Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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mitreisend find ich gut... Biteschön, weiter geht's:




TAG 89:

Ungünstige Wahl des Nachtlagers, ein kleiner Parkplatz von Dreien war unsere Wahl. Der Erste voll mit Wohnmobilen, der Dritte noch ne Baustelle. Doch auch in der Mitte ging es gegen 7Uhr los mit den letzten Randsteinen. Der Ort ist im Kommen, Imsouane ein Fischerdörfchen bei Surfern beliebt und seit es hier die tolle Straße von gestern Abend gibt auch gut besucht.

Ich hab zur morgendlichen Gassirunde den idealen Stellplatz entdeckt und parke um, durch die wenigen kleinen Gassen hinterm Hafen kommen wir direkt am Leuchtturm raus, dort auf einer Betonbrache abgeparkt und alles im Blick. Der Ort hat was, stylisch und modern, man glaubt es kaum. Graffitties haben wir schon einige gesehen, sowas aber noch nicht. (Erklärung, die Jebala ist ein traditionelles Gewand für marokkanische Männer, meist mit Kaputze und gestreift, nach Region aber unterschiedlich in den Farben, feste Wolle oder Leinentuch, sehr warm, sieht man häufig am Morgen oder Abend...)

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Der Hafen geschäftig mit Reparaturarbeiten an den Holzbooten, die umliegenden Cafes und Fischbratereien bereiten sich auch schon vor. Doch noch mehr wuseln überall Surfer rum. Bretter unterm Arm und Neopren am Körper. Das Örtchen liegt an einer winzigen Landzunge, der Leuchtturm der ideale Einstieg um sich von den Wellen zum Strand rüber tragen zu lassen.

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Es ist ein wirklich kleines Örtchen und bleibt hoffentlich in solchem Charme erhalten. Meine Fragen nach alten gebrauchten Surfbrettern blieben hier nicht unbeantwortet, aber preislich unerreichbar. Solches Zeug ist Mangelware in Marokko und die meisten Bretter sind zum Verleih, damit macht sich mehr Kohle.

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Die heimische Wirtschaft voll auf Surftouris ausgelegt, am nördlichen Ende der Stadt, wo früher mal die Fischer direkt am Wasser wohnten sind deren Behausungen nun extravagante Hostels oder Ferienwohnungen. Tolle Lage, super Aussicht, bis mal ne große Welle kommt.

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Wir verbringen den ganzen Tag in Imsouane und hatten überlegt auch die Nacht zu bleiben, aber der Wind wurde kräftiger und Neues gab es nicht zu entdecken. Abmarsch am Nachmittag. Die südliche Route zurück zur N1 ist weniger toll, ausser man kommt von oben und will seine Seifenkistenskills verbessern. Steil und kurvig und für uns fast 20Minuten im ersten Gang. Die Küstenstraße dann dafür aber mit entsprechendem Panorama.

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Wir sind nun nicht mehr weit entfernt von Agadir, Tamri als nächster Ort in dem wir bissel Lebensmittel kaufen. Bananen gibt es hier an jedem Stand, etwas kleiner und überall gut reif. Ich koste mal und bin erstaunt, frisch hier aus dem Tal, günstiger als der ganze importierte Scheiß, da kann man zuschlagen. Bananen die grün geerntet werden, wochenlang auf See rumschippern und mit Chemikalien auf den Punkt zum Reifen gebracht werden schmecken nicht annähernd so gut. Weiterer Pluspunkt Marokko.

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Wir haben mal wieder solch einen Tag, wo das Schicksal bestimmt wo wir landen, wollten eigentlich noch etwas weiter, fanden aber ein hübsches Plätzchen mit etwas Abstand zur N1 und Blick auf nen tollen Sonnenunergang. Eine Steilküste (knapp 10meter hoch) mit super Strand darunter, etliche Surfer im Wasser, einige Busse um uns herum, keine Weißware, die kommt nicht über den kleinen Hügel an der Einfahrt. Perfekt.

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Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 90:

Am nächsten Morgen entdecke ich einige Nachbarn, die uns auf dem Weg schon häufiger begegnet sind. Dieser hier ist neu und einen Plausch wert. US-Import aus England (TÜV-und Steuerfrei) und auf eigenen Rädern hier runter. Baujahr 69 und man glaubt es kaum aber Marokkaner haben ihn gefragt, warum keine Farbe auf seinem Bus ist...

