Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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hier isser... etwas verschollen gewesen, der Bericht dann ab Nummer 108... war ne Hippiezusamenkunft in nem einsamen Tal.

aber erstmal im Text:



TAG 100:

Die windige Nacht hat etwas die Ruhe aus dem Schlaf genommen, was soll's, Jubiläum. Einhundert Tage unterwegs, auf die nächsten. Der Morgen startet also auch bei allen Nachbarn etwas später und gemütlich, ist übrigens mal wieder Wochenende. Die Sonne brennt trotzdem gut, heißt wieder Strom ohne Ende und Videos konvertieren... wenn schon nix zu tun, denn irgendwo gibt es immer einen Haken, wir haben hier keinen Empfang. Weder mit MarocTelecom auf dem Telfon noch mit meinem MediTel Stick.

Nach dem Frühstück also ab auf den Bock, mal gucken was die Umgebung so bringt. Zum Oued Massa will ich wo der Fluß ins Meer mündet. Tiefsandpiste und der erste richtige Einsatz für die CrossSP, super absolviert. Weit komme ich aber nicht, der Nationalpark startet hier und ist sogar mit einem Zaun und Tor samt Wächter abgeschirmt. Im Oued sehe ich schon Schwärme von Vögeln, das Gebiet ist ornitologisch sehr vielseitig.

Ich nehme also die andere Richtung, als auch hinter Sidi Rabat nichts mehr zu entdecken ist ausser die Straße nach Massa, die wir später mit dem Bus nehmen müssen. Also erneut vorbei an unserer Atlantik-Wagenburg, Vollgas dritter Gang über die Waschbrettformation in den Dünen, ein Spaß. Ich weiß nicht mehr genau wie lange ich am Gas hing, aber plötzlich sah ich nach einigen Hügelchen ein weiteres Örtchen vor mir, bin also die Piste bis Tifnit geheizt. Reicht, umdrehen und wieder Gas, diesmal gegen die Sonne. Ein Grinsen so breit wie mein Visier, heue mal den richtigen Helm am Kopf, Grund Sandsturm.

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Das Hinterrad wirkt etwas tänzelnd, versucht mich beim Gasgeben zu überholen, driften in der Fachsprache, das ist erst nen geiles Gefühl. Doch nicht normal, also mal nachgeschaut. Keine Luft mehr im Hinterrad, der Gummi hält aber noch etwas Stabilität, damit ich die nächsten Kilometer etwas langsamer nach Hause fahren kann. Christies Runde fällt dann wohl in den Sand.

Jupp, definitiv, das Ventil ist abgerissen, sicherlich auch schon 20Jahre alt. Also Schluß für heute und aufladen. Der Sandsturm macht das zu einem anstrengenden Unterfangen. Nun weiß ich warum es Wüstenbrillen gibt, kommt auf die <zu besorgen> Liste. Die Fischer von gestern hatten uns gegen ein paar Bier noch frischen Fisch versprochen. Noch nix da, so lange wollten wir nicht mehr bleiben, frisch gegrillte Sardinen wurden uns angeboten, nehmen wir auch bei erneut aufkommendem Hungergefühl. Also sitzen wir schn wieder in geselliger Runde in einer der gemütlichen und abgeschirmten Höhle. Die Jungs haben Wochenende und rauchen aus einer 30cm langen dünnen Holzpfeife mit verziertem 90°Metallendstück. Verabschiedung hier und oben bei den Bayern, die Leipziger Wagenburger pennen wohl alle noch.

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Der Ausweg nach Sidi R'bat ist ja eigentlich keine wilde Sache, nur der Sturm hat einige Sandmassen bewegt und die festen Pfade mit teils ordentlichen Sandhügeln verweht. Motor ist warm, Gas und durch. Und ab jetzt kann ich auch wirklich behaupten ohne die groben Gummis wärs hier nicht weiter gegangen. Ein weiterer L-LKW steht oben an der Einfahrt und hat sein Lager dort aufgeschlagen, wird den Trip zu den anderen wohl erst nach Sturm und freier Piste wagen.

