Tschernobyl-Prypjat Tour 2012 Reisebericht :D

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Einleitung/Infos

Gebucht haben wir den Trip nach Tschernobyl/Prypjat bei http://www.tourkiev.com.
Gute Englischkenntnisse sind Vorrausetzung, oder Ihr könnt halt Russisch ;-)
Wobei Russichgrundkenntnisse von Vorteil sind, wenigstens Kyrillisch lesen.
Hat uns ungemein weitergeholfen das ich das kann, da die Wegweiser in der ganzen Ukraine in kyrillischer Schrift sind.
Reisepass ist Pflicht! Es reicht aber ein vorläufiger, so wie ich Ihn nutze.
Der Trip selber geht über einen Tag, es werden aber auch 2-5 Tagestouren angeboten.
Gekostet hat der Ausflug pro Nase umgerechnet 140 Euro, 2 T-shirts und einen geliehenen Geigerzähler sowie das Mittagessen in der Kraftwerkskantine (Kein Scherz! Hat super geschmeckt) inklusive.

Die Anreise ist jedem selbst überlassen, man kann fliegen oder wie ich und mein Kumpel... ein Roadadventure starten ;-)
Insgesamt haben wir für 6 Tage Ukraine mit Sprit, der Tour, Zeltplatz und allem anderen ingesamt 800 Euro gelegt.

Ich will nun versuchen die Reise anhand von Bildern zu dokumentieren ;-)



Gestartet sind wir Freitag, den 27. Juli gegen 18.00 Abends.
Vorher noch fix ins Kaufland, den Wagen mit allem möglichen zugehauen und ab auf die A4 gen Osten.
Das gute ist, das man die A4 bis Kiev praktisch nie verlässt, da sie ja praktisch die E40 ist. Nur das es in Polen und der Ukraine nicht wirklich viel Autobahn gibt.
Um das ganze noch zu verschönern, haben wir die gesamte Tour in nem T4er Bulli mit dem sagenhaften 2,4er Schiffsdiesel und null Ausstattung hinter uns gebracht. Genau dieser Wagen wird uns aber noch Probleme bereiten.
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Hier machen wir die erste große Pinkelpause kurz vor der ukrainischen Grenze. Naja sagen wir es so, verabschiedet euch von dem Gedanken von gepflegten Toiletten. Aber immerhin kein Sanifair, die 70 Cent haben wollen.
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Und dann kam Sie. Gegen 3.00 Früh erreichten wir die Grenze. Und unser Wagen wurde uns zum Verhängnis.
Da als LKW eingetragen bekamen wir eine Sonderbehandlung. Immer wieder haben irgendwelche Soldaten verlangt das wir unsere Sachen öffnen. Da kam es zu folgender Situation:
Da ich, vorsorglich veranlagt, immer haufenweise Werkzeug mitschleppe, kam einer der Soldaten da auf die Idee , wir wöllten in der Ukraine schwarz arbeiten und meinte: You are no Tourist. Working!
Da hab ich ihm mal auf Englisch verständlich gemacht das ich garantiert nicht zum Arbeiten hier bin.
I am German, i earn 10 Times more Money there then you here in Ukraine, why i should work here?

Da war er beleidigt und es begann von vorn. Alles wurde durchsucht, ständig mit dem Laufzettel, den man am Grenzanfang bekommt, irgendwo hinrennen und abstempeln lassen, tralala pipapo. Bürokratischer Unsinn wo man nur war. Und kaum ein Schwein kann dort Englisch. 2 Stunden verbrachten wir so und dachten schlimmer geht es nicht. Abwarten.