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Ein echtes Surfmobil mit zwei coolen Typen, der Innenausbau auch sehenswert, Leicht, dünn und alles dabei. Hut ab, toller Wagen, sogar mit Ofen in der Küche

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Eine Horde spindeldürrer Ziegen wird über den Platz getrieben, zur Grünabfallbeseitigung anscheinend, na da kann ich doch mit ner ganzen Tüte aushelfen und bin sofort bester Freund und umringt von Hörnern.

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Ungefähr so überfüllt sieht es auch auf dem Wasser aus, hab herausgefunden, dass dieser Platz hier der beliebteste vor Taghazout ist, da die Wellen etwas seitlich brechen und sich immer größer auftürmen. Der besagte nächste Ort ist das Surfmekka hier und hat viele Herbergen, die meisten Autos hier sind Mietwagen und mit Tagesbesuchern in Neopren vollgestopft. Interessant zuzuschauen, zu lernen und den Wunsch nach nem Brett zu festigen.

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Für uns gibt es heute also nur einen Weg, auf nach Taghazout, bei über 20 Surfshops und Werkstätten muss doch was für mich dabei sein. Die N1 wie oft erwähnt ist die Atlantikstraße in den Süden, hier mal ein tolles Schild zur Verdeutlichung der Distanzen. Dakhla ist dann mitten im Nirgendwo der Westsahara, südlicher als die Kanarischen Inseln. Dieser Streckenabschnitt bisher der schönste, gut zu fahren nur weil einspurig nen bissel vollgepackt mit Verkehr zwischen Essaouira und Agadir.

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Taghazout hat keine Tankstelle, aber hier ist was los, man kann sich Imsouane als Surfdorf vorstellen, dann ist das hier Surfhauptstadt von Marokko. Wow, Marokkaner mit Rasterzöpfen, coole Shops und noch mehr stylische Tags an den Wänden. Maroc'n'Roll und die Jebala als Apres-surf-Mantel. Wellenreiten ist International, das hier also die internationalste Ortschaft die wir bisher gesehen haben. Ich brauche knapp 90Minuten um in so einigen Shops meine Geschichte zu erzählen. Alle wollen mir helfen, hilfsbereit aber ganz schön geschäftig. unter 1000-1500dH geht normalerweise nix mit nem alten Brett. Wer also nächstes Jahr herkommt, Bretter günstig in Deutschland kaufen und hier verscherbeln. Glaube die Gewinnspanne ist größer als bei MercedesBussen. :)

In Tarifa der spanischen Surf- und Kitesurfhochburg haben wir beim Containern einen Sack Zubehör und Fußschlaufen gefunden. Mit diesem im Tausch und statt Dirham nen Euro-Fuffi einstecken geht es erneut zu Verhandlungen welche Final von Erfolg gekrönt sind. Tada, unser neues Brett: Quicksilver mit laminierten Finnen und einer doppelwirbligen Fußschlaufe. Bissel klein für solche Anfänger wie uns, aber passt so wenigstens Zentimetergenau in die Heckgarage. Ziemlich abgerockt, mit Dellen und schonmal repariert, eigentlich genau was wir suchten und zu uns passt. Haare ins Gesicht und ab in die Wellen.

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Doch heute wird das leider nix mehr. Christie nutzt die strategische Möglichkeit des nahen Agadir um erneut ne Einladung nach London anzunehmen. Reiche Freundin mit Langeweile... und ich ein paar Tage mit nem neuen Hobby am Atlantik... kein Problem, flieg ruhig Schatz.

Wir haben also noch 20 bis Agadir, weitere 10 bis zum Flughafen, also ne Stunde Fahrt. Sie fliegt ziemlich früh suchen also was ausserhalb der Stadt. Bissel näher geht noch, wir passieren Aourir, hier ist heute Souk. Den nehmen wir noch mit. Parkplätze mit Anhänger Mangelware, ich steh einfach wie üblich auf der Straße, hier sogar auf der Brücke des Oued aus dem Paradise Valley. Der Einkauf bringt nen Pfund Ziege und etliche Kilo Gemüse. Ich bin mal mit nem Korb los um die Plastiktütenflut zu vermeiden. Christie bleibt im Bus. Auch hier steht ein hübscher Surfshop direkt am Eingang des traditionellen Marktes, was für ein Kontrast, die Frau auf den Säcken, das passt.