Wir lassen also für eine ganze Weile den Atlantik hinter uns, Abschied nehmen und den Weg ins Landesinnere wagen. Wir fahren nach Massa und vertrödeln dort den Nachmittag. Besorgungen und Handy aufladen, schon einen Monat in Marokko. Gemüse und auch nen Motorradschlauch bekomme ich, ne Pausenzeit bei Internet (Forumsbericht nachholen) und schnelle Recherche für die nächsten Etappen. Herrlich, es geht vorran.

Den Nationalpark lassen wir also weitestgehend aus, zum Vögel gucken haben wir keine Geduld und in wenigen Tagen wollen wir in Tafraoute sein, Mandelblütenfest, die Zelte sollen wohl schon stehen, Klettern wollen wir vorher auch noch. Über Tiznit könnten wir rollen, doch die Hauptroute soweit möglich auslassen fahren wir erstmal zum Staudamm am Ende der Petit Sahara. Die Sonne im Rücken, ein ungewohntes Fahrgefühl. Der Damm dann opulent und fotogen.

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Wir haben schon wieder Sonnenuntergang, versuchen in der Nähe nen Platz zu finden und sind um die Ecke hinter einem Felsen vom Wind geschützt erfolgreich. Ringsum nur Kakteen und Dorngebüsch, heute Nacht geh ich nicht weit raus. Die letzten Fotos des Tages aber sehenswert.

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Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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Tag 101:

Wie erhofft ruhig und mit toller Aussicht am Morgen. Einen Haufen Kakteen im aufgehenden Sonnenlicht prachtvoll abgelichtet. Doch erst der nahestehende Arganbaum brachte mit schlußendlich schmerzende Dornen im Kopf. Man sollte nicht nur nach unten sehen. Toller Nachtplatz.

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Frühstück und Abfahrt Richtung Tafraoute. Die Straße führt uns aber in die entgegengesetzte Richtung nach Tiznit, das passt mir gar nicht. Obwohl hübsch eingekleidet:

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Die gewünschte Route ist wenige Kilometer südlich von uns und muss doch irgendwie auch von hier zu erreichen sein. Abenteuer, wir haben den ganzen Tag Zeit. Abgebogen und durch eine kleine nicht verzeichnete Ortschaft kutschiert. dahinter beginnt die weit überschaubare flache Steppe. Nach der Sonne gerichtet und los.

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Wir fahren einen zweipfadigen Feldweg und stoppen kurz bei einem Ziegenwirt im Niemandsland, er bedankt sich ausgiebig für meinen vollen Eimer Küchenabfälle, gibt ja sonst nicht viel für die Viecher. Unser nächster Stop auf einem kleinen Hügel, die Weite um uns rum überschaubar, zweites Frühstück in totaler Abgelegenheit. Danach ist das hier entstanden.

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Der Weg schon recht holprig aber auch im dritten Gang machbar, weitere Offroad-Kilometer kommen auf den Zähler, ein wirres hin und her, einige "Kreuzungen" die nach dem Bauchgefühl entschieden werden und plötzlich landen wir auf der Route nach Tafraoute. Sieht man an dem Strom von Weißware, die dort passieren.

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Es ist aber eine schöne Strecke, gut zu fahren und idyllisch am Rand. Ein ordentlicher Berg erwartet uns und nimmt mir in einer Haarnadelkurve den Schwung... also den Rest im ersten Gang und das Rennen mit dem 207 hinter mir gewinnt also der Marokkaner nach gut zwei Drittel der Strecke. Auf der Passhöhe nix ausser nem Restaurant, wir rollen gleich weiter. Das erstaunliche nur der Wechsel der Vegetation, das schöne Grün aus dem Tal zuvor ist weg, hier eher öde und noch karger.

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Trotzdem gibt es Ortschaften hier, das übliche Angebot und ich suche langsam dringend ne Tanke. Wegen der Berge hab ich nicht vollgemacht, der letzte Tropfen kam vorm Nationalpark hinzu, seitdem scheuten wir die Zivilisation. Ahh, dort ist eine aber das Gefühl kommt mir bekannt vor. Wie letztens mit Sprit auf dem Mopped ist diesmal die Pumpe der Dieselzapfe defekt. Alles rumklopfen auf den Innereien, also dem Schütz und den Schaltern hilft nix, kein Tropfen, ich solle zurück nach Tifnit oder bis Tafraoute, nix in der Umgebung.