Endlich in der Ukraine schossen wir die ersten Fotos bei Sonnenaufgang.
Wir sahen ein Uralgespann mit abenteuerlicher Besatzung und einen vollgerammelten Überlandbus.
Die Busse sehen dort alle so aus und waren immer vollgerammelt bis obenhin. Auch Mittags bei 35 Grad...
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Nun hatten wir nur noch 650km bis Kiev vor uns. Hiervon gibt es keine Bilder da wir durchgefahren sind. Wir wollten endlich schlafen. Wir haben uns zwar mal ne Stunde in den Busch gestellt um zu dösen, nur wurde es dann so heiß das an Schlafen nicht mehr zu denken war. Also wieder rauf auf den Bock und weiter gefahren.
Als die Stimmung zu kippen drohte erreichten wir gegen 15.00 endlich Kiev und fanden einen genialen Campingplatz.
http://www.prolisok.kiev.ua
Dort kostet die Nacht 10 Euro. Für alles. Man bezahlt quasi das Auto, nicht die Anzahl der Personen.
Man hat Strom frei, es gibt WiFi!!! , Duschen und WC. Gut, der Dusch/WC-Standart ist in etwa auf DDR-Zeltplatz Niveau, aber besser als Nichts und für die Tage und Preis absolut annehmbar.

Also schnell Zelt aufgebaut, und ne Runde geratzt. Ich schlief im Zelt, mein Kumpel im Bulli.
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Gegen 19.00 machten wir uns auf, ein wenig die Umgebung zu erkunden. Das krasse ist, das Kiev praktisch wie von einem Waldgürtel umgeben ist. In diesem Gürtel war unser Zeltplatz. Wir liefen 10 Minuten und waren mittendrin.
Mittendrin in der ukrainischen Hauptstadt.
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Die Stadt macht einen insgesamt schlechten Eindruck. Es ist Dreckig und alles irgendwie heruntergekommen.
Bestes Beispiel war diese Brücke. Von den Fussgängerunterführungen mal ganz zu schweigen.
Und überall streunende Katzen und Hunde. Zwar niedlich anzusehen aber scheinbar eine richtige Plage dort.
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Am nächsten Morgen gabs erstmal Frühstück. Ordentlicher Linseneintopp mit Weissbrot.
Gekocht auf der Feldküche... ;-)
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Es gab natürlich auch ein Campingplatzrestaurant, nur hatte das noch zu.
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Danach machten wir uns auf, und erkundeten Kiev genauer. ich erzähl jetzt nicht zu jedem Bild etwas, sondern überflute euch einfach mit den Bildern. Ich hoffe, Ihr seht mir das nach :verlegen:
Es ist natürlich nur ein kleiner Teil.
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Auch den nächsten Tag verbrachten wir damit, Kiev zu erkunden. Allerdings ohne groß Fotos zu machen.
Wir wollten eher die Bevölkerung kennen lernen. Die Jugend/Junge Erwachsene kann/können überwiegend Englisch, also war das recht einfach.
Und was soll ich sagen, spitze. Die sind allesamt so herzlich und nett, kaum zu glauben wenn man bedenkt wie und wo Sie leben. Das soll nicht abwertend sein, sie sind es so gewöhnt, aber wenn man sich da mal Ihre Zukunft ansieht...
Die haben eine ganz andere Lebenseinstellung. Die planen nicht, sondern machen jeden Tag das beste draus.
Denn morgen ist eh alles wieder anders. Deutsche Banken tauschen zum Beispiel keine UAH, da die Währung so extrem instabil ist.
So saßen wir dann 1 Stunde in einem typischen Straßencafe, ich nenn es mal so, und unterhielten uns mit einer Gruppe Jugendlicher, die das erste mal in der Großstadt Kiev waren und aus der Ecke um Kharkiv aus einem Dorf kamen.
Dort ist es üblich, das 4-5 Familien zusammen ein Auto haben. Bei einem Durchschnittslohn von 300 Euro auf Dörfern kein Wunder. Und Sprit kostet 80 Cent bis 1 Euro, also bleibt da nicht viel über.
Was wir so entlang unserer Strecke sahen, stimmte überein. Alles ziemlich ärmlich. Aber Sie machen das beste draus. Das habe ich bewundert. Richtiggehend bewundert.
Aber jeder hat ein Handy. Wirklich jeder. In Kiev rannnte der Großteil mit Handy am Ohr rum. Und manchmal ohne irgendwas zu sagen. Nur ans Ohr gehalten. Solange hört doch niemand still zu. Anscheind große Mode jetzt ;-)