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Der Markt dann wie gewohnt, nur größer als bisher erlebt. Hier ist gut was los und ich komme auch mit Gewürzen und Datteln wieder. Heute gibt es nochmal Couscous.

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Für diesen braucht Christie wie schon erwähnt ne Menge Zeit, in der Nähe finden wir einen Platz. Diese freie große Fläche bei Anza soll auch für die Nacht gut sein. Der Sonnenuntergang, viel zu oft in den letzten Wochen vernachlässigt, zeigt sich mal von der fotogenen Seite.

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Ok, falls ihr euch das anders vorgestellt habt auch ohne den Blechhaufen davor.

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Mein persönlicher Favourit jedoch das gemauerte und geflieste Stadtwappen in Berberschrift. Das "Z" was nem Männchen ähnelt, wie auch so häufig auf einigen Surfshops gesehen steht dabei symbolisch für Freiheit.

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Der Abend brachte uns noch Nachbarn, die Britten im abgerockten 608. Wir beide gingen davon aus hier ungestört übernachten zu können, auch sie müssen Morgen am Flughafen sein um jemanden abzuholen. Die örtlichen Behörden jedoch wollten uns hier nicht stehen sehen, mit den üblichen Ausflüchten "securite" wurden wir verscheucht. Die FLughafen Erklärung, und dass wir 5Uhr sowieso weg müssen zählte nicht. Brauchten also eine Weile abzuhauen, die Britten mussten das Kinderbett von der Frontscheibe entfernen und wir erstmal aufessen und einpacken. Ich hatte keine Lust noch weit zu suchen und fuhr sehr gemütlich wieder ein Stück zurück. Nur wenige Meter weiter war eine ähnliche ebene Fläche nahe der Küste, diesmal in Sichtweite der Polizeiinspektion... sollten sie mir heute nochmal mit "Sicherheit" kommen stell ich mich gerne auch auf deren Hof.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 91:

Wir wurden in Ruhe gelassen und waren auch noch vor Sonnenaufgang weg, auf dem Weg zum Flughafen. 9Uhr gehts für Christie über Casablanca nach London, Reserve muss sein und 7:30 war sie schon eingecheckt. Die anderen beiden Busse waren nicht weit, übernachteten unweit der Werkstätten von Ait Melloul. Ich war da bevor alle wach waren und hatte nun also wieder ein paar Tage nix wirklich vor. Thorsten samt Frau und die Igels hatten Erledigungen und Besorgungen in der Reparaturmeile machen lassen, das wollte ich mir auch mal angucken und hatte auch Kleinigkeiten auf der Liste, nen 71° Thermostat zum Beispiel.

Wahnsinn, ein Spielplatz für marokkanische Hobbieschrauber wie es aussieht. Werkstätte kann man das nicht nennen, ein endlos langer Weg mit Garagen und Eingängen zu Hinterhöfen, eine Ansammlung von Schrottplätzen die Seinesgleichen sucht. Jeder vorbeifahrende potentielle Kunde wird wie auch in Marrakesch versucht zum eigenen Shop zu winken. Das schau ich mir mal zu Fuß an.

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Wow, was hier alles so rumsteht, Schlachtung und Teilelagerung bei den Meisten angesagt, Reparaturen werden überall auch auf dem Hauptweg durchgeführt. Raritäten stapeln sich am Rand und in den Hinterhöfen gibt es alles was man auf deutschen Schrottplätzen vergeblich sucht: alte Autos.

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Jedoch stehen auch wenige modernere Fahrzeuge rum, meist Wracks und Unfallopfer. Die Arbeitsweise, naja von Umweltschutz oder adäquater Ausrüstung haben die Wenigsten was gehört. Die Arbeitsmoral ebenfalls locker. Wer was bestimmtes sucht sollte sich nen Tag Zeit nehmen, zum Rest sagt dieses Bild am Meisten aus. Federbett mal anders.