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Tafraoute sind noch 40km, eher abwärts wie ich weiß. Wir wagen das Spiel obwohl sich meine Nadel schon ne Weile nicht bewegt hat, aber zur Not hab ich ja meinen Schlauch und frag einfach den Nächsten der kommt nach nem Schluck. no risk, no fun.

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Eine Idee hab ich aber doch noch zwischendurch, meine Zusatztanks waren noch nicht restleer gesaugt, da kommt noch bissel Schaum. und in der Summe über die Mittagszeit am Straßenrand kamen doch noch zwei Liter zusammen. So haben wir es doch geschafft in diese unglaubliche Region.

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Der Anti Atlas die älteste Formation hier, die Berge einzigartig, rundlich und von vielfältigem Grün umgeben. Das Licht dazu... unbeschreiblich. Kein Wunder warum sich hier so viel Weißware tummelt, wir passieren drei kleine Campingplätze auf denen kein Platz mehr ist. Davor ist ein Palmenhain okkupiert und näher an der Stadt eine riesige Brache Fläche. Wir haben uns ebenfalls dorthin verzogen, wollen in Ruhe ein paar Besorgungen machen.

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WohnmobilWahnsinn oder anders gefragt, wo ist der Fehler in diesem Bild. Hauptsächlich Franzosen, dicht an dicht aber noch keine CostaBrava Abstände, jeder mit Vorgarten aus Teppich mit Steinen beschwert, Reifenschoner und Markise. Ich werd verrückt, hier halten wir es nicht lange aus. Eine Nacht um auch mal guten Empfang zu haben und Morgen gehts weiter. Ich geh joggen, mal die Wände in der Umgebung nach Kletterhaken checken. Gefunden direkt in Sichtweite sind einige Routen, da könnte man auch mit dem Bus hin, muss nur noch die Zufahrt finden.

Dabei entdecke ich ziemlich abseits eine österreichische Gruppe mit Breitmäulern und LKW. Ideale Nachbarn, also noch nen schnellen Ortswechsel. Hier zwischen den Wohnmobilen geht mir das Betteln und Hausieren auf den Wecker, hat man keine Ruhe man fühlt sich hier wie im Zoo. Optimale Entscheidung und der restliche Abend bei Netflix-Film, hab schließlich noch über 9GB in einer Woche wegzubekommen.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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na dann:

TAG 102:

Hier noch was für die Sehnsucht nach nem Roadtrip:

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Kalt war's die Nacht, so sehr wie schon lange nicht mehr. Der Reif auf den Mopedpolstern ist am Morgen für einem kleinen Schneeball ausreichend. Komisches Gefühl, gefrorenes Wasser... Wir fühlen uns hier sauwohl und haben nun doch die Pläne geändert. Eigentlich dachte ich den Hänger irgendwo stehen zu lassen und mit dem Bus um den Jebel el Kest zum Klettern herum zu fahren, doch hier haben wir nen Berg und Infrastruktur. Ich muss erstmal ein paar Dinge reparieren lassen, zuerst den Schauch ins Crossmoped einziehen. Ohne Hilfe geht da nix, der Gummi auch von 1999. Ausserdem müssen die beiden Kickstarter geschweißt werden, ab in den Ort. Die Radtour zum Bäcker am Morgen zeigt ein herausgeputztes Städtchen. Es wird ne Bühne aufgebaut und ein großes Partyzelt steht auch schon, Mandelblütenfest am kommenden Wochenende. Vielleicht ist deshalb schon so viel los.

Doch noch am Vormittag geht es erstmal mit Ausrüstung in die Wand, tolle Routen, mit einigem getrickse hängen auch alle drei Seile in der Wand, eine der schwereren Routen habe ich von oben seitlich erreichen können, ansonsten wäre ich unterwegs gescheitert und hätte nen Karabiner opfern müssen. So haben wir Möglichkeiten alles mehrfach auszuprobieren. Und immer wieder: toller Sport.

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Das meinen auch die Österreicher und haben animiert von unserem Tatendrang ihr Equipment zusammengesucht. Mittag verschiebt sich auf den Nachmittag und Besuch gibt es später auch noch von der Besatzung des BigBlue. Die Beiden fanden ein idyllisches Plätzchen bei den painted rocks nur sind die Vorräte ausgegangen.