Abends dann die große Überraschung. Bis dato waren wir fast alleine auf dem Zeltplatz, nur ein Schweizer samt Sohn war noch da. Auf einmal stand alles voller Jeeps. Wirklich ALLES voll. Jeder Platz.
Es waren alles Italiener. Sie waren auf einer großen Rallye unterwegs. Von Italien in die Mongolie erfuhren wir.
Und von da an wars mit der Ruhe vorbei, wer schon mal in Itlaien war, weiss was ich meine.
Überall Geschnatter und Gelächter.
Und sie hatten ihre Kinder mit. Was gibts als Kind schöneres als sone Rallye? Geil.
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Abneds dann das Highlight. Dort grillt keiner alleine. Nein, jeder brachte seine Klapptische und seine Stühle an die Zeltplatzhauptstrasse. Und dann wurde das ganze zu ner langen Reihe aufgebaut. Wer die alte Barilla-Werbung kennt... genauso. Die Straße war dicht. Komplett dicht.


Am nächsten Tag dann endlich der Grund warum wir da waren, es ging nach Tschernobyl/Prypjat.
Treff war um 9 auf dem Mainsquare in Kiev und dann gings 2 Stunden bis wir vor der ersten Kontrolle standen.
Wir waren auf 2 Busse aufgeteilt, das Interesse an der Zone ist schon extrem.
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Danach der erste Stop in einem damals evakuierten Dorf. Auch immer mal wieder zu sehen, unser Tourguide. Ganz nettes Mädel gewesen, jünger als ich, sie war grad mal 22. Und dann so ein geiler Job ;-)
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Danach besuchten wir Tschernobyl. Es leben wieder 4000 Menschen da, die in der Zone arbeiten. Imemr 15 Tage arbeiten, dann 15 Tage Urlaub. Dort gibt es auch ein großen Denkmal, mit einer langen Schilderreihe. jedes Schild steht für eine Ortschaft die durch das Unglück ausgelöscht wurde.
Viele Fotos kann man dort nicht machen, da sehr viel Militär rumrennt, und die mögen das nicht wenn man sie fotografiert.
It makes them very nervous, says our tourguide ;-)
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Von Tschernobyl gings weiter Richtung Kraftwerk. Zwischenstop machten wir an einem alten Kindergarten.
Sehr komisches Gefühl dort. Unglaublich schön anzusehen, aber unglaublich traurig machend.
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Normalwert in Deutschland ist 0,05-0,1 mircoSiewert - hier 2,2
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Weiter gings. Und dann sahen wir es mit eigenen Augen. Was man sonst nur von Bildern kennt.
Unglaubliches Gefühl. In diesem Stahlsarkopharg wartet der Untergang. Dessen war ich mir immer bewusst.
Der Geigerzähler piepte mal mehr mal weniger schnell, doch je näher wir dem Kraftwerk kamen umso lauter wurde er.
Hier begann alles, hier wird es irgendwann mal enden. Wenn es nicht mehr strahlt. In Millionen von Jahren.
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Auch zu sehen, Block 5+6, die damals im bau waren. Seit dem Unglück verlassene Baustelle. Nicht mehr brauchbar. Alles verstrahlt.
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Danach gings weiter. Direkt ans Kraftwerk. Dort darf man nur von einer bestimmten Stelle in eine bestimmte Richtung fotografieren. Kontrolliert von 10 Soldaten. Aus Angst vor terroranschlägen oder Spionage. So konnte ich den neuen Sarkopharg nicht ablichten, der schon im bau ist. Aber ich kann auch sagen das noch nicht mal ein 20tel davon fertig ist. Und der alte bröckelt und bröckelt.
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Dann gings zum Mittag in die Kantine des Kraftwerks. Zusammen mit den Arbeitern gabs dann richtig leckeres Essen. Ohne Witz, das war richtig lecker und vor allem viel. Aber ich denke, da haben die armen Hunde auch Anspruch drauf.
Danach fütterten wir schnell mal die Katzenfische im Kühlfluss. Riesenviecher. Echt Riesenviecher.
Wir haben sie mit halben Toastbrotscheiben gefüttert. Klar, wenn da keiner angelt vermehren die sich wie blöd.
Und haufenweise tauben gabs dort. Aber alles sah normal aus. jedes Tier sah normal aus.
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Dann gings weiter nach Prypjat. Auf der fahrt dorthin passierten wir den sogenannten Roten Wald.
Wo damals die radioaktive Wolke als erstes und am heftigsten zuschlug. Wo es heute noch strahlt wie Sau.
Was ich erst später sah, das Foto hat am oberen rand komische Farben. Nur dieses Foto hat das. Obs von der Strahlung kommt, die den CCD beeinflusst hat :gruebel:
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Wir erreichten Prypjat. Wir waren da. 1970 erbaut, 1986 dem Untergang geweiht. 40.000 lebten einst hier, jetzt nur 5 Mann. Grenzposten, die die Stadt seperat bewachen. Und natürlich ein paar Touristen.
Ich erzähle wieder nicht zu jedem Foto etwas, schauts euch einfach an. Ich muss nur sagen, das unser Zeitpunkt bisschen blöd gewählt war, da alles zugewachsen ist im Sommer. Aber die Idee zu der Reise kam spontan und es ging ziemlich schnell los.
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Hier sieht man mich mal :shit:
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Wir besuchten das alte Kino, an dessen Aussenmauern große Mosaike waren. Von dennen viele Steine unten rum lagen. Als hätte jemand ne große Kiste lego ausgekippt. Kurz auf Strahlung geprüft. Nun hab ich 3 Steine Zuhause ;)
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Weiter gings. Zum ehemaligen Stadtzentrum.
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Die alte Turnhalle
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Dann gings weiter auf den Jahrmarkt. Der nie eröffnet wurde.
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Ich vorm Riesenrad. Ich war so fertig dort, wir mussten ja langärmlich anziehen wegen dem Staub. Nur waren eben 35 Grad. Und ich hab geschwitzt wie ein Schwein. Man siehts an den Harren. Ich war klatschnass.
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Mehr bekamen wir in den 2 Stunden in Prypjat leider nicht zu sehen, zu viel Zugewachsen und zu wenig Zeit. Das nächste mal buch ich auf jeden Fall den 3 Tagestripp in der Zone.