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Unfassbar, muss man live erlebt haben, ich hab mal die GoPro angeschmissen Ergebnis folgt die Tage. Weiter hinten ließ BigBlue nen Ölwechsel machen, fragt lieber nicht wie... Ich hatte mein Thermostat und die gesuchte Auspuffschelle gefunden und hart verhandelt. Preise sind ja utopisch, gibt halt wenig und solches Zeug ist hier egal in welchem Zustand Gold wert. Mir reichts, ich zieh von Dannen, hab noch nen anderen Punkt auf der Liste. Dekoration.

Nach Beschreibungen finde ich ins Zentrum von Ait Melloul und frage mich hier bei einigen Polsterern durch um final endlich einen Shop mit Stoffen und Bommeln zu finden. Meine Einkaufstüte beinhaltet 6m Fransen am laufenden Band und die Gestaltungsarbeiten für die nächsten Tage ist gesichert.

Danach habe ich noch ne kleine Runde Stadtrundfahrt durch Agadir und deren Vororte absolviert. Die Stadt hat nix sehenswertes zu bieten, wurde 1960 von nem Erdbeeben zerstört, ist aber idealer Punkt wenn man nach Marokko fliegen muss. Hotels überwiegen die Bebauung und wer Richtung Süden will kann hier nochmal bunkern. Meine Richtung stehtfest, nördlich zurück zum Strand bei Taghazout. Auf dem Weg dahin hoffe ich vielleicht noch einen anderen Sellplatz zu entdecken. Doch nach Anza folgt auch schon der Ort Aourir mit dem Souk letztens, dahinter gleich die Surferortschaft Taghazout. kurz davor bleibe ich am Strand stehen (großes Schild Übernachtungsverbot) und bereite mein Mittagessen. Couscous dank Christies großer Kochaktion gestern. Die Wellen heute wieder ordentlich, aber irgendwie fehlt mir die Lust.

Ich erreiche den Platz auf dem wir schon vor zwei Tagen geschlafen haben und sehe noch kurz vor Dämmerung einen ganzen Haufen Froschmänner auf Brettern. Echt nen Schauspiel und vom zugucken lernt man auch. Umringt von etlichen LT, T3 LDV, Transit und anderen Campmobilen ausser Weißware. Hier fühl ich mich wohl und hab zentral abgeparkt. Die nächsten Tage könnte es mir hier gefallen, heute Abend ist Schreiben angesagt, gibt viel nachzuholen, lest ihr ja grad.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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ja, wird schon. nur die Wellen spielen grad nicht mit, also weiter im Text.


TAG 92:

Früh ins Bett weil zeitig aufgestanden (Flughafen) bringt einen hinein in den Teufelskreis. Hellwach noch vor Sonnenaufgang, Atlas freut's der Strand alleine für uns. Die Sonne geht bald über den Hügeln im Südosten auf, Helligkeit ist schon etwas da, schönes Lichtspiel bei Ebbe am sehr flachen Sandstrand.

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Das war es dann auch mit allen Plänen für diesen Tag gewesen. Die auf dem Ozean entstehenden Wolken bringen einen Regentag mit sich, Christie in London und ich hab hier das gleiche Wetter, soll wohl so sein. Es gibt ab und an Regenpausen um sich die Beine zu vertreten aber eigentlich verbringe ich den ganzen Tag im Bus und erfreue mich meiner Ruhe, Bücher, Internet Bastelzeit... alles da.

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Die Touris mit den Mietwagen schreckt es aber nciht ab auch bei Regen in die Wellen zu springen, nass wird man sowieso. Meistens Engländer wie ich höre kennen die es wohl nicht anders, und wer schon zum Surfen herfliegt lässt sich davon doch nicht abhalten.

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Ich hatte auch überlegt, aber doch nicht so viel Langeweile gehabt, ausserdem trocknet das Zeug sonst nicht und ich hab es feucht im Bus. Die Nacht wird dazu noch windig und schaukelig, es regnet weiter, hoffentlich ist es bald vorbei, ich hab mal wieder nen Plan.

Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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TAG 93:

Und so war es auch, es klarte am nächsten Morgen auf und ich, erneut recht zeitig wach, nutzte die frühe Stunde um ungesehen meine ersten Surfversuche mit dem neuen Brett anzustellen. Ein Kampf, kann man behaupten, paddeln und "duck diving" funktionierte ganz gut, nur die Strömung durch die Strandform und die Wetterverhältnisse brachte mich nicht ans gewünschte Ziel. Kondition braucht man also auch, nicht nur Balance. Ich trieb ab.

Ausserdem ist es am Kopf doch recht kalt dauernd unter Wasser zu sein, auch bei 16grad. Ich hab nach ner halben Stunde genug und geh wieder ins Bett zum lesen und aufwärmen. Interessante Nachbarn hab ich kennengelernt, ein junges Pärchen was früher mit nem Boot um die Welt gesegelt ist, hat nun ne Bremer Ambulanz und viele Geschichten auf Lager.

Die Gegebenheiten des Wassers kann man heute und speziell hier von der Steilküste aus gut sehen, Weisswasser (nicht die Stadt in Sachsen) wie gestern beherscht die Bandung und deshalb ungünsitg zum surfen... hab ich ja gemerkt. Dann brauch ich das heute nicht nochmal probieren und bastel mal das Mopped vom Anhänger. Gilbert hat mir gestern noch erzählt dass eine tolle Piste von hier direkt Richtung Paradise Valley also auch Imouzzer führt. Er hat mit dem Bus zwar 7Stunden gebraucht, ich glaub aber ich hab mit der SP leichteres Spiel. Vollgetankt und Atlas nochmal ausgeführt werde ich also ne Weile weg sein, die Nachbarn schauen auf den Bus und ich sitz mal wieder im Sattel.

Die ersten Meter eine schöne gewundene Passstraße zum Warmfahren, toll und immer höher. Wie erörtert hört dann der Asphalt einfach auf und eine Schotterpiste führt weiter. Unglaubliche Aussicht, vorhin noch auf Meereshöhe hab ich jetzt knapp 1000Höhenmeter.

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Der Weg gewunden und immer steiniger führt an einem Bergkamm entlang, einfach in den Fels geschlagen. Dicke Brocke liegen auf dem Pfad, der Piste. Eigentlich die erste Richtige mit dem Motorrad und zum Glück nicht im Bus, spätesten mit dem Anhänger war hier Ende. Die Landschaft bestehend aus Tälern und Bergrücken so weit das Auge reicht. ich hab schon ne knappe Stunde, also um die 2km hinter mir. Wenn der Motor abgeschaltet ist hört man kein einziges Geräusch.

Ist schon etwas beklemmend, so ohne Navi und Telefon unterwegs zu sein, eigentlich weiß niemand so richtig wo ich hin bin und eine Menschenseele hab ich heir auch noch nicht entdeckt. Zumindest macht die einzige Reifenspur hier Hoffnung, sieht nicht nach Ofroadprofil aus, also wohl nen Einheimischer. Und da es gestern erst geregnet hat muss der binnend er letzten 24Stunden hier vorbei sein.

Ich habe moderates Tempo drauf, will nix riskieren und schaffe es trotzdem irgendwie in einer engeren Kurve übers Forderrad wegzurutschen und zwischen meinen Beinen abzulegen. Viel hat nicht gefehlt und ich wäre den Abhang runter, die letzten Zeilen wären dann Aaaaargh. Das Hinterrad hat schon die Böschung hinter sich, ich zieh den Hobel also wieder raus und atme mal tief durch. Wieder Stille, jetzt könnte man behaupten ich fühle mich etwas unwohl. Selbst wenn ich nen Reifenschaden hätte, oder nen Hebel abbricht, ich müsste stundenlang die SP durch die Gegend schieben...aber in welche Richtung? Über die Hälfte müsste ich geschafft haben, aber genau???... keinen Plan, beim Ablegen hat sich der Kilometerzähler verdreht. Vorwärts immer, Rückwärts nimmer, ich hab schließlich Abenteuer gebucht.