Tafraoute ein Wohlfühlort, und so kommt es, dass wir gegen Abend einen Spaziergang machen, wie brave Touris etwas Geld lassen und ein kleines verstecktes Restaurant finden um mit Suppe, Bohnen und Tajine das Abendessen mal ohne Arbeit zu uns nehmen. 30dH sind dafür noch drin. Bei Sonnenuntergang bleibt es heute merklich wärmer, 10grad würde ich behaupten, die "Schlechtwetterzeit" ist nun vorbei, ab jetzt soll es heiß werden und bleiben. Das Licht was so oft für diesen Ort versucht wurde in Worte zu fassen ist unbeschreiblich. Nur das Sehenswerte liegt dann doch nicht in Gehweite:

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Die Berge sichelförmig um uns herum und nach Süden offen geben den ganzen Tag eine tolle Kulisse, doch am Abend gibt es durch Schattenspiele solch vielfältige Farbvariationen in dem roten Gestein, unglaublich. Ab ins Heim, es ist dunkel. Erneut nen Film, Sherlock Holmes hat noch nen Zweiten... und wir immernoch massig Internet. Luxusprobleme muss man haben.

Am Rande bemerkt ist heute ein seltener Tag, der 29.Februar, Schaltjahr und damit Atlas' zweiter Geburtstag dazu noch im Atlas, was will er mehr. Futter, Wasser und Knabereien.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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Alex86 hat geschrieben:Ha, ich bin endlich am aktuellen Eintrag! :jubel2: Hat sich gelohnt. :-]
Macht süchtig, ne?
Trotzdem ist man immer noch knapp 2 Wochen hinterher, ist ein bischen so, als wenn Ultra Briefe mit der Post schicken würde :-)

Aber: Wie geht´s eigentlich weiter, wenn die Tour zuende ist? :gruebel:
Burt hat geschrieben: Im Grunde genommen ist das [...] schon ziemlicher Murks, also für unsere Zwecke vollkommen angemessen.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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Es gibt kein Ende, die Welt ist zu groß für ein Leben. Ab Mai in Berlin bissel Zeug verkaufen (Bobber und so) und dann mal sehen was als nächstes ansteht.



TAG 103:

Für heute steht erstmal ne Dusche auf dem Plan. Und danach ein Umzug ins Niemandsland. Die "Igels" im 613 standen gestern an den blauen Felsen, einer Attraktion hier in der Nähe. Wir haben alles und klettern können wir auch woanders. Packen und Hausputz und beim CP nach ner Dusche fragen wäre ne Option. Aber es gibt hier auch zwei Hamams für die Einheimischen. Wird man für weniger Geld auch sauber und hat noch nen Entspannungseffekt dabei. Die Kletterei von gestern macht sich etwas in den Muskeln bemerkbar. Doch erstmal ist Hausputz angesagt.

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Mit dem Bus in die Stadt, auf nem Schotterplatz abgeparkt, wo grad eine Trupe Franzosen ihre Busse lackieren lassen. Tafraoute auch hierfür bekannt, die Lackierhauptstadt von Marokko wenn man so will, vielleicht durch die angemalten Felsen inspiriert. Auf jeden Fall Leute wie wir, etwas mehr Punk oder Hippie aber haben nen Auge auf unseren Bus. Wir sind dann mal mit Badetuch und Schlappen, unseren Tonschrubbeln und Seife im Heizhaus.

Kleiner als in Marrakesch und eigentlich zwei Etablissements nebeneinander, Christie verschwindet in nem anderen Eingang nur für Frauen. Vormittags, unter der Woche nix los bei mir. Das übliche Ritual und im hintersten Raum bei gefühlten 50grad auf den etwas angeranzten und kalkigen Fliesen liegen, herrlich. Völlige Entspannung und nach schrubben und Haare Waaschen fühlen wir uns endlich wieder sauber. Ein Traum.

Wir verbummeln danach einige Stunden mit Einkäufen, es ist Markttag hier, Gemüsesouk und wir bekommen alles was wir suchen. Obendrein noch die tollsten Datteln die ich jemals gegessen habe, mit 20dh/kilo aber auch teuer. Dafür gibt es nen Kilo Orangenhonig für 50,- ebenso wie ein Kilo Waben direkt in eine feste Tüte zum mit dem Löffel Naschen. Der Imkerstand von etlichen Bienen umschwärmt, völlig konfus was nun zuhause ist und was nicht mehr. Definitiv ist es frisch und vom direkten Erzeuger, der Geschmack wieder mal nicht in Worte zu fassen.