nach der Rückfahrt nach Kiev duschten wir, packten alles in den Bulli und machten uns auf den heimweg.
Das war geiles gefahre. Es war lau draussen, beide Fenster offfen und durch die Nacht gedieselt. früh um 2 erreichten wir gutgelaunt die Grenze. Und sollten sie erst 8.00 wieder verlassen :kotz:
Die polnischen Beamten sind so stinkend faul und stümperhaft das glaub ihr nicht. Die ukrainische Seite hatten wir in 20 Min durchlaufen. Und wir konnten nicht schlafen da es ja aller 20 min mal ein Auto weiter vor ging, wer sich da nicht mitbewegt hat, er stand immer am gleichen Fleck und wäre nie drangekommen.
Und so warteten wir 6 Stunden nur um unseren pass zu zeigen und sie feststellten, oh you are german, thats EU. You can pass.
Obwohl verhor schon 2 mal die Karre durchleuchtet und mal schnell die Pässe inspiziert wurden.
Nein wir mussten trotzdem warten. Bis der letzte Beamte mal auf die Idee kam, das Deutschland eben EU ist.
Der Rest der Fahrt war unspektakulär.

Ne das mit den Polen war schon hart. Aber hat die Reise trotzdem nicht versaut, den ich hab Eindrücke gesammelt die mich lange begleiten werden.
Ich kann Sie nur weiterempfehlen , auch wenn solche Reisen eher was spezielles sind, nicht jeder reist eben gerne nach Tschernobyl ;-)

Wenn ihr noch Fragen habt oder so, fragt einfach.

Bis dahin
Ich war ein Hortkind...

Re: Tschernobyl-Prypjat Tour 2012 Reisebericht :D

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georgi hat geschrieben: bin selber so einer der gerne lost places bei youtube guckt,aber sowas mal in live zu sehen ist natürlich der oberhammer.
Jo das is ja auch was geiles. War gestern auch zum 3. Mal schon in Krampnitz und in Beelitz. Das is auch so elendig geil da, das eine is nen altes riesiges Kasernengelände , das andere n altes Klinikgelände.
Vielleicht lad ich da auch mal paar Bilder hoch.
Ich war ein Hortkind...