenfest, die Zelte sollen wohl schon stehen, Klettern wollen wir vorher auch noch. Über Tiznit könnten wir rollen, doch die Hauptroute soweit möglich auslassen fahren wir erstmal zum Staudamm am Ende der Petit Sahara. Die Sonne im Rücken, ein ungewohntes Fahrgefühl. Der Damm dann opulent und fotogen.

Wir haben schon wieder Sonnenuntergang, versuchen in der Nähe nen Platz zu finden und sind um die Ecke hinter einem Felsen vom Wind geschützt erfolgreich. Ringsum nur Kakteen und Dorngebüsch, heute Nacht geh ich nicht weit raus. Die letzten Fotos des Tages aber sehenswert.