Ich hab schon erwähnt, dass man Marokko nur mit Zeit geniessen kann (meinen alle die schonmal hier waren)... aber es ist schon wieder Nachmittag, eigentlich haben wir heute nix erlebt. Christoph "orphoros" ist in der Nähe und ich hoffe ihn noch an den Felsen anzutreffen, da höre ich schon meinen Namen aus einem Cafe heraus. Er sitz gemütlich mit seiner Tochter und ist wohl doch noch etwas länger in der Nähe. Dann kommen wir später auf nen Plausch in Ruhe zusammen. Uns treibt der Hunger wieder in das kleine Restaurant von gestern.

Suppe Bohnen und Tee als bezahlbaren Snack und alles läuft wie es sein sollte. Das Wetter ist wie man es sich wünscht und wir mit allem Nötigen ausgerüstet abmarschbereit um BigBlue an den Felsen zu treffen. Man wird echt gelassen hier und es ärgert mich auch nur etwas, als mein großer Stromkonverter beim Einschalten des Kühlschrankes in Rauch aufgeht... Brötchen aufbacken mit der Kraft der Sonne am Morgen können wir also erstmal vergessen. Hier also da Ergebnis, die kleinen dreifüßigen hat es zerbröselt. Ich glaub nicht dass ich hier Ersatz bekomme oder es repariert werden kann.

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Aus der Stadt raus um wenige Kilometer weiter unbefestigter Straße hinter den Beerg zu folgen. Eine größere unbebaute Fläche in Mitten steiniger Hügelchen erstreckt sich vor uns. Einige Steinformationen von weitem schon als farbig zu erkennen. Ein belgischer Künstler hatte in den 80er Jahren mal angefangen das atemberaubende Lichtspiel hier mit zusätzlichen Farbtupfern zu garnieren. 18Tonnen, eine unwirkliche Gegend, abseits der Plastikwohnmobile und in totaler Ruhe. Paradies, schon wieder... wir machen uns mal auf zu ner Wanderung.

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Es ist wunderschön, wir nehmen eine sehr ausschweifende Route um das zentrale Gesteinsmassiv herum und entdecken auf der anderen Seite weitere Individualisten. Eine Ansammlung von Bussen und Kurzhauber sowie UmzugsLKW, ne Wagenburg im Wunderland. Ich frage mich immer mehr, warum man überhaupt in Deutschand bleiben sollte? Der Winter ist hier nicht nur NICHT kalt, naß und grau, sondern warm und bunt.

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Es ist zwar ein Eingriff in die Natur aber sehenswert, selbst Atlas hat nicht nur namenstechnisch jemandem zur Vorlage gedient. Überhaupt ist hier auch für ihn Paradies , den ganzen Tag alleine und mit den Nachbarskumpels in der Gegend rumstromern, hier kann er das, niemand da und keine Gefahren.

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In der Ebene hinter dem Massiv ist der Boden sandig und unberührt, frei von Zivilisationsmüll und in gewohnter Vegetation wild bewachsen mit Arganbäumen und Kakteen.

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Jedoch auch Spielplatz für einige 4x4 oder Zufahrt zu noch abgelegeneren Schlafplätzen. Dann haben wir auch keine Skrupel mehr den wenigen Pfaden mal mit dem Motorrad zu folgen. Sieht so aus, als wenn es Flußbetten sind, falls hier mal was runterkommt sucht Wasser sich seinen Weg.

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Im nächsten kleinen Oued hat jemand seine Slackline aufgespannt, die Idee überhaupt. Weit abseits von allen Störungen meditativ auf der Line balancieren. Ich nutze gleich mal die Chance und erst hier fällt mir richtig auf, dass wirklich nix anderes um uns herum zu hören ist. Der Wind der letzten Tage hat nachgelassen es ist extrem ruhig.

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Das gestern schon beschriebene Abendrot kommt hier und heute noch besser zur Geltung.