Kurzer Blick, ok, hab alles auf GoPro... dann Weiter. Es geht ein Stück bergab, war bei meiner Planung über falk auch so, bin also im letzten Drittel. Denn danach noch über einen Hügel und ich müsste für die letzten vier Kilometer nach Imouzzer ne Straße erreichen. Doch die letzten Kilometer haben es in sich, bisher waren die großen Steine im Schotter nur faustgroß, doch jetzt rollen Köpfe. Dachte ich bisher noch die Route mit Christie wiederholen zu können ist das hier definitiv ne Nummer zu schwer. Aber ist ja alles auf Band. Ich komme an einer Straße an und begegne erstaunten Gesichtern von Straßenarbeitern an einer Baustelle. Tolles Mopped und dass ich mit dem Ding nahe Taghazout ins Geröll bin um hier zu enden bringt Respekt.

Die letzten Meter eine kurvige Straße, im Ort nix zu entdecken, die Wasserfälle weitere 4km darunter. Kurvig geht es bergab um wo zu enden... an ausgetrockneten Cascaden... hier hat es gestern nicht viel geregnet.

Naja, tolle Tour und ich geh mal in den naheliegenden Cooperativen Shop um den berühmten Honig aus der Region zu probieren. Geschmacksrichtungen Thymian, Kaktus und Orangenblüte, mit 150dh das halbe Kilo aber nen gigantischer Preis. Lecker trotzdem und ich fahre wieder den Berg hoch um abseits des Tourirestaurants in Imouzzer eine Tajine zu essen. Kräfte sammeln für den Rückweg, wenn auch nicht ganz so spektakulär geplant. Ich folge dem Paradise Valley genannten Tal und staune nicht schlecht. Echt ein Paradies. Felsformationen und buntgrüne Vegetation, Vögel und fließendes Wasser, wow. Leider hat die GoPro keinen Saft mehr und zum Bilder machen bin ich zu spät dran. Hier kommen wir definitiv nochmal hin, die, oder eine andere Runde muss Christie mitfahren. Der Trip heute zählt dann ab jetzt zur geilsten Motorradtour die ich je gemacht habe. Gefolgt vom Trip durch die Berge am spanischen Stausee und die Alpenpässe Runde im vorletzten Herbst in der Schweiz.

Ich erreiche meinen Bus und Atlas nach fast 6Stunden Fahrtzeit. Meine Unterarme etwas verkrampft und durstig (nur 500ml Wasser dabei) aber überglücklich, Großen Dank an Suzuki, solch solide Technik nach fast 40Jahren noch gut in Nutzung.

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Abends begann es wieder zu tröpfeln, super Timing, Danke. Und die Nacht über regnete es dann öfter. Mopped wurde also wie von Geisterhand wieder sauber. Vorher jedoch noch ein tolles Bild bei aufsteigendem Mond.

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Re: Wintertour 2016... süd-sudwest, sind dann mal weg.

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Danke, ich verbringe mgrad mehr schneiden von Videos als mit schreiben, hier mal das Ergebnis.


TAG 94:

Super geschlafen, gestern Abend stand noch Surfer beobachten und mit den Nachbarn quatschen an. Weniger Besucher hier als fürs Wochenende vorgestellt. Die Wellen sind nicht optimal. Eine Fahrzeug darunter war aber ne Meldung wert, ein UmzugsLaster mit brittischen Kennzeichen zum SurfHostel umgebaut. Mit Genehmigung der Bewohner ebenfalls aus UK, hab ich drinnen mal nen paar Fotos geschossen. 6 Etagenbetten, eine Küche, ein Bad und eine Lounge, sowie der Alkoven als Rückzugsort für den dazugemieteten Fahrer. Warum auch nicht, Surfer müssen mobil sein denn die wenigsten Hostels stehen an guten Surfspots und manchmal muss wan den Wellen hinterherfahren. Falls also jemand noch ne Geschäftsidee braucht, diese sicherlich für deutsche Kunden optimierbar.
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Der Morgen ansonsten mit leichtem Dejavu Gefühl. Joggen mit Atlas am Strand, danach ziehen wieder Wolken auf, was soll der Scheiß. Obwohl ich gleichzeitig dankbar bin gestern solch tolle Runde bei Sonnenschein erlebt zu haben. Der weitere Tag wird verbastelt, ich hab da noch Kleinigkeiten auf der Agenda. Hauptakt mal wieder das Thermostat, diesmal eine 71grad mit hoffentlich erwünschtem Effekt. Da Christie nicht da ist gibt es auch keine Mecker, wenn ich die Thermostate auch wirklich auf Funktion und Unterschied prüfe.

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Rotation der Nachbarn könnte man behaupten, das junge Pärchen macht sich auf den Weg und dafür kommen Berliner Rentner hinzu. G-Modell mit Wohnkabine, hab ich irgendwo schonmal gesehen, und er erkennt mich auch wieder, schon ne Weile her, noch vor Weihnachten um Aguilas hab ich schon sein Auto bewundert. So richtig Offroad fahren die beiden aber nicht (mehr) Man tauscht Erfahrungen und Lektüre, und mein restlicher Abend besteht wieder aus Bürokram, mit Wellenrauschen im Hintergrund. <Today is a good day> leuchtet aus meiner Frontscheibe, klare Ansage für Morgen. Bild kennt ihr.



TAG 95:

Die Nacht über klarte es auf. Am heutigen Montag kommt meine Beifahrerin wieder eingeflogen. Ich muss also abends am 50km entfernten Flughafen sein. Die Berliner bleiben noch ne Nacht und ich kann den Anhänger stehen lassen, will auch nochmal beim Schrottplatz vorbei, Teile suchen, macht sich besser ohne Ballast.

Vorher nutze ich aber die recht ruhige See um meine Grundskills im Surfbrett beherschen zu verbessern. Paddeln und drauf sitzen (es ist klein und geht dabei 30cm unter) ausserdem Anlauf nehmen um die Welle wenigstens liegend zu bekommen. Es ist grad Flut, die Strömung hat sich auch geändert, ich werde nicht abgetrieben. Nur zu weit darf ich nicht Richtung Klippe, davor sind noch große Felsbrocken um die ich morgens immer beim Joggen umgehe. Es wird, ich bekomme ein Gefühl dafür und kalt ist es mit der prallen Sonne gegen Mittag auch nicht mehr im Wasser. Noch nicht ganz der Profi, aber die Haare liegen schonmal. Bissel was essen und schon wieder ist nen halber Tag rum, nun aber hinters Lenkrad.

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Auf die N1 der Küste folgen toller Anblick und siehe da die ersten Kilometer macht meine Wassertemperatur nen besseren Eindruck. Durch Agadir fahre ich der Hauptallee folgend, Zwischenstop im Supermark, Wasser leer. Alles andere hole ich aber lieber direkt auf dem Markt. In Ait Melloul fand ich einen und hatte Obst und Gemüse. Bissel Naschzeug als Begrüßungsgeschenk geht auch immer. Nächster Stop Schrottplatz. Diesmal hab ich euch das Video zusammengeschnitten, muss man gesehen haben und im Gegensatz zum letzten Besuch ist hier nach dem Regen alles voll von Pfützen. So macht Schrottplatz Spaß.

https://vimeo.com/156568768

Ich bin nicht ohne Grund oder nur zum Gaffen hier. Nach etwas Recherche und Hilfe aus dem Forum suche ich nen ganz bestimmtes Getriebe. Speziell aus den alten Bremern gibt es hier sowas definitiv, nur ob ich den Richtigen frage und Der es dann auch findet ist ne andere Sache. Dem war nicht so und nach zwei Stunden gebe ich gegen Sonnenuntergang auf, einige Shops haben auch schon geschlossen, gibt wohl kein Licht hier.

Der Weg zum Flughafen ist nur noch die Straße runter, ich halte also in einem nahen Park-Wäldchen um mit Kochen und Lesen meine restliche Zeit zu vertreiben. Am Flughafen bin ich ne habe Stunde zu früh und darf da nicht stehen bleiben, also ein Hin und her. Ausserdem landet sie zwar pünktlich, aber Bürokratie macht auch daraus nochmal ne Stunde bis wir endlich abfahren können. Ohne Anhänger und mit leeren Straßen ist es nun mal wirklich an der Zeit, dass Christie den Bus fährt. Den Vorgänger kannte sie ja schon, der hier schaukelt nur noch nen bissel mehr. Und es läuft gut, macht ihr Spaß und wir kommen noch vor Mitternacht am Schlafplatz an. Heute ist Vollmond, ne Party gibt es aber nicht mehr.