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Die bunten Steine sind teils schon etwas verblasst, doch der gewünschte Effekt ist noch zu erkennen, gibt wie gesagt noch einen Zusatzpunkt in das herrliche Panorama. Hier bleben wir, stehen mit BigBlue direkt neben einer Gruppe bemalter Felsen und geniessen die letzten Sonnenstrahlen.

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Um es vorwegzunehmen, es wurde heute fühlbar wärmer und selbst nachts gehen die Temperaturen nichtmehr unter 10grad, soll so bleiben und noch besser werden. Es ist totenstill und ohne künstliche Lichtquelle in Sichtweite eine besondere Atmosphäre hier. Jeder knirschende Schritt kommt einem laut vor fast schon unheimlich. Empfang gibt es hier ebenfalls. Stille Nacht...

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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diesmal kam ne Wüste dazwischen, sind vier Tage gestrandet, echt Wahr, GEschichte dann in zwei Wochen... oder halt 14 Episoden dazwischen...

weitergehts...





TAG 104:

Und es war unglaublich ruhig. Der Morgen ebenfalls ohne ein Geräusch, keine Straße in der Nähe, nix am Himmel ausser ab und an mal ein Vogel. Kein Blätterrauschen oder Bachgeräusch, nix. Und wieder zerstören meine Schritte diese himmlische Ruhe, ich muss pinkeln, hört man. Die Sonne versteckt sich noch hinter dem Felsen, hell ist es aber schon, die ersten Schattenspiele auf der anderen Seite des Tals zu erkennen, schön.

Wir haben noch Brot und dank unserer Nachbarn auch frisch aus dem Ofen. Die Vorräte sollten ein zwei Tage reichen, Wasser gibt es in Gehweite aus einem sauberen Brunnen, trinkbar! Perfekt.

Heute geht es auf die Mopeds, ein Spielplatz... unbeschreiblich. Die Vorfreude wird... sagen wir mal etwas getrübt. Die frisch geschweissten Kicker sind nur oberflächlich zusammengelötet und brechen direkt ohne viel Kraft ab. Da muss ich also nochmal hin und selbst Hand anlegen. Christie bleibt hier und ich also ab nach Tafraoute in die Werkstatt. Ihm erklärt dass ne V-förmige Naht sinnvoll wäre und mich selbst an die Schleife gestellt, er die Teile mit der Elektrode zusammengebrutzelt und ich hab die Form dann wieder selber runtergeschliffen. Wenn das jetzt nicht hält wird nen durchgehender Bolzen eingeschweißt.

Aber es hielt und wir unternahmen eine Tour durch die Gegend der blauen Steine. Tolles Farbenspiel.

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Wenn man sich das im Vergleich zum Himmel ansieht ein passendes Gesamtbild. Einer der tollsten Orte überhaupt die wir je besucht haben.

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Tagsüber um uns herum etwas mehr Betrieb als zuvor. Die WüstenLKW Fraktion hat die nahe Wasserquelle entdeckt und macht heute wohl die Bunker voll. Wir verqualmen dafür etwas die Gegend, ich mache Feuer. Wir haben eine mittelgroße TonTajine mit Stahlgürtel gekauft, das Teil soll regelmäßig genutzt werden und wurde die letztn 24Stunden gewässert und nun von mir langsam aufgewärmt.
Christie bereitet die Füllung vor und nach einer Stunde in der Glut ist das Ergebnis vorzeigbar und essbar obendrein. Mission Nationalgericht erfüllt. Nach Minztee und Couscous, Harcha-Pfannkuchen und gegrilltem Fisch nun eine weitere marokkanische Spezialität die Einzug in unseren Speiseplan hält.

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Stilgerecht essen wir wie es kleine Kinder freut mit den Händen und Brot, in einer vorzeigbaren Umgebung. Bitte jetzt kurz die Geschmacksnerven stimulieren und den Speichelfluß ausblenden. Es war lecker. (Rüben und Tomaten mit massig Gewürzen als Grundlage, Oliven ne Peperoni und Kartoffeln on top, Petersilie zur Garnierung) Das alles in eigenem Sud unterm Tonzipfel gedämpft.

Ansonsten geniessen wir einfach den Rest des Abends. Schreiben, Lesen und später nen tollen Film. Totenstille wie die Nacht zuvor